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Parrish Plessis 03 - Crash de Luxe

Parrish Plessis 03 - Crash de Luxe

Titel: Parrish Plessis 03 - Crash de Luxe
Autoren: Marianne de Pierres
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Hoffnung.
    Ich begann mich zu regen, versuchte, das Gewicht des toten Schlägers abzuschütteln. Ächzend ruckte ich hin und her, bis ich einen Arm freibekam. Dann ein Bein. Die Anstrengung bereitete mir Schmerzen in der Brust, und ich ruhte mich ein wenig aus. Ich war mir noch immer nicht sicher, wo ich getroffen war, weil ich an so vielen Stellen kein Gefühl hatte.
    Der robotische Leichenfledderer beschäftigte sich mit den anderen Toten, nahm Haarproben und steckte ihnen seine Sonde in Nase und Ohren.
    Als der Roboter den Letzten von ihnen erledigt hatte, wusste ich, dass ich mich bewegen musste, sonst würde ich ihn aus den Augen verlieren. Während er die Gasse zum Fluss entlangrollte, nahm ich all meine verbliebene Kraft zusammen und wuchtete den Kadaver von mir hinunter.
    Ich setzte mich auf und starrte das Loch in meiner Schulter an. Dort klebte zwar viel Blut, aber es sickerte nur langsam daraus hervor, statt zu laufen, wie es hätte sein müssen.
    Eigentlich hätte ich mittlerweile verblutet sein müssen.
    War ich aber nicht. Ein Pluspunkt.
    Indem ich Achselhaare und Blut des Toten ausspuckte, beschloss ich wie schon zuvor, dass es besser sei, den genauen Grund nicht zu kennen.
    Mit umständlicher Sorgfalt wickelte ich den Würgedraht vom Hals des Ersten, den ich auf diese Weise niedergestreckt hatte. Dabei löste sich sein Kopf von den Schultern und ergoss Flüssigkeit über meine Stiefel.
    Ich schauderte und spuckte noch mehr aus.
    Eins nach dem anderen.
    Der Leichenfledderer verschwand schon.
    Ich stand auf und rannte ihm nach.
    Die einzigen Schmerzen, die ich spürte, waren das Brennen in meinen Füßen und die Stiche in den Knöcheln. An der Schulter merkte ich… nichts. Ich konnte sie nur nicht benutzen.
    Weiter.
    An dieses Mantra hatte ich mich schon früher geklammert. Manchmal war Bewegung das einzige Mittel, um den Tod auf Abstand zu halten.
    Ich beschattete den Roboter sehr ungeschickt, aber er schien mich nicht zu bemerken. Nur für einen Zweck gebaut, huschte er über eine Fußgängerbrücke und drang auf der anderen Seite ins Ödland ein.
    Ich blieb ein paar Sekunden lang stehen, hauptsächlich, um mir zu versichern, dass ich genügend Kraft für den Aufstieg hatte. Der Fluss zitterte vor meinen Augen, ein Strom stumpfen, giftigen Wassers, das träge gegen die Stützpfeiler der alten Brücke leckte.
    Sauerstoff war zu einem Problem geworden. Ich bekam nicht genug davon, um die Punkte endgültig zu vertreiben, die vor meinen Augen auftauchten und wieder verschwanden.
    Mir erschien es sicherer zu kriechen; also ließ ich mich auf alle viere nieder. Erst die Hände, dann die Knie. Erst die Hände, dann die Knie.
    Immer wieder rutschten meine Hände, schlüpfrig vor Blut, unter mir weg, und ich stieß mir das Kinn an. Das Wasser schmerzte ebenfalls in meinen Augen; es warf eine blendende Frühsommersonne zurück. Aus dem Ödland erhob sich mit Verwesungsgeruch gesättigte Hitze.
    Das sind nur verrottende Pflanzen, sagte ich mir. Keine Menschen.
    Dennoch ging mir Roo nicht aus dem Sinn. Aus dem Wasser rief er nach mir.
    Vielleicht habe ich auf der Brücke ein wenig geschlafen. Es lässt sich nur schwer sagen.
    Das Bewusstsein kehrte erst zurück, als ich auf der anderen Seite hinunterzurollen begann und meine Füße schon über die Kante glitten.
    Instinktiv packte ich das Geländer und erinnerte mich daran, wo ich war.
    Wer ich war.
    Stiefelschoner prüfen. Aufrichten. Gehen.
    Taumelnd und hinkend machte ich mich auf ins Ödland, orientierungslos unter der Sonne.
    Durst habe ich jetzt. Solchen Durst.
    Da drüben. Kühle Felsen. Da kann man sich setzen.
    Ich taumelte auf dem langen Weg zu der niedrigen Graniterhebung, halb im Delirium. Unter meinen Füßen knirschte es.
    Roo ging neben mir, kratzte sich den Kopf und zankte.
    »Wasch dir das Haar, Roo«, sagte ich.
    »Ich hab doch schon gesagt, Boss, ich lass mich nicht mit älteren Frauen ein.«
    »Was hat’n das damit zu tun?« Ich war wütend auf ihn, weil er nicht zuhörte. »Wasch dir dein verdammtes Haar!«
    »Ach, jetzt mal ganz ruhig, Boss. Warum machst du dir nie Gedanken über die wichtigen Dinge? Wie zum Beispiel den Kerl da.«
    »Welchen Kerl?«
    »Na, den da.«
    Roo deutete nach vorne und ging wieder zum Wasser.
    »Geh nicht. Nein.« Ich weinte, vergeudete Wasser. »Komm zurück, Roo. Ich lass dich auch in Ruhe.«
    »Gahhh!«
    Ich blickte wütend in Richtung des Lauts. Roo war das nicht gewesen. Das verdammte Balg war
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