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021 - Die Totenuhr

021 - Die Totenuhr

Titel: 021 - Die Totenuhr
Autoren: A.F.Morland
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Der Gemüsemarkt befand sich in der Praed Street, nicht weit von der Paddington Station entfernt. In einer riesigen Halle standen die Transporter und wurden von Gabelstaplern beladen.
    Die Halle war vorn und hinten offen, so daß der kühle Wind hindurchfegen konnte. Männer in warmen Jacken standen herum und diskutierten über Maggie Thatchers Politik.
    Der Kaffeeautomat wurde fortwährend frequentiert, und wenn er mal verrückt spielte, erhielt er einen derben Tritt, der ihn zumeist wieder zur Vernunft brachte.
    Der Aufkleber: Bei Störung rufen Sie… war unnötig. Die Lkw-Fahrer wußten sich selbst zu helfen. Sie ließen sich nicht betrügen, dazu war ihr Geld zu sauer verdient.
    George Johnson stand mit seinem Kollegen Dennis Maskell abseits vom Trubel. Sie hielten Pappbecher in den Händen, in denen dampfender Kaffee schwappte.
    Johnson, ein Mann Mitte vierzig, schwergewichtig und vollbärtig, meinte mit finsterer Miene: »Du darfst dir nichts gefallen lassen, Dennis.«
    »Tu’ ich auch nicht«, brummte Maskell, ein unscheinbarer Mann, dessen Markenzeichen die speckige Lammfelljacke war, die älter als er selbst zu sein schien.
    »Sowie die merken, daß du dir alles gefallen läßt, bist du schon verkauft«, sagte George Johnson und dachte wohl, damit eine besondere Weisheit von sich zu geben. »Die denken, sie sind die größten, meckern fortwährend an uns herum, ohne selbst irgend etwas besser machen zu können.«
    »Stimmt genau, und das habe ich ihnen vorhin auch gesagt. Du kennst mich, ich bin nicht aufs Maul gefallen. Wenn mir einer dämlich kommt, kriegt er das Passende zu hören.«
    Johnson nickte beipflichtend. »So ist’s richtig. Wenn sie merken, daß du nicht kleinzukriegen bist, lassen sie dich in Ruhe und fallen einem andern auf den Wecker.«
    »Herb Forshey zum Beispiel«, sagte Maskell und lachte.
    Johnson fiel in dieses Lachen ein. »Ja, mit dem können sie so umspringen, und er sagt hinterher noch dankeschön, dieser Holzkopf. Als Herb Forshey muß man aber geboren sein. Dazu eignet sich nicht jeder.«
    Er trank seinen Becher leer und knüllte ihn zusammen. Dann blickte er sich suchend um.
    »Diese Idioten«, schimpfte Maskell. »Da stellen sie einen Kaffeeautomaten auf, was an und für sich eine gute Sache wäre, aber dann vergessen sie die Papierkörbe, wodurch man gezwungen ist, die leeren Becher einfach auf den Boden zu werfen.«
    Johnson zuckte die Schultern. »Ist es unsere Schuld, wenn aus der Halle allmählich ein Saustall wird?« Er ließ den Becher fallen und kickte ihn fort. Dann drehte er sich halb um und blickte zu seinem Laster, der noch nicht voll beladen war. »Ein Arbeitstempo haben die wie im Altersheim. Ich würde ihnen am liebsten Beine machen.«
    »Laß doch. Je länger sie brauchen, um so gemütlicher hast du’s hier.«
    »Ich kann mir was Besseres vorstellen, als hier herumzustehen. Das soll keine Spitze gegen dich sein, Kumpel, aber wenn ich mich mit dir unterhalten möchte, können wir uns auch in ›Mama’s Inn‹ zu einem Schwätzchen treffen.«
    »Gute Idee«, hakte Maskell gleich ein. »Wie wär’s mit heute abend?«
    »Kann ich noch nicht sagen.«
    »Woran hängt’s?«
    »Na, woran schon? Woran hängt’s denn immer? An den Frauen, und in diesem speziellen Fall eben an meiner Frau.«
    »He, deine Alte begehrt doch nicht etwa auf!«
    »Doch, das tut sie. ›So geht das nicht weiter mit uns beiden, George!‹ sagte sie. ›Du bist ja kaum noch zu Hause. Entweder sitzt du in deinem Lkw oder in Mama’s Inn. Ich habe gar nicht mehr den Eindruck, verheiratet zu sein. Wenn ich so ein Leben gewollt hätte, hätte ich allein bleiben können. Und du wärst billiger davongekommen, wenn du dir hin und wieder eine Putzfrau genommen hättest.‹«
    »Was können die Weiber doch keifen«, sagte Dennis Maskell lachend. »Mann, bin ich froh, daß mich keine herumgekriegt hat. Du siehst ja, wohin das führt. Geradewegs in die Sklaverei. Man ist nicht mehr sein eigener Herr, darf nicht mehr tun, was einem Spaß macht.«
    George Johnson wiegte den Kopf. »Na ja, ganz unrecht hat mein Mauerblümchen ja nicht. Ich war in letzter Zeit tatsächlich viel unterwegs. Weißt du, Kumpel, man darf in der Ehe den Bogen nicht überspannen, dann läuft’s ganz gut. Im Grunde genommen bin ich ganz gern verheiratet. Ich hab’ mal gelesen, daß Junggesellen nicht so alt wie Ehemänner werden.«
    »Das ist mir neu.«
    Johnson grinste. »Du weißt vieles nicht, mein Lieber. Ist doch
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