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Parrish Plessis 03 - Crash de Luxe

Parrish Plessis 03 - Crash de Luxe

Titel: Parrish Plessis 03 - Crash de Luxe
Autoren: Marianne de Pierres
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Link.
    Ich schüttelte den Kopf. »Nein.«
    Sie wirkten verdutzt, aber sie wachten vor meiner Tür, während ich zum Waffensafe humpelte und ihn aufschloss. Ich nahm meine neue, auf 9-mm-Patronen umgerüstete Colt-MP heraus, mein letztes Magazin mit Munition und den Cabal-Dolch. Dann bepflasterte ich mich mit den stärksten Schmerzmitteln, die ich in meiner Schublade fand. Sie dämpften das Stechen in meinen Füßen so weit, dass ich gehen konnte, ohne zu hinken.
    Ich packte eine Reisetasche. Hinein wanderten der Rest meiner Injektionspflaster, ein paar Prosubs wegen der Energie – alte Gewohnheiten sterben langsam –, das Messer und meine Drähte. Die Maschinenpistole hängte ich mir über den Rücken.
    »Wisst ihr, wo sie ist?«
    »Im Heim der Geister.«
    Ich eilte zu der Stelle, wo Vayu und die anderen gestorben waren. Die Stelle, an der Jamon mich gefesselt hatte wie ein Spanferkel an den Spieß.
    Für mich gab es im ganzen Tert nichts Gruseligeres.
    Wie Eltern, die ihre Tochter hüten, geleiteten mich Link und Glida an den Rand von Torley.
    Das Geisterheim lag an der Grenze. Es unterschied sich vom Rest der trostlosen Gebäude. Zum Beispiel schien dort immer ein Wind zu wehen.
    Ness wartete auf uns, wie Vayu mich früher dort erwartet hatte – im Schneidersitz zwischen einem Haufen Kerzen auf dem Boden, das hüftlange Haar kompliziert gelockt.
    Die Ähnlichkeit ließ mich schaudern.
    Neben ihr saß Stix, der mit einem kleinen Kamm die Federn säuberte, die in seinen Kopf implantiert waren. Er blickte nicht von seiner Beschäftigung auf.
    Ness lächelte mich an, doch in ihrem Gesicht lag Mitleid. »Deine Zeit ist endlich gekommen, Parrish. Wie kann ich dir helfen, sie durchzustehen?«
    Ich setzte mich und fragte nicht, was sie meinte. Warum sollte ich auch?
    »Ich suche nach leistungsstarker Bioware, die sich irgendwo hier versteckt. Sie beherrscht das Net, und jetzt, wo sie verletzt ist, weiß ich nicht, wie ich sie finden soll.«
    »Was würdest du mit diesem mächtigen Ding tun, das du suchst?«
    »Offen gesagt bin ich mir nicht sicher«, antwortete ich. »Ich habe sehr viele Schwierigkeiten ausgelöst. Die Cabal spricht von einem Krieg gegen die City. Wenn ich die Bioware finde, kann ich ihnen vielleicht helfen oder ihn beenden.« Wie bei Vayu brauchte man es auch bei Ness mit einer Lüge gar nicht erst zu probieren.
    Sie lachte rundheraus darüber. »Immer einfach, Parrish. Immer der direkte Weg und mit guten Absichten im Herzen.«
    Mir gefiel ihre Zusammenfassung meiner Person nicht, aber ich nahm auch keinen Anstoß daran. »Kannst du… wirst du mir helfen?«
    »Selbstverständlich. Manchmal hat es keinen Sinn, zu viele Möglichkeiten zu erkennen.«
    Stix warf den Kamm weg und legte ihr eine Hand auf den Arm. Seine Missbilligung spürte ich wie eine Ohrfeige. »Du bringst sie in Gefahr«, sagte er zu mir.
    Ness streifte seine Hand sanft ab. »Wahl ist eine Gabe. Nimm mir diese Gabe nicht, Geliebter.«
    Stix errötete. Sowohl wegen des Koseworts als auch wegen des Tadels.
    »Komm her, Parrish«, sagte Ness.
    Ich kroch verunsichert zu ihr. Was riskierte sie, wenn sie mir half?
    »Unsere Geistesbindung besteht noch. Du brauchst den Saft nicht zu trinken. Allerdings musst du dich ohne halluzinatorische Unterstützung mehr anstrengen.«
    Sie nahm meine Hand, und eine brennende Wärme breitete sich in jeden Winkel meines Geistes und meines Körpers aus.
    Zum ersten Mal, so weit ich zurückdenken konnte, fühlte ich mich geliebt und sicher. Ich rollte mich wie ein Kind in die Wärme ein.
    Ein kleines Geschenk für dich. Doch wir dürfen nicht säumen.
    Sanft entfaltete sich die Wärme, und wir flogen hoch über dem Tert.
    Ich seufzte, als das warme Gefühl aus mir versickerte und die klare Kälte der Geistreise ihren Platz einnahm.
    »Wonach halte ich Ausschau?«, fragte ich Ness.
    »Schau nach dem, was du nicht sehen kannst.«
    »Himmel, Ness, wenn es ein bisschen weniger kryptisch ginge…«
    Ich blinzelte gegen die Weiße des Sonnenlichts und in die Tausenden von Wohneinheiten. Nacheinander erkannte ich die Orientierungspunkte. Die Grenze von Dis. Die Schlackehaufen. Die lange Silberschlange des Trans nach Plastique.
    »Ich sehe rein gar nichts.«
    »Versuch es nicht so sehr.«
    Gut. Ich nahm etwas, das sich wie an Atemzug anfühlte, und entspannte meine Augen.
    Ein andersartiger Tert offenbarte sich mir: ein Labyrinth aus Farben, von denen einige pulsierten und andere stabil waren – dem Geisterkreis
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