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Ein Engel fuer Charlie

Ein Engel fuer Charlie

Titel: Ein Engel fuer Charlie
Autoren: Cheryl St John
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1. KAPITEL
    Weihnachten war ganz eindeutig die Zeit der Familie. Charlie McGraw sah sich in dem liebevoll geschmückten Restaurant um. Auf der Theke neben der Kasse stand ein künstlicher Tannenbaum. Über der Durchreiche zur Küche waren beleuchtete Girlanden befestigt worden, und im Hintergrund konnte Charlie die Stimme des Wirts vernehmen, der irgendeine Melodie summte, die sich wie eine Mischung aus Jingle Beils und Yellow Submarine anhörte. Er musste lächeln und ließ seinen Blick über die Gäste schweifen.
    In seiner Nähe saßen Kevin und Lacy Bradford mit ihren zwei Kindern.
    Gesprächsfetzen, die zu ihm herüberdrangen, verrieten ihm, dass die Familie von einem Einkaufsbummel gekommen war. Gerade noch rechtzeitig, denn das Wetter schien sich von Stunde zu Stunde zu verschlechtern. Es hatte bereits den ganzen Tag geschneit, aber erst in der letzten halben Stunde hatte es zu stürmen begonnen. Wenn Charlie nicht seinen Jeep mit Vierradantrieb gehabt hätte, wäre er mit Meredith niemals bei diesem Wetter hinausgefahren.
    An einem anderen Tisch waren Forrest und Natalie Perry damit beschäftigt, den Löffel aufzuheben, den ihre kleine Tochter mit Begeisterung immer wieder auf den Boden warf, während sie dem munteren Geplapper ihres Sohnes Wade lauschten.
    Charlie warf einen Blick auf seine fünfjährige Tochter. Heute Morgen hatte er ihre Haare mit einem Gummiband zusammengebunden, aber einige Locken hatten sich bereits wieder gelöst. Falls das Wetter wider Erwarten doch noch besser werden sollte, könnte er mit ihr einen Einkaufsbummel machen und versuchen, die Kleine in Weihnachtsstimmung zu bringen. Sie könnte einige Geschenke für die Großeltern aussuchen.
    Da in der Vorschule die Weihnachtsferien bereits begonnen hatten, war es Meredith langweilig. Sie war ihm heute Vormittag in seiner Werkstatt auf Schritt und Tritt gefolgt und hatte ihn mit Fragen bombardiert.
    „Wenn ein Arzt deinen Hals aufschneidet, könnte er dann deinen Schluckauf sehen?“ fragte sie jetzt.
    „Wahrscheinlich sieht er nur, wie die Muskeln sich bewegen. Ich glaube, dass ein Schluckauf aus dem Brustraum kommt“, antwortete Charlie.
    „Und wenn er deine Brust aufschneidet, könnte er dann den Schluckauf sehen?“
    „Vielleicht. Aber das würde ein Arzt nicht tun. Wegen einem Schluckauf schneidet man keinem Menschen die Brust auf.“
    „Wo wachsen Pommes Frites?“
    „Pommes Frites werden aus Kartoffeln gemacht, und Kartoffeln wachsen in der Erde. In Idaho werden viele Kartoffeln angebaut.“
    „Ist Idaho weit weg?“
    „Es liegt in den Vereinigten Staaten.“
    Sie ertränkte ein weiteres Pommes Frites in Ketchup. „Wann werden wir einen Baum kaufen, Daddy?“
    „Hm? Na, bald. Wir werden bald einen kaufen.“
    „Das hast du schon oft gesagt, und jetzt ist bald Weihnachten.“
    Charlie lehnte sich vor und wischte den Mund seiner Tochter mit der Serviette ab.
    „Ich weiß, Liebling, aber ich habe noch einen ganzen Haufen Aufträge, die meine Kunden zu Weihnachten verschenken wollen. Erst das Eine, dann das Andere.“
    Sie sah ihn mit ihren großen blauen Augen ernst an. „Als Mommy noch bei uns und ich noch ein Baby war, hatten wir da auch einen Baum?“
    Charlie wappnete sich gegen einen endlosen Strom von MommyFragen. „Ja, natürlich hatten wir einen.“
    „Hatten wir auch einen Engel auf der Tannenbaumspitze?“
    „Wir hatten einen Stern. Den gleichen, den wir immer haben.“
    Meredith steckte ein weiteres Pommes Frites in den Mund und griff zu dem Buch, das neben ihr lag und ohne das sie in den letzten zwei Wochen nicht mehr das Haus verließ. Charlie hatte es ihr gekauft, und sie war so in die Geschichte vernarrt, dass er es ihr mehrmals am Tag vorlesen musste.
    „Wir könnten in die Bücherei gehen und uns ein paar Bücher ausleihen“, schlug er vor. Dieses hier kannte er bereits auswendig.
    „Gibt es in der Bücherei auch Engelbücher?“
    „Ich weiß es nicht. Wenn wir dort sind, werden wir Miss Fenton fragen. Das heißt, wenn die Bücherei überhaupt noch geöffnet hat. Nimm bitte auch einen Bissen von deinem Burger.“
    Charlies Teller war bereits leer, während Meredith immer noch an den Pommes herumkaute und Fragen stellte. Er nahm ihren Hamburger und ließ sie abbeißen.
    Meredith schluckte brav, bevor sie eine neue Frage stellte. „Ist meine Mommy jetzt ein Engel?“
    Charlie glaubte nicht daran, dass aus Menschen Engel werden konnten, aber er wollte keinen Glauben zerstören, der seiner Tochter
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