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Pendragon - Der Anfang

Titel: Pendragon - Der Anfang
Autoren: D J MacHale
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ERSTES JOURNAL
    DENDURON
    Ich hoffe, du liest dies, Mark.
    Ach verdammt, ich hoffe, irgendjemand liest es, denn es ist das Einzige, was mich davon abhält, total durchzudrehen. Eines Tages, wenn die ganze Sache vorbei ist, kann ich damit hoffentlich beweisen, dass ich nicht verrückt bin. Gestern sind zwei Dinge passiert, die mein Leben für alle Zeiten verändert haben.
    Erstens: Ich habe Courtney Chetwynde geküsst. Ja, die Courtney Chetwynde, die immer an der Unterlippe knabbert, wenn sie nachdenkt, mit ihren dunkelgrauen Augen geradewegs in dein Herz schaut, in ihrer Volleyballkluft unglaublich aussieht und immer leicht nach Rosen duftet. Ja, ich hab sie geküsst. Endlich ist es passiert.
    Zweitens: Ich wurde durch ein Wurmloch katapultiert, das man »Flume« nennt, und quer durch das Universum zu einem mittelalterlichen Planeten namens Denduron gezerrt, auf dem gerade ein furchtbar blutiger Bürgerkrieg tobt.
    Aber zurück zu Courtney.
    Es war keines der üblichen Nett-dich-zu-sehen-Küsschen auf die Wange. O nein. Ein echter Kuss, mit geschlossenen Augen und anfangs auch geschlossenen Lippen, der sich nach und nach zu einem Megazungenkuss entwickelte und mindestens dreißig Sekunden meines Lebens dauerte. Übrigens waren wir uns richtig
nahe. Sehr nahe. Ich hielt sie so fest, dass ich ihren Herzschlag an meiner Brust spürte. Vielleicht war es auch mein Herz. Oder unser beider Herzen, die gegeneinanderschlugen. Ich habe keine Ahnung. Aber ich weiß, dass es unheimlich cool war. Hoffentlich bekomme ich die Chance, es noch mal zu tun, doch im Augenblick sieht es nicht danach aus.
    Ich schätze, es ist ein bisschen dämlich, sich auf die traumhafte Courtney Chetwynde zu konzentrieren, wenn mein wirkliches Problem darin besteht, dass ich Angst habe zu sterben. Wahrscheinlich geht sie mir deshalb ständig im Kopf herum. Die Erinnerung an diesen Kuss ist das Einzige, was im Moment für mich real ist. Ich habe Angst, dass ich alles verliere, wenn diese Erinnerung verblasst, und wenn das passiert, dann … nun, ich habe keinen Schimmer, was dann geschieht, weil ich sowieso nicht kapiere, was überhaupt mit mir passiert ist. Vielleicht ergibt sich ein Sinn, wenn ich alles aufschreibe.
    Ich versuche die Situation auf die Reihe zu kriegen, die dazu führte, dass ich dieses Journal schreibe. Bis gestern lebte ich ziemlich unbekümmert vor mich hin. Auf jeden Fall so unbekümmert, wie ein normaler vierzehnjähriger Typ leben kann. Ich konnte meine kleine Schwester Shannon ganz gut leiden – jedenfalls meistens; ich hatte tolle Kumpel, von denen du die Nummer eins auf der Liste bist, Mark; ich lebte in einem großen Haus und hatte mein eigenes Zimmer, in dem ich Musik hören oder sonst was machen konnte, ohne dass mich jemand störte; mein Hund Marley ist der coolste Golden Retriever der Welt, und ich hatte eben mit Courtney Chetwynde geknutscht. (Hab ich das schon erwähnt?) Was kann man mehr wollen?
    Allerdings hatte ich auch einen Onkel namens Press.
    Erinnerst du dich an ihn? Er war der Typ, der bei meinen Geburtstagspartys immer mit einer besonderen Überraschung aufkreuzte. Er brachte nicht bloß ein Pony mit, er kam gleich mit
einem ganzen LKW voller Ponys für ein Minirodeo. Er ist der Bursche, der in unserem Haus eine Lasershow inszeniert hat. War doch super, oder nicht? Er ist derjenige, der bei meiner Party im letzten Jahr mit den Pizzas um sich warf. Erinnerst du dich an den Typen? Hin und wieder tauchte er aus heiterem Himmel auf und unternahm irgendetwas Ungewöhnliches mit mir, wie zum Beispiel den Flug in der Privatmaschine. Ja, er war Pilot. Ein anderes Mal schenkte er mir seinen supermodernen Computer, den man noch nicht im Laden kaufen konnte. Du kennst doch meinen Taschenrechner, bei dem man die Zahlen nicht eintippt, sondern als Sprachbefehl eingibt? Den habe ich von Onkel Press. Ich sage dir, er war der coolste Onkel, den man sich vorstellen konnte.
    Allerdings umgab ihn immer etwas Geheimnisvolles. Er war der Bruder meiner Mutter, aber sie redete nicht viel über ihn. Es schien beinahe, als wäre es ihr unangenehm, über ihn zu sprechen. Wann immer ich sie nach ihm fragte, zuckte sie mit den Schultern und sagte etwas wie: »Ach, du kennst ihn doch, er ist sein eigener Herr. Wie war es in der Schule?« Immer wich sie der Frage aus.
    Ich habe keine Ahnung, wie er seinen Lebensunterhalt verdiente, aber er hatte immer massenweise Geld. Ich dachte, er hätte irgendeinen Top-Job bei der Regierung, zum
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