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Heartless 03 - Lockruf des Herzens

Heartless 03 - Lockruf des Herzens

Titel: Heartless 03 - Lockruf des Herzens
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gestickten Rosenknospen übersät war -, wies sie als Angehörige des ton , der oberen Gesellschaftsschicht aus. Sie war kleiner als der Durchschnitt, von zartem, schlankem Körperbau, mit heller, makelloser Haut. Unter der mit Spitze versehenen Haube konnte er die feinen Gesichtszüge mit der geraden Nase und den schön geformten, dunkelbraunen Augenbrauen erkennen. Er nahm an, dass ihre
    Augen blau waren, obwohl er sich aus dieser Entfernung nicht sicher sein konnte.
    Er war allerdings erstaunt, wie sehr es ihn danach drängte, es herauszufinden.
    Unten auf der Bank lächelte die Frau über die sich ständig vergrößernde Zahl von Enten, die auf sie zugeschwommen oder zugewatschelt kamen und sich um ihre Füße versammelten. Nacheinander reichte sie ihnen kleine Stückchen Brot, wobei sie voller Freude beobachtete, wie einige ihr die Krumen aus der Hand pickten. Sie lachte, als eine Entenmutter schwerfällig an Land watschelte, während sechs winzige Küken in einer Reihe hinter ihr herrannten.
    Einen Augenblick lang dachte er, sie hätte in seine Richtung geschaut und ihn auf der Hügelkuppe entdeckt. Aber vielleicht hatte er sich das auch nur eingebildet. Er fragte sich, wer sie wohl war und warum sie so früh am Morgen immer zu diesem Teich kam. Er fragte sich, ob sie wohl genau wie er Ruhe vor den quälenden Gedanken suchte, die sie beherrschten.
    Ob sie wohl auch am nächsten Morgen da sein würde, wenn er wieder zu dem Teich kam?
     
    Nach ihrer morgendlichen Ausfahrt in den Park stieg Jillian Alistair Whitney aus der Kutsche und stob durch die hohe zweiflügelige Tür des Stadthauses des Grafen von Fenwick. Die frische Frühlingsbrise hatte sie schnell von ihrem Ausflug nach Hause zurückgetrieben. Sie fasste nach der Krempe ihrer Haube, damit der Wind sie ihr nicht vom Kopf riss, als der Butler, Nigel Atwater, das schwere Portal hinter ihr schloss.
    »Es ist ein wenig zu kühl, um sich draußen herumzutreiben, nicht wahr?« Missbilligend schaute er sie über seine lange
    Nase hinweg an und drückte damit die Gefühle aus, die wohl auch ein paar der anderen Dienstboten hegten. Doch nur Atwater konnte es sich leisten, diese Gefühle auch zu zeigen.
    »Der Wind ist recht plötzlich aufgekommen«, stellte sie nüchtern fest, denn sie wollte ihn nicht wissen lassen, wie sehr sein Tadel sie verletzt hatte. »Vielleicht kommt ein Unwetter auf.« Es ist unwichtig, was die Dienstboten denken, sagte sie sich. Und selbst wenn das nicht so sein sollte, konnte sie doch nichts daran ändern.
    Von Anfang an hatte Lord Fenwick nur Verachtung und Spott für das Gerede übrig gehabt, das durch ihre Anwesenheit in einem Junggesellenhaushalt hervorgerufen worden war. Er sei, hatte er gesagt, alt genug, um ihr Großvater zu sein. Tatsache war, dass er ein enger Freund ihres Vaters gewesen war, der mit weit über vierzig Jahren ein Kind gezeugt hatte.
    Jillian dachte an den stolzen Mann, der vor sechzehn Monaten gestorben war - jenen Mann, der sie abgöttisch, ja fast schon blind geliebt hatte, sie aber ohne einen Penny zurückgelassen hatte. Wenn Lord Fenwick nicht gewesen wäre... ah, aber der Graf war zu ihrer Rettung herbeigeeilt, und der Klatsch war ein kleiner Preis, den sie für all das, was er für sie getan hatte, bezahlen musste.
    Jillian streifte ihre Handschuhe aus Ziegenleder ab und begann die Treppe, die zu ihrem Schlafzimmer führte, nach oben zu steigen. Während sie in ihr freundliches Zimmer eilte, das von den Farben Blassblau, Elfenbein und Gold bestimmt wurde, kreisten ihre Gedanken um ihre gegenwärtige Situation und die Ruhe, die sie jeden Morgen im Park fand. Sie ging immer sehr früh, ehe all die modisch gekleideten Angehörigen des ton erschienen. Sie hasste ihre fragenden Blicke und das wissende Lächeln, das man auf ihren Gesichtern sah.
    Doch so früh am Morgen hatte sie den Park ganz für sich allein.
    Zumindest war es bis vor drei Tagen so gewesen, als sie entdeckt hatte, dass sie gar nicht allein war.
    »Verzeihung, Miss Whitney.«
    Sie hatte fast den oberen Treppenabsatz erreicht, als sie den Butler in die Eingangshalle zurückkehren hörte. »Wenn Sie so gut wären, Miss. Seine Lordschaft möchte kurz mit Ihnen in seinem Arbeitszimmer sprechen.«
    Jillian, die dabei gewesen war, die Bänder ihrer Haube zu lösen, hielt inne und drehte sich um. »Gewiss. Danke, Atwater.«
    Mit der Haube in der Hand kam sie die Treppe wieder herunter und ging durch den Korridor zu der Zimmerflucht im Westflügel
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