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Pendragon - Der Anfang

Titel: Pendragon - Der Anfang
Autoren: D J MacHale
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weiß, dass du zum Spiel musst, und ich will natürlich nicht, dass du zu spät kommst«, erklärte sie mit verlegenem Lächeln.
    Welches Spiel? Oh, das Halbfinale. Irgendwie war es mir völlig entfallen.
    »Ich hab massenhaft Zeit«, log ich lässig. »Komm rein.« Langsam erholte ich mich wieder. Als sie an mir vorbei ins Haus ging, fiel mir der schwache Duft nach Rosen auf. Es bedurfte einer gigantischen Kraftanstrengung, nicht laut und tief Luft zu holen, um den wunderbaren Geruch einzuatmen. Das wäre blöd gewesen, und jetzt war nicht der geeignete Augenblick für blödes Benehmen, denn Courtney hatte mein Haus betreten! Sie befand sich auf meinem Terrain. Ich schloss die Tür hinter ihr, und wir waren allein.
    Ich hatte nicht die leiseste Ahnung, was ich tun sollte.
    Courtney drehte sich um, und ich sah in ihre unglaublichen grauen Augen. Mir wurden die Knie weich. Ich betete darum, dass sie es nicht merkte.
    »Ich war nicht sicher, ob ich herkommen sollte«, sagte sie zögernd.
    »Ich bin froh, dass du’s getan hast«, gab ich mit perfektem Timing zurück. Der Ball blieb in ihrem Feld, aber sie fühlte sich langsam sicherer. Ich stand in Flammen.
    »Ich weiß nicht genau, warum ich gerade jetzt gekommen bin. Vielleicht, um dir Glück für das Spiel zu wünschen. Aber ich glaube, es ist mehr als das.«
    »Wirklich?« Perfekter Return.
    »Ich bin nicht sicher, wie ich es sagen soll, Bobby, aber seit unserer Kindheit habe ich dieses … Gefühl, was dich betrifft.«
    Gefühl? Gefühl ist gut – es sei denn, sie fühlt, ich wäre ein Massenmörder oder so etwas. »Oh?« Ich gab den Ball zurück. Unverbindlich, gelassen, perfekt.
    »Mann, ich komme mir total bescheuert vor.« Sie senkte den
Blick. Ich verlor sie. Da ich nicht wollte, dass sie Angst bekam und abhaute, warf ich ihr einen Knochen hin.
    »Courtney, es gibt eine Menge Wörter, die mir einfallen, wenn ich an dich denke, aber ›bescheuert‹ gehört auf keinen Fall dazu.«
    Sie sah mich wieder an und lächelte. Wir waren wieder im Spiel.
    »Ich habe keine Ahnung, wie ich es sagen soll, also sage ich es einfach. Du hast etwas Besonderes, Bobby. Ich weiß, du bist clever, eine Sportskanone, überall beliebt und noch mehr, aber das ist nicht alles. Du hast diese … wie soll ich’s nennen? … diese Ausstrahlung. Die Leute mögen dich. Sie vertrauen dir. Und es ist nicht so, als würdest du angeben oder so. Wahrscheinlich liegt es zum Teil auch daran. Du tust nicht, als wärst du besser als die anderen. Du bist einfach ein wahnsinnig toller Typ …« Sie zögerte kurz, ehe sie weiterredete. Dann platzte die Bombe: »… in den ich seit der vierten Klasse verknallt bin.«
    Nicht einmal meine wildesten Fantasien hätten mich darauf vorbereiten können. Ich war sprachlos. Hoffentlich war mir vor Staunen nicht die Kinnlade nach unten gefallen.
    »Ich weiß auch nicht genau, warum ich es dir ausgerechnet jetzt sage«, fuhr sie fort. »Aber ich habe das seltsame Gefühl, dass ich sonst vielleicht nie mehr die Chance dazu bekomme. Ich wollte dir unbedingt sagen, was ich fühle und … das tun.«
    Dann passierte es. Der Kuss. Sie trat vor, zögerte eine Sekunde, um zu sehen, ob ich sie aufhalten würde (klar, als ob diese Gefahr bestanden hätte), und wir küssten uns. Ich will dich nicht mit Einzelheiten langweilen, aber ich sage dir, ich war glücklich. Es waren die erstaunlichsten dreißig Sekunden meines Lebens.
    In der einunddreißigsten Sekunde knallte es gewaltig.
    Ich hielt die Augen geschlossen, sah dabei eine glorreiche Zukunft mit Courtney und ihren Küssen vor mir. Ich weiß nicht, ob
man gleichzeitig küssen und lächeln kann, aber wenn es geht, habe ich es getan. Dann öffnete ich die Augen, und es war vorbei.
    »Hi, Bobby.«
    Onkel Press stand vor mir! Woher war der so plötzlich aufgetaucht? Ich riss mich so hastig von Courtney los, dass sie die Augen noch geschlossen hatte. Ehrlich gesagt sah es eine Sekunde lang so aus, als würde sie die Luft küssen, aber sie erholte sich schnell, und du kannst mir glauben, ich fand das alles gar nicht so lustig.
    »Onkel Press! Hi!« Vielleicht hätte ich »Yo!« sagen sollen, denn ich kam mir unsagbar blöd vor. Keine Ahnung warum. Wir hatten nichts Falsches getan. Wir hatten uns nur geküsst. Zugegeben, es war der Megakuss aller Zeiten, aber trotzdem nur ein Kuss. Sobald Courtney begriff, was los war, stieg ihre Verlegenheit von null auf hundert. Sie wäre am liebsten meilenweit weg gewesen und ich auch.
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