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Pendragon - Der Anfang

Titel: Pendragon - Der Anfang
Autoren: D J MacHale
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begrei fen: Rache ist keine Lösung. Wenn du das verstehst, sind wir Partner. Wenn nicht, gehe ich meinen Weg allein.«
    »Er versteht es, Pendragon«, erklang eine Stimme, die ich nur allzu gut kannte.
    Loor kam auf uns zu. Ich war völlig verblüfft, denn ich hatte nicht erwartet, sie hier zu sehen. Loor trug ei nen hellgrünen Anzug, der ihren muskulösen Körper vorteilhaft zur Geltung brachte. Sie war schöner als je zuvor. Am liebsten hätte ich sie umarmt, aber ich wusste, dass sie das nicht mochte. Stattdessen kam sie auf mich zu und legte mir die Hand auf die Schulter. Für Loor war das schon ziemlich viel.
    »Spader kam zu mir. Er war durcheinander und hatte Angst, mit dir zu reden.«
    Das verstand ich. Wenn er Hilfe brauchte, war die letzte Person, zu der er gehen konnte, ein Mensch, der ihn für den Tod seines Onkel verantwortlich machte.

    Loor fuhr fort: »Wir alle haben Menschen verloren, die uns sehr nahestanden. Press hat immer gesagt, dass es so hat sein sollen, und ich glaube ihm. Spader war ebenso wenig für den Tod deines Onkels verantwortlich wie du für den Tod mei ner Mutter. Als sie starb, habe ich dich gehasst, Pendragon. Doch irgendwann begriff ich, dass es unser Schicksal so wollte. Wir werden immer wieder tragische Dinge erleben, aber schließlich steht sehr viel auf dem Spiel. Ich habe das verstanden und denke, Spader versteht es ebenfalls.«
    Ich sah Spader an, der mir endlich in die Augen blickte. Er litt sichtlich unter seinen Schuldgefühlen.
    »Ich sage nicht, dass ich mich nicht mehr an Saint Dane rächen will«, erklärte er. »Aber ich den ke, der ein zig richtige Weg dorthin ist die Erfüllung unserer Mission. Wir sind Partner, Pendragon.«
    Wir schauten uns an. Es war ihm anzusehen, dass er sich nach einem aufmunternden Wort von mir sehnte.
    Ich schwieg, denn zuerst musste ich etwas tun. Ich hatte lange darüber nachgedacht, war mir aber nach allem, was geschehen war, nicht sicher gewesen, ob ich es tatsächlich tun sollte. Doch nun, dank Loors Hilfe, war mir klar, dass es das Richtige war. Ich zog einen Gegenstand aus der Tasche, den ich seit vielen Tagen mit mir umhergetragen hatte.
    »Du bist jetzt ein Reisender«, sagte ich zu Spader. »Das hier gehörte deinem Vater, nun gehört es dir.«
    Es war der Ring, den Onkel Press dem Toten abgenommen hatte. Der Ring der Reisenden. Onkel Press hatte gesagt, ich würde wissen, wann der richtige Zeitpunkt gekommen sei – und nun war er da. Ich ließ den Ring in Spaders ausgestreckte Hand fallen.
    Er starrte ihn an und hielt nur mit Mühe die Tränen zurück.
    Ich lächelte und meinte: »Du weißt, dass uns ganz schöne Tum-Tigger bevorstehen.«

    Er lächelte ebenfalls. »Hobey-ho.«
    Wir umarmten uns. Unsere Freundschaft würde überdauern. Ich sah Loor an, die mir zuzwinkerte. Bisher hatte ich immer geglaubt, ich würde ihre Hil fe brauchen, wenn eine Schlacht bevorstand. Brauchst du eine Kriegerin, die dich aus dem Getümmel heraushaut, ruf nach Loor. Doch hier stand sie und rettete mich aus einer emotionalen Krise. Das Leben war schon komisch.
    Kalaloo trat auf uns zu und sagte leise: »Wir sind so weit.«
    Am Rande der Plattform standen zwei Gruppen: sechs Aquanier und sechs Faarianer. Jede Gruppe trug einen länglichen gelben Behälter auf den Schul tern. Da rin ruh ten die Leichen von Abador und On kel Press. Diese Behältnisse sahen ganz anders aus als traditionelle Särge, wie wir sie ken nen. Eher wie ova le Kunststoffröhren. Auf dem Sarg, den die Faarianer trugen, stand in schwarzen Buchstaben Ti Abador. Auf dem Sarg mei nes Onkel, der von den Aquaniern getragen wurde, stand Press Tilton. (Wusstet ihr ei gent lich, dass mein On kel mit Nach na men Tilton hieß?)
    Mit gemessenen Schritten setzten sich die beiden Gruppen in Bewegung und kamen auf die Plattform zu. Zuerst Abadors Sarg, dann der von Onkel Press. Spader, Loor und ich folgten. Als wir den Kreis betraten, erhoben sich alle von ihren Plätzen. Im Hintergrund ertönte leise Musik. Sie war ganz anders als die trau rigen Kirchen lieder, die auf der Zweiten Erde bei Beerdigungen gespielt werden. Diese Melodien klangen viel schöner. Sie erinnerten mich ein wenig an die New-Age-Musik, die ich schon einmal erwähnt habe. Diesmal empfand ich sie als sehr passend.
    Die Sargträger setzten ihre Last auf zwei Podeste, die in der Mitte des Kreises standen. Kalaloo stellte sich davor, während meine Freunde und ich uns zu den Bän ken begaben. Dann hob Kala loo die Hände.
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