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Pendragon - Der Anfang

Titel: Pendragon - Der Anfang
Autoren: D J MacHale
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Beispiel bei der NASA oder etwas in der Art, und es wäre alles streng geheim. Deshalb stellte ich nicht viele Fragen. Er war nicht verheiratet, tauchte aber manchmal mit seltsamen Gestalten bei uns zu Hause auf. Einmal brachte er diese Frau mit, die kein einziges Wort sagte. Er stellte sie als »Bekannte« vor, doch ich glaube, sie war seine Freundin. Wahrscheinlich war sie Afrikanerin oder so, denn sie hatte total dunkle Haut. Und sie war schön. Seltsam war, dass sie mich nur anstarrte und lächelte. Ich hatte keine Angst vor ihr, denn sie hatte wirklich sanfte Augen. Vielleicht redete sie nicht, weil sie kein Englisch sprach, aber irgendwie unheimlich war es doch.

    Ich muss sagen, mein Onkel Press war der coolste Typ, den ich kannte. Bis gestern jedenfalls.
    Gestern Abend war das Halbfinalspiel der Basketball-Bezirksliga. Du weißt, wie wichtig ich für das Team bin. Ich bin der erfolgreichste Spitzenverteidiger in der Geschichte der Stony Brook Junior High School. Das ist keine Prahlerei, sondern Tatsache, und es wäre genauso fatal für mich, dieses Spiel zu verpassen, als würde Kobe Bryant ein Entscheidungsspiel der Lakers verpassen. Okay, vielleicht bin ich nicht so wichtig, aber es wäre nicht witzig gewesen, wenn ich das Spiel geschmissen hätte. Mom und Dad waren schon mit Shannon zum Sportplatz gefahren. Ich hatte tonnenweise Hausaufgaben zu erledigen und wusste, dass ich hinterher dafür zu kaputt sein würde. Mir blieb gerade noch genügend Zeit, ein paar Bananen runterzuschlingen, Marley zu füttern, auf mein Rad zu springen und loszufahren. So hatte ich es jedenfalls geplant. Jetzt muss ich immer daran denken, dass nichts von alledem geschehen wäre, wenn ich meine Hausaufgaben ein bisschen schneller gemacht hätte oder Marley nicht noch mal den Tennisball hätte fangen lassen oder erst in der Schule aufs Klo gegangen wäre. Aber es kam anders.
    Ich griff mir meine Sporttasche, ging zur Haustür, riss sie auf und stand plötzlich vor … Courtney Chetwynde.
    Ich erstarrte. Sie erstarrte. Es war, als hätte jemand den Pause-Knopf gedrückt. Allerdings legten die Gedanken, die mir durch den Kopf schossen, keine Pause ein. Ich war seit der Grundschule in sie verknallt. Sie war immer so … perfekt. Aber nicht auf diese Zu-gut-für-euch-gewöhnliche-Jungs-Art. Sie war schön und intelligent und toll im Sport und lachte und erzählte Witze. Ich glaube, das war es. Die Tatsache, dass sie Witze erzählte. Das hört sich vielleicht blöd an, aber wenn man Witze macht, ist man auch bereit, dumm dazustehen. Und wenn es einer Traumfrau nichts ausmacht, dass die Leute auch mal über sie lachen – nun, was will man mehr?

    Natürlich war ich nicht der Einzige, der Courtney toll fand. Ich war bloß einer von vielen Bewunderern. Aber hier stand sie vor meiner Haustür. Sofort arbeiteten sämtliche Synapsen meines Hirns auf Hochtouren, um die perfekte spontane Anrede zu finden. Die ersten Worte, die du in Krisenzeiten aussprichst, können die Meinung, die sich ein anderer von dir bildet, für alle Zeiten bestimmen. Entweder zeigst du, dass du alles total im Griff hast und jede Situation mit Beherrschung und Witz meisterst, oder du stehst als Vollidiot da, dessen Verstand beim ersten Anzeichen von Stress einfriert. Diese Gedanken schossen mir innerhalb weniger Nanosekunden, in denen wir wie erstarrt dastanden, durch den Kopf. Jetzt war ich dran. Sie kam an meine Tür; ich musste reagieren. Ich nahm die Sporttasche auf die Schulter, lehnte mich lässig an den Türrahmen, deutete ein Lächeln an und sagte:
    »Yo.«
    Yo??? Das ist nicht einmal ein richtiges Wort! Kein Mensch sagt »Yo«, außer er versucht Sylvester Stallone zu imitieren, und das wollte ich auf gar keinen Fall. Ich bereitete mich darauf vor, dass ihr Lächeln verschwinden und durch maßlose Enttäuschung ersetzt würde. Sie würde sich umdrehen und wortlos weggehen. Stattdessen biss sie sich auf die Unterlippe (ein Zeichen, dass sie nachdachte) und sagte:
    »Hi.«
    Das war gut. »Hi« steht nicht viel höher auf der Skala als »Yo«. Ich war wieder im Spiel. Es war an der Zeit zu agieren.
    »Was gibt’s?«, fragte ich.
    Okay, vielleicht war ich noch nicht ganz so weit. Es war einfacher, ihr den Ball zuzuwerfen. In diesem Augenblick fiel mir etwas Komisches auf. Courtney wirkte nervös. Nicht verrückt vor Angst oder so, aber auf jeden Fall beunruhigt. Mein Selbstbewusstsein stieg enorm an. Sie war ebenso angespannt wie ich. Das war gut.

    »Ich
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