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Heartless 03 - Lockruf des Herzens

Heartless 03 - Lockruf des Herzens

Titel: Heartless 03 - Lockruf des Herzens
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    London, England
    April 1806
     
    Die Schlacht tobte in seinem Kopf. Er hörte das Krachen der Musketen, das Donnern von Kanonen, er sah heißes Blei, das sich in Fleisch und Knochen grub, und Männer, die vor Angst und Verzweiflung heulten und schrieen.
    Es ist nur ein Traum, versicherte er sich selbst, während er versuchte, aus einem der immer wiederkehrenden Alpträume, die seinen Schlaf unerträglich machten, zu erwachen. Mühsam kämpfte Adam Hawthorne, der vierte Graf von Blackwood, darum, die Bilder des Traums abzuschütteln, während er aufrecht in seinem riesigen Bett mit den vier Pfosten saß, die einen gewaltigen Baldachin trugen. Sein Herz hämmerte. Der Schweiß rann ihm in Strömen über die nackte Brust, und das volle schwarze Haar, das von einem Band zusammengehalten wurde, klebte an seinem Nacken.
    Obwohl es im Zimmer empfindlich kalt war, schob Adam das weiche Federbett bis über die Taille nach unten. Er schauderte, und Gänsehaut überzog seine Brust über dem steifen Laken aus Leinen. Er hatte sich an Nächte wie diese inzwischen gewöhnt. Die schrecklichen Bilder verfolgten ihn nun bereits seit mehr als sechs Jahren. Er sah sie als seine Buße für die Rolle an, die er im Krieg gespielt hatte.
    Er rieb sich mit einer Hand übers Gesicht, um die letzten Reste des Schlafes zu vertreiben, während er seine langen Beine über die Bettkante schwang und aufstand. Durch einen Schlitz zwischen den goldfarbenen, schimmernden Samtdraperien drang das erste Licht des beginnenden Tages ins Zimmer. Adam goss Wasser in eine Porzellanschüssel, die auf seinem Waschtisch stand, wusch sich schnell und schlüpfte dann in ein Paar Wildlederhosen und ein weißes Hemd mit weiten Ärmeln. Dann streifte er spanische Reitstiefel mit hohem Schaft über.
    Er stieg die Treppe nach unten und begab sich zu den Stallungen, die hinter seinem Stadthaus lagen, um seinen täglichen Morgenritt zu machen.
    Sein Reitknecht, Angus McFarland, ein großer Schotte mit rotem Gesicht, der früher Sergeant bei den Gordon Highlanders gewesen war, wartete bereits auf ihn. In seiner mächtigen Faust hielt er die Zügel von Adams preisgekröntem schwarzen Hengst Ramses.
    »Sein Se vorsichtig, Major. Der Junge is'n bisschen übermütig heut Morgen.«
    Adam nickte. »Dann wollen wir ihn mal laufen lassen.« Er klopfte dem Hengst den seidig glatten Hals. »Na, würde dir ein schneller Galopp gefallen, mein Junge?« Das Pferd war so schwarz und glänzend wie ein polierter Edelstein, es hatte einen perfekten Körperbau und einen überraschend sanften Charakter. Als Adam ihn bei Tattersall's erblickt hatte, hatte er keine Ausgaben gescheut, um ihn zu bekommen. Es war der einzige echte Luxus, den er sich geleistet hatte, seitdem er so unerwartet zum Titel und Vermögen von Blackwood gekommen war.
    Adam tätschelte die weichen, dunklen Nüstern, um dann in die Tasche zu greifen und dem Pferd auf der ausgestreckten Hand ein Stückchen Zucker zu reichen. »Ein bisschen frische Luft lässt die Welt immer gleich ein wenig freundlicher erscheinen.«
    »Aye, genauso is'es«, stimmte ihm der Schotte bei. Adam schwang sich aufs Pferd und ließ sich in den flachen Ledersattel gleiten. Nach acht Jahren bei der Kavallerie fühlte er sich auf einem Pferd wohler als mit den Füßen auf der Erde. Er verabschiedete sich von Angus, der ihm mehr Freund denn Angestellter war, und lenkte sein Pferd zum täglichen Ausritt in den Park. Ram tänzelte und schnaubte temperamentvoll vor überschäumender Energie, während sie durch die Straßen von London ritten.
    Zu dieser frühen Stunde war keine Menschenseele im Park. Adam ließ dem Pferd die Zügel schießen und donnerte in lang gestrecktem Galopp über die Kutschwege. Die ersten Strahlen der Sonne waren am Horizont zu sehen, als Pferd und Reiter unter einer Platane auf einem flachen Hügel neben dem Ententeich zum Stehen kamen. Adam ließ den Hengst, dessen Flanken sich von dem anstrengenden Galopp hoben und senkten, verschnaufen. Beide genossen die sanfte Brise und die ersten Strahlen der Sonne.
    Während er Ram abwesend den Hals klopfte, wandte Adam seine Aufmerksamkeit in eine andere Richtung. Sein Blick glitt suchend über die Rasenfläche, die unter ihm lag, bis er sie auf derselben schmiedeeisernen Parkbank entdeckte, auf der sie jeden Morgen saß, seit er sie vor drei Tagen das erste Mal gesehen hatte.
    Die teure Kleidung, die sie trug - heute war es ein blassgrünes Musselinkleid, das mit kleinen
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