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Perfekte Manner gibt es nicht

Perfekte Manner gibt es nicht

Titel: Perfekte Manner gibt es nicht
Autoren: Cabot Meg
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solche Angst, dass ich zu spät dran wäre… Und als ich meine Augen öffnete und dich da liegen sah, dachte ich … ich dachte, du wärst tot.«
    Jetzt umfasste er ihr Gesicht mit beiden Händen. »Gerade jetzt, wo sich alles zum Guten wendet, werde ich sicher nicht sterben.«
    Sie lächelte ihn an, und er erwiderte das Lächeln. In seinem schwarzen Gesicht schimmerten die Zähne blendend weiß. Fasziniert schaute sie ihn an und nahm kaum wahr, dass Deputy Lippincott dem Regisseur Handschellen anlegte und ihn auf die Beine zog. Irgendwo am Rand ihres Blickfelds schlang ihr Vater einen Arm um die Schultern von Eleanor Townsend,
die Freudentränen in Alessandros goldenes Fell flie ßen ließ.
    Angewidert stapfte Melanie Dupre davon. »Das war’s! Ich kündige!«
    Auch das hörte Lou kaum. Nur eins fiel ihr auf – Vicky Lord schluchzte in Sheriff O’Malleys Hemd. Doch das spielte keine Rolle. Ebenso wenig wie die Hand, die der Sheriff hob, um Vickys Kopf ungeschickt zu tätscheln.
    Im Grunde galt Lous Aufmerksamkeit nur Jack, seinem Lächeln, diesen unglaublich blauen Augen.
    »Willst du von hier verschwinden?«, fragte er.
    »Nichts wäre mir lieber. Es ist nur …« Schuldbewusst senkte sie den Kopf. »Mit meinem Fuß stimmt irgendwas nicht.«
    »Kein Problem«, entgegnete er und neigte sich herab.
    Ehe sie wusste, wie ihr geschah, nahm er sie auf die Arme.
    Wie Richard Gere in Ein Offizier und Gentleman trug er sie davon. Es gab nur einen einzigen Unterschied – Jack Townsend war viel größer als Richard Gere …
    Nein, da war noch ein zweiter Unterschied – Jack hatte nicht wie Richard von Liebe gesprochen.

33
    Wie sich beim Röntgen herausstellte, war Lous Fuß am Knöchel und am unteren Teil des Schienbeins gebrochen. Sechs Wochen lang musste sie einen Gips tragen, dann vier Wochen eine Schaumstoffschiene.
    Auf einer Bahre war sie ins Anchorage General Hospital gerollt worden. Nun lag sie in einem Untersuchungsraum und fragte sich: Wieso bekommen die Filmheldinnen, die ihr Leben riskieren, um andere Leute zu retten, immer nur ein paar Kratzer ab? Während die Heldinnen des wirklichen Lebens wie ich eine Spiralfraktur am Schienbein erleiden, einen hässlichen Gips kriegen und herumhumpeln müssen wie Sigourney Weaver in Die Waffen der Frauen ? Übrigens keine besonders sympathische Filmfigur …
    Natürlich war die Verletzung noch nicht alles, was Lou von einer Filmheldin unterschied. Da war noch die Sache mit den Typen. Lou bekam einfach keinen ab. Die Filmheldinnen bekamen am Ende immer ihre Typen. Nur Lou nicht.
    Klar, Jack hatte sie zu Sheriff O’Malleys Geländewagen getragen, er hatte sie auf der Fahrt zum Flughafen begleitet und während des Flugs sogar ihre Hand gehalten. Er ging mit ihr in die Notaufnahme, wo mehrere Patienten warteten, die nach der Schwere ihrer Verletzungen eingeteilt waren, und ihn fragten, ob er Dr. Rourke sei und sich mal ihren Nesselausschlag ansehen könne …

    Und da hatte Lou ihn zum letzten Mal gesehen, denn sie war auf die Unfallstation gebracht worden, die Besucher nicht betreten durften.
    Nun wartete sie im Untersuchungsraum, bis der Arzt zurückkehren und ihr den Gips anlegen würde. Solange sie sich nicht bewegte, schmerzten ihr Knöchel und der untere Teil des Schienbeins nicht. Sie hatte sich auf der Untersuchungsliege ausgestreckt und starrte durch das Fenster auf den Parkplatz des Krankenhauses, es war eine trostlose Aussicht. Inzwischen hatte es wieder zu schneien begonnen. Hinter einem Discounter auf der anderen Straßenseite ragte der Mount McKinley empor, weiß und grau und majestätisch. Seit sie mit Jack Townsend auf diesem Berg gestrandet war, schienen tausend Jahre verstrichen zu sein. Beinahe wünschte sie sich in Donalds Hütte zurück. Dort waren sie wenigstens sicher vor so grausigen Szenen gewesen, wie sie sich diesen Vormittag am Drehort abgespielt hatten.
    Wer hätte gedacht, dass Tim Lord, der Oscar-Preisträger und größenwahnsinnige Regisseur, in krankhafter Eifersucht einen so tückischen Plan schmieden würde, um den Ex seiner Frau loszuwerden? Lou jedenfalls nicht. Sie hatte geglaubt, dass Vicky und Tim eine glückliche Ehe führten.
    Wie ahnungslos war sie gewesen …
    Während sie über ihr mangelndes Vorstellungsvermögen nachdachte, klopfte es an der Tür. Sofort beschleunigte sich Lous Puls, denn sie hoffte, Jack würde endlich zu ihr kommen. Andererseits war er nicht der Typ, der anklopfte. »Herein!«, rief sie.
    Zu ihrer
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