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Perfekte Manner gibt es nicht

Perfekte Manner gibt es nicht

Titel: Perfekte Manner gibt es nicht
Autoren: Cabot Meg
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Dreharbeiten fahren, nicht wahr, Tim Lord die Szene mit dem gesprengten Berg ausreden, damit sich all diese Umweltaktivisten nicht ins Hemd machen. Du meine Güte, wie blöd ich bin! Da sitze ich und quassle deinen Anrufbeantworter voll, während du dich in der Wildnis von Alaska herumplagst. Tut mir so leid. Ausgerechnet Alaska! Allein schon beim Gedanken daran friere ich …« Beverly schüttelte sich. »Nein, Moment, das ist gut, Lou. Alaska wird dich ablenken. Oder doch nicht, schließlich ist ja Jack Townsend auch dort, nicht wahr? Und ich weiß ja, was du von ihm hältst. Wie auch immer, ruf mich an, wenn du wieder da bist, Schätzchen. Und dann gehen wir zusammen Mittagessen.« Beverly legte auf. Missmutig starrte sie in ihren Cappuccino. »O Gott«, flüsterte sie. »Arme Lou. Wahrscheinlich wünscht sie sich, sie hätte dieses verdammte Drehbuch nie geschrieben.«

2
    »O Gott.« Lou ließ ihren Kopf auf die klebrige Tischplatte in der Wartehalle des Flughafens fallen. »Warum habe ich dieses verdammte Drehbuch jemals geschrieben?«
    Vicky Lord saß ihr gegenüber. Mit einem kummervollen Ausdruck im sorgsam geschminkten Gesicht musterte sie ihre Freundin. »Lou, Schätzchen, du schmierst Ketchup in dein Haar.«
    »Was für eine Rolle spielt das schon?« Ketchup hin, Ketchup her – die Tischplatte fühlte sich angenehm kühl auf Lous Stirn an. »Wenn ich ihm Starthilfe verschaffen wollte … warum habe ich ihm dann keinen Porsche gekauft?«
    »Nimm den Kopf hoch, Schätzchen. Du weißt nicht, was die Leute auf diesem Tisch schon alles gemacht haben.«
    »Aber dann wäre er sicher genauso schnell davongerast«, fügte Lou unglücklich hinzu und ließ den Kopf liegen, wo er war. »Wenigstens wüsste dann nicht die ganze westliche Welt, was passiert war. Und CNN hätte die Story nicht breitgetreten.«
    »Moment mal, Lou …« Vicky öffnete ihre Prada-Handtasche, die sie auf den Schoß gestellt hatte, um sie vor Flecken zu schützen. »In der westlichen Welt weiß nicht jeder über Barry und Greta Bescheid. Sicher gibt es in Montana einige Einsiedler – die mit den Bomben -, die nichts von den beiden gehört haben.«

    »Großer Gott!«, jammerte Lou. »Warum habe ich keine romantische Komödie geschrieben? Dann wären sie sich am Set niemals nähergekommen. Es wäre zu vorhersehbar gewesen. So was hätten die PR-Typen nie erlaubt.«
    »Moment mal, Lou«, wiederholte Vicky und wühlte im Inhalt ihrer Handtasche. »Du darfst diesem Hindenburg -Film nicht an allem die Schuld geben. Wenn ich mich recht entsinne, hattest du schon vorher Probleme mit Barry.«
    Ohne den Kopf vom Tisch zu heben, blinzelte Lou ihre Freundin an. Durch die Fenster strömte der Morgensonnenschein herein, und ein rosiger Strahl streifte Vicky, die im sanften Licht wie ein Engel aussah.
    Aber Vicky Lord sah immer wie ein Engel aus. Sie hatte es nicht allein ihrem makellosen Teint zu verdanken, dass sie nun schon das fünfte Jahr in Folge als Noxema-Mädchen gebucht wurde. Sie leuchtete auch von innen heraus. So würde Lou, die zu viel Zeit am Computer verbrachte, niemals leuchten können. Weder von innen noch von außen.
    »Ja, sicher hatten wir Probleme«, gab Lou zu. »Wir waren … wie lange zusammen? Zehn Jahre? Und nach zehn Jahren wollte sich der Kerl noch immer nicht binden. Das war unser Problem.«
    Warum sie das Bedürfnis empfand, der engelsgleichen Erscheinung auf der anderen Seite des Tisches so intime Dinge anzuvertrauen, wusste sie nicht. So etwas würde sie nie verstehen. Denn Vicky – Model, Schauspielerin und das aktuelle It-Girl Hollywoods – bekam immer alles, was sie wollte.
    Nun, das stimmte nicht ganz. Einmal hatte es etwas
gegeben, das sie gewollt und nicht gekriegt hatte, einen Typen, nach dem sie verrückt gewesen war. So wie Lou hatte sie eines Tages von einer festen, dauerhaften Bindung gesprochen und ihn damit in die Flucht geschlagen. Gewiss, das lag einige Jahre zurück. Jetzt war Vicky glücklich verheiratet – mit einem Mann, der sie dermaßen vergötterte, dass die beiden immer wieder als Hollywoods Vorzeigepaar bezeichnet wurden. Aber vielleicht – nur vielleicht – verstand sie trotzdem, was Lou gerade durchmachte.
    »Barry hat behauptet, er könne mich unmöglich heiraten, weil er mir eine Ehe mit einem arbeitslosen Schauspieler nicht zumuten wolle«, erklärte Lou. »Also habe ich dieses Drehbuch geschrieben und gehofft, er würde eine Rolle in dem Film bekommen.«
    Endlich fand Vicky, was sie in
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