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Parrish Plessis 03 - Crash de Luxe

Parrish Plessis 03 - Crash de Luxe

Titel: Parrish Plessis 03 - Crash de Luxe
Autoren: Marianne de Pierres
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abgehauen.
    Jemand anderes?
    Jemand anderes stand im Schatten eines Felsüberhangs vor einem dunklen Loch. Eine kleine Höhle und ein kleiner… Mann mit hängenden Schultern, Augen unter dichten Brauen, abfallender Stirn, graumeliertem Haar.
    Das Entsetzen riss mich aus den Wirklichkeiten, in die ich abgeglitten war. Skelette übersäten den Boden rings um den Fels. Das Knirschen unter meinen Stiefeln… als ich hinter mich blickte, sah ich, wo ich entlanggelaufen war.
    Über einen Begräbnisplatz.
    »Wer bist du?«, flüsterte ich.
    Er ging in die Knie, entblößte die gelben, abgebrochenen Zähne und winkte mich in die Höhle.
    Ich schüttelte den Kopf, um die Verwirrung zu vertreiben, und trat vor auf den von der Sonne gewärmten Eisenstein.
    Ich musste mich vornüber beugen, um die Höhle zu betreten. Er war kleiner als ich. Viel kleiner.
    Ich ruhte mich wieder aus. An die Dunkelheit gewöhnte ich mich nur langsam. Ich sah Spiralen in der Finsternis. Spiralen und Gespenster. Roo, Wombebe, Jamon. Tote verlassen dich nie. Niemals. Sie bleiben bei dir, ganz melancholisch, in den äußersten Winkeln deines Geistes.
    »Gahhh.«
    Wieder das Geräusch.
    Ich folgte dem Schall. Ich kroch abwärts. Meine Finger krallten sich in gestampfte Erde. Ich begrüßte die Dunkelheit. In ihr schauderte ich und sah allmählich andere Gestalten als die aus meinem Gewissen.
    Der Felsengang führte in eine größere, hellere Höhle, gefolgt von einer zweiten hinter einem niedrigen Korridor.
    Ich erkannte plumpe Möbel und Kultstangen. Essensreste und Abfallgeruch. Genug Licht, um etwas zu sehen. Aber woher kam es?
    Die kleine Gestalt goss mir Wasser aus einer schlammigen Pfütze, die sich an einer Wand gesammelt hatte, über den Kopf und in den Mund. Seine Kälte und sein bitterer Geschmack brannten mir in der Kehle und schnürten sie zusammen. Ich hustete immer wieder.
    Dann schob und zerrte der kleine Mann mich in die entferntere Höhle. Ich spürte seine Sehnen und Muskeln und sein Haar, und ich roch einen fremdartigen Gestank. Von dem Geruch musste ich wieder würgen.
    Auf dem gestampften Erdreich in der Mitte der zweiten, kleineren Höhle ließ er mich fallen.
    Eine Frau lehnte dort an der Wand. Ihr unförmiger Schädel war mit einem Gewirr zusammengewürfelter Mekware verbunden, die rings um sie lag wie Opfer an einen Gott, und sie wurde davon auch gestützt – einiges von dem Zeug war älter als ich, anderes funkelnagelneu wie die Geräte in König Bans Versteck.
    Biologische Tentakel führten von ihrem verwitterten, braunhäutigen Leib in den Eisenstein, aus dem die Höhle bestand. Rings um sie herum strahlte der Felsen Wärme aus. Wo ihre Hände ruhelos über das Gestein fuhren, zeigten sich glatte Rillen.
    Ich konnte nicht sprechen – meine Kehle war zu wund und zu trocken –, ich konnte nur staunen.
    »Ich bin es, die zu töten du gekommen bist.«
    Brilliance? Diese unbeholfene Bioscheußlichkeit soll Brilliance sein?
    Und dennoch, sie besaß eine starke Präsenz. Unheimlich und uralt schimmerte sie um mich herum.
    Vor Belustigung verzog sie die dicken, dunklen Lippen.
    »Nicht was du erwartet hast, hm, Schätzchen? Siehst du, ich bin noch von den alten Stämmen. Homo erectus, so nennt uns deinesgleichen.«
    Ich bemühte mich, mir das Gespräch mit dem Engel in Vreal-Land ins Gedächtnis zu rufen. Die Geschichte seines Ursprungs.
    … Die Erde wurde entdeckt und infiziert. Welche Befriedigung, welche Erleichterung. Der Wirt ist höchst brauchbar, das WIR ist sich einig. Stark genug, um standzuhalten und nicht vernichtet zu werden. Stark genug, um die nächste Stufe hinaufgetrieben zu werden.
    Doch der Homo erectus hatte seinen ureigenen Überlebensmechanismus.
    Das WIR wurde gefangen…
    »Das kann nicht sein«, brachte ich schließlich hervor. Ich musste um jedes Wort kämpfen.
    »Ho, ho – doch, es kann. Alles kann sein. Ich bin ursprünglich. Überlebende des Blutsaugers aus der Zeit, als er hierher kam. Eine der Höherentwickelten.« Ein rasselndes Lachen. »Wie du, war ich eine Missgeburt – eine, die ohne Gleichgewicht überlebte. Deshalb lebe ich schon so lang. Vielleicht steht dir das Gleiche bevor. Vielleicht bist du von meinem Stamm. Komm näher. Lass mich deinen genetischen Code sehen.«
    Stattdessen wich ich zurück.
    »Wie kannst du Brilliance sein?«
    »Das bin ich nicht.«
    »Das verstehe ich nicht«, entgegnete ich.
    Ein kurzes Schweigen; dann kicherte sie wieder. »Hör zu, Mädchen, es geht so: Die
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