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Pendragon - Der Anfang

Titel: Pendragon - Der Anfang
Autoren: D J MacHale
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Rückwärts ging sie zur Tür.
    »Ich … gehe … besser«, stotterte sie.
    »Nein, geh nicht.« Ich hatte keine Lust, sie zu verlieren, aber Onkel Press war anderer Meinung.
    »Ja. Du solltest jetzt gehen.« Kurz, grob und einfach. Allerdings ließ die Art und Weise, wie er es sagte, eine rote Warnlampe in meinem Kopf aufblinken. Er hörte sich gar nicht wie mein Onkel Press an. Normalerweise ist er ein Typ, der sich amüsieren würde, wenn er seinen Neffen beim Knutschen überrascht. Tatsächlich war es so, als er mich mit Nancy Kilgore beim Schmusen auf der Terrasse ertappte. Er lachte nur. Mir war das Ganze schrecklich peinlich, aber ihm machte es einen Mordsspaß. Hin und wieder erwähnte er es, nur um mich zu ärgern. Aber nicht in Gegenwart anderer, deshalb war es in Ordnung. Doch heute reagierte er ganz anders. Diesmal lachte er nicht.
    »Viel Glück nachher, ich feuere euch an«, sagte Courtney, machte einen Schritt … und lief gegen die Tür. Autsch. Onkel
Press beugte sich vor und öffnete sie. Courtney nickte ihm verlegen zu und sah mich mit dem Hauch eines vielsagenden Lächelns an. Dann war sie fort. Onkel Press schloss die Tür und wandte sich mir zu.
    »Tut mir leid, Bobby, aber ich brauche deine Hilfe.«
    Wieder klang er nicht wie sonst. Er war ein ziemlich lockerer Typ. Ich schätze, er war schon Mitte fünfzig, benahm sich aber nicht wie ein alter Mann. Dauernd alberte er herum und schien nichts ernst zu nehmen. Doch heute Abend war er todernst. Ehrlich gesagt kam es mir vor, als sähe er ein wenig … ängstlich aus.
    »Ich muss zum Spiel. Halbfinale. Ich bin schon spät dran.«
    »Vor ein paar Sekunden hat dir das aber keine Sorgen gemacht«, schoss er zurück.
    Punkt für ihn. Aber ich war wirklich spät dran, und es war ein wichtiges Spiel.
    »Mom und Dad sind mit Shannon vorgefahren. Wenn ich nicht aufkreuze …«
    »Sie werden es verstehen. Ich würde dich nicht darum bitten, wenn ich es nicht für wichtiger als ein Basketballspiel hielte … oder für wichtiger als den Kuss dieses hübschen Mädchens, das gerade gegangen ist.«
    Ich war bereit, Letzteres zu diskutieren, aber er wirkte unheimlich angespannt. Es war eigenartig. Dann, als würde er meine Gedanken lesen, meinte er: »Bobby, du kennst mich dein Leben lang. Hast du mich schon je so erlebt wie jetzt?«
    Ich musste nicht antworten. Irgendetwas stimmte nicht.
    »Dann weißt du, wie ernst es mir ist«, sagte er mit absoluter Bestimmtheit.
    Ich wusste nicht, was ich tun sollte. In diesem Augenblick wartete ein Team auf mich, damit wir uns für das Endspiel qualifizierten. Ganz zu schweigen von meiner Familie, meinen Kumpeln
und einer Beinahefreundin, die alle darauf warteten, dass ich aufs Spielfeld traben würde. Doch vor mir stand ein Mann, der zu meiner eigenen Mischpoche gehörte und meine Hilfe brauchte. Onkel Press hatte immer sehr viel für mich getan und nie um eine Gegenleistung gebeten. Bis heute. Wie sollte ich ihn abweisen?
    »Versprichst du mir, dass du meinem Trainer, Mom, Dad und Courtney Chetwynde alles erklärst?«
    Onkel Press lächelte ein wenig wie früher und sagte: »Sie werden es verstehen.«
    Ich versuchte mir einen weiteren Grund auszudenken, warum ich nicht mitkommen konnte, fand aber keinen. Also sagte ich seufzend: »Na gut, gehen wir.«
    Sofort öffnete Onkel Press die Haustür. Ich zuckte die Achseln und wollte los.
    »Die Tasche brauchst du nicht«, sagte er und deutete auf meine Sportsachen. Keine Ahnung wieso, aber das hörte sich eigenartig und fast bedrohlich an.
    »Was ist denn eigentlich los, Onkel Press?«
    Hätte er die Frage wahrheitsgemäß beantwortet, wäre ich nach oben in mein Zimmer gerannt und hätte mich unter dem Bett versteckt. Aber er sagte bloß: »Das wirst du schon sehen.«
    Er war mein Onkel. Ich vertraute dem Typen. Also ließ ich meine Tasche fallen und ging zur Tür. Er folgte mir nicht sofort. Ich schaute mich um und bemerkte, wie er sich aufmerksam umsah. Vielleicht bildete ich es mir nur ein, aber er wirkte traurig, als wäre er zum letzten Mal hier. Nach ein paar Sekunden sagte er: »Du liebst dieses Haus, nicht wahr? Und deine Familie?«
    »Nun … ja. Natürlich.« Was für eine blöde Frage.
    Noch einmal sah er sich traurig um, dann wandte er sich mir zu. Alle Trauer war verschwunden. Jetzt trug er die entschlossene Miene eines Mannes zur Schau, der etwas Wichtiges zu erledigen hat.

    »Gehen wir«, sagte er.
    Onkel Press ging an mir vorbei, den Gartenweg hinunter und
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