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169 - Der Vampir mit der Maske

169 - Der Vampir mit der Maske

Titel: 169 - Der Vampir mit der Maske
Autoren: A.F.Morland
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Max Burton hob die Schultern, weil er den Hals vor der kalten, unangenehmen Feuchtigkeit schützen wollte. Er trug blaue Latzhosen und ein kariertes Baumwollhemd.
    Pfeifend schob er die Hände in die Taschen und begab sich zu dem Haus, in das sie die Kiste tragen sollten, die per Schiff nach London gekommen war.
    Burton warf einen Blick über die Schulter zurück. Das Gesicht seines Freundes und Kollegen zerfloß hinter der Windschutzscheibe zu einem bleichen Pfannkuchen.
    Der Schlüssel lag tatsächlich unter der Fußmatte. Burton schloß auf, und muffige Luft wehte ihm entgegen. Er kehrte zum Lastwagen zurück und öffnete die Ladetür.
    Da stand die große, roh gezimmerte Kiste mit den vielen Aufdrucken und Aufklebern. Pfeile zeigten, wo oben und unten war. »Vorsicht! Glas!« - »Fragile!« - »Nicht stürzen!« - »Handle with care!«…
    Burton wandte sich an seinen Kollegen, der neben ihn trat. »Wetten, daß da kein Glas drin ist?«
    Hunley zuckte mit den Schultern. »Wenn schon; mir ist egal, was sich in dieser Kiste befindet. Darum habe ich mich noch nie gekümmert. Was glaubst du denn, daß drin ist?«
    Burton grinste. »Vielleicht eine Leiche? Hineinpassen würde sie in die Kiste.«
    »Und warum kann es nicht einfach Glas sein, wie es auf den Frachtpapieren steht?«
    »Weil die Umstände ziemlich mysteriös sind, findest du nicht?« antwortete Max Burton.
    »Was ist daran mysteriös, wenn wir eine Kiste in ein Haus tragen sollen?« fragte Hunley nüchtern.
    »In ein unbewohntes Haus!« gab Burton zu bedenken.
    »Es ist bei weitem nicht das einzige unbewohnte Haus in London. Überall steht ›For sale‹ oder ›To let‹«, sagte Hunley unwillig. »Dieses Haus gehört dem Makler Michael Averback, und es steht deshalb leer, weil er mehrere Häuser besitzt und nicht in allen wohnen kann.«
    »Es ist ein totes Haus«, behauptete Max Burton. »Ich hab’s vorhin gerochen, als ich die Tür aufschloß. Ein Haus, das nicht bewohnt wird, stirbt.«
    »Von wem hast du denn diesen idiotischen Scheiß?«
    »Es ist wahr, Jesse.«
    »Na schön, es ist wahr. Wunderbar. Würdest du nun gefälligst die Güte haben und mit anpacken, damit wir diesen Sarg, in dem ein Toter liegt, in dieses tote Haus tragen können?«
    »Niemand kümmert sich um das, was wir tun«, sagte Max Burton. »Findest du das nicht sonderbar? Wir könnten die Kiste ebensogut in die Themse werfen. Niemand würde es wissen.«
    »Ich bin sicher, Averback kommt morgen vorbei und sieht nach, ob sie da ist. Er vertraut unserer Firma, deshalb werden wir ihn nicht enttäuschen, okay? Und nun beweg dich, sonst krieg ich einen Schreikrampf!«
    Sie zogen die Kiste heraus.
    »Verdammt schwer, was?« ächzte Burton.
    »Wir haben schon Schwereres geschleppt«, gab Hunley zurück.
    »Für eine Kiste dieser Größe, meine ich. Selbst auf die Gefahr hin, daß du mich für verrückt hältst, muß ich sagen, daß sie schwerer geworden zu sein scheint.«
    »Quatsch, du bist schwächer geworden«, behauptete Hunley.
    Sie trugen die schwere Kiste ins Haus.
    »Wo stellen wir sie hin?« fragte Burton.
    »Ist doch egal«, antwortete Hunley. »Einfach auf den Boden.«
    »Hier in der Halle, wo jeder gleich drüberfällt, oder im Salon?«
    »Meinetwegen bringen wir sie in den Salon. Mir ist alles recht, wenn ich nur bald genug Feierabend machen kann. Ich habe in diesem Monat schon so viele Überstunden gemacht, wie ein anderer im ganzen Jahr nicht zusammenkriegt.«
    »Denkst du, ich nicht? Ich war immer brav an deiner grünen Seite.« Sie betraten den großen, möblierten Salon und hatten den Eindruck, einen Schritt ins vergangene Jahrhundert getan zu haben. Die Möbel wurden heute als teure Antiquitäten gehandelt.
    Zugleich bückten sich die beiden Männer und stellten die Kiste auf den dicken, weichen Teppich.
    »So«, sagte Jesse Hunley, »das wäre erledigt.« Er legte die Frachtpapiere auf einen kalt glänzenden Marmortisch - während im »Sarg« etwas erwachte!
    ***
    Ich hatte am Vormittag hart trainiert. Zuerst spulte ich 25 Kilometer im Hyde Park herunter - vorbei an Touristen, die Tauben und Eichhörnchen fütterten, und anschließend holte ich zu Hause Shavenaar, das lebende Höllenschwert, aus dem magisch gesicherten Safe, um damit eine halbe Stunde intensiv zu arbeiten.
    Damit nicht genug, ging ich mit meiner blonden Freundin Vicky Bonney im Fitneßraum, der sich im Keller meines Hauses befand, auf die Matte und feilte ein paar Ecken von ihrer Nahkampftechnik ab,
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