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Pendragon - Der Anfang

Titel: Pendragon - Der Anfang
Autoren: D J MacHale
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zur Straße. Er war immer gleich gekleidet, mit Jeans, Stiefeln und einem dunkelbraunen Arbeitshemd. Darüber trug er einen langen braunen Ledermantel, der ihm bis zu den Knien reichte. Der Mantel flatterte beim Gehen im Wind. Ich hatte ihn schon unzählige Male so gesehen, aber aus irgendeinem Grund verlieh es ihm heute die Aura eines Mannes, für den die Zeit stillsteht. In einem anderen Jahrhundert wäre er ein Cowboy gewesen, der mit wiegenden Schritten eine staubige Straße entlanggeht, oder ein Armeekurier, der wichtige militärische Dokumente befördert. Onkel Press ist in der Tat ein einzigartiger Typ.
    Vor unserem Haus parkte das witzigste Motorrad, das man sich vorstellen kann. Es sah aus wie eine dieser bunten Matchbox-Rennmaschinen, mit denen ich vor nicht allzu langer Zeit noch gespielt hatte. Allerdings war dieses Motorrad sehr groß und sehr echt. Onkel Press legte immer viel Wert auf Stil. Er nahm den zweiten Helm vom Sitz und warf ihn mir zu. Ich setzte ihn auf, und er nahm sich seinen Helm. Dann warf er den Motor an, der zu meiner Überraschung nicht besonders laut klang. Ich hatte ein ohrenbetäubendes Dröhnen erwartet, doch die Maschine war beinahe leise. Sie hörte sich an wie eine Rakete kurz vor dem Start. Ich kletterte hinter ihn, und er sah mich über die Schulter hinweg an.
    »Bist du bereit?«, fragte er.
    »Nein«, antwortete ich ehrlich.
    »Gut. Alles andere hätte mich auch überrascht«, erwiderte er schlagfertig. Dann legte er den Gang ein, gab Gas, und wir flogen die ruhige Vorortstraße entlang, in der ich vierzehn Jahre lang zu Hause war.
    Ich hoffe, ich sehe sie irgendwann wieder.

Zweite Erde
    I ch hoffe, ich sehe sie irgendwann wieder.«
    Mark Dimond blickte von dem Stapel Pergamentblätter auf, den er in der Hand hielt, und holte tief Luft. Sein Herz raste. Die Worte auf dem Papier schienen von seinem besten Freund Bobby Pendragon zu stammen, aber die Geschichte, die sie erzählten, war vollkommen unglaublich. Noch einmal starrte er auf die Blätter. Diese Aufzeichnungen wirkten geradezu verzweifelt. Bobbys Schrift in verwischter schwarzer Tinte auf altmodischem gelbem Pergament. Es sah echt aus und fühlte sich echt an, aber der größte Teil dieser Geschichte war so realistisch wie ein Fiebertraum.
    Mark saß sicher hinter der verschlossenen Tür der zweiten Kabine der Jungentoilette im dritten Stock der Stony Brook Junior High School. Diese Toilette wurde selten benutzt, da sie sich am äußersten Ende des Gebäudes befand, neben dem Zeichensaal, weit abgelegen vom allgemeinen Trubel. Er kam oft hierher, um in Ruhe nachzudenken. Hin und wieder benutzte er die Toilette sogar für den vorgesehenen Zweck, aber meistens zog er sich hierher zurück, um allein zu sein. Vor seinen Füßen lag ein Häufchen Karottenreste. Beim Lesen hatte er vor lauter Nervosität eine Möhre nach der anderen verschlungen. Mark hatte irgendwo gelesen, Möhren würden das Sehvermögen stärken. Aber nach monatelangem
regelmäßigem Verzehr musste er immer noch eine Brille tragen und konnte als Lohn für seine Mühe nur eine Reihe gelblicher Zähne vorweisen.
    Mark war kein richtiger Außenseiter, doch er gehörte auch nicht zu den coolen Typen. Sein einziger Kontakt zur Welt der »Anerkannten« war Bobby. Sie waren zusammen aufgewachsen und die engsten Freunde. Während Bobby langsam erwachsen und immer beliebter wurde, blieb Mark weiterhin mit einem Fuß fest in der Welt der Kinder verhaftet. Er las noch immer Comics; auf seinem Schreibtisch standen Actionfiguren; er kannte sich nicht mit angesagter Musik aus, und seine Klamotten waren … nun, praktisch. Aber Bobby war das völlig egal. Mark brachte ihn zum Lachen. Und zum Nachdenken. Die beiden verbrachten Stunden damit, so unterschiedliche Themen wie Verfassungsänderungen oder das Aussehen von Pamela Anderson vor und nach der Schönheitsoperation zu diskutieren.
    Viele von Bobbys coolen Freunden lachten über Mark, doch nie in Gegenwart von Bobby. Dazu waren sie zu klug. Bereite Mark Probleme, und du hast ein Problem mit Bobby. Aber nun gab es ein Problem für Bobby. Mark hielt den Beweis dafür in der Hand. Er wollte nicht glauben, was auf diesen Blättern stand. Unter normalen Umständen hätte er es für einen von Bobbys albernen Scherzen gehalten. Allerdings war einiges passiert, das Mark an einem Scherz zweifeln ließ. Er lehnte sich an die kühle Fliesenwand, und seine Gedanken schweiften zurück zu den Ereignissen des gestrigen
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