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Paraforce 1 - Aller Anfang ist schwer

Paraforce 1 - Aller Anfang ist schwer

Titel: Paraforce 1 - Aller Anfang ist schwer
Autoren: G. Arentzen
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starren sie hin und wieder durch die Gitter und rufen mir ein paar Worte zu, die ich jedoch kaum verstehe. Zwar spreche ich Spanisch, nicht aber den Dialekt dieser Region.
    Um sechs gibt es Essen. Eine Schale mit dünner Suppe, dazu ein Fladen ungesäuerten Brotes und ein Liter Coca-Tee. Selbst der Übergewichtigste schafft es hier, sein Idealgewicht zu erreichen. Das Essen enthält kaum Fett, Nährstoffe sind ebenfalls nicht enthalten. Es reicht, um nicht zu verhungern. Mangelerscheinungen sind jedoch keine Seltenheit. Das Haar wird spröde, die Nägel weich und die Knochen entkalken mit der Zeit.
    Nach ein paar Jahren ist man ein Wrack, dann stirbt man. Sofern man so lange durchhält. Selbstmorde kommen recht häufig vor. Besonders bei jenen, die ein faires Schnellverfahren hatten – fünf Minuten vor einem Richter , der einen verschwinden lässt.
    Noch während ich esse, bricht im Hof Tumult aus.
    Neugierig trete ich erneut an das vergitterte Fenster und schaue hinaus. Die Gehenkten sind verschwunden. Dafür wird eine junge Frau zu den Bäumen gezerrt, an denen die Verurteilten exekutiert wurden.
    Einer der Wärter hält eine Geißel in Händen, sein Blick drückt Genugtuung aus.
    Kurz darauf steht die Gefangene mit entblößtem Rücken zum Gefängnis, gefesselt an Händen und Füßen.
    Die Show beginnt.
    Zehn Hiebe prasseln auf den Rücken der jungen Frau nieder. Bei jedem Schlag zuckt sie zusammen. Anfangs schreit sie ihren Schmerz heraus, doch bald schon wird daraus ein Wimmern. Blut fließt über ihre Haut und tropft zu Boden.
    Nach dem neunten Schlag verliert sie das Bewusstsein, den zehnten Hieb bekommt sie nicht mit.
    Die Männer nehmen sie ab und schleifen sie zurück zu den Zellen. Ein Arzt nimmt sich nun ihrer an, versorgt die Wunden und verabreicht ihr ein Antibiotikum. Ohne Verband würden sich Fliegen in den Wunden einnisten, ihre Eier ablegen und sie auf diese Weise binnen weniger Wochen töten.
    Ich weiß, wovon ich spreche, denn ich hing insgesamt dreimal an dem Baum und kostete die Peitsche. Zweimal weigerte ich mich, einem Wärter einen zu blasen, beim dritten Mal wusste ich nicht, was sie mir vorwarfen. Vermutlich hatten sie einfach Lust, die Europäerin zu peitschen.
    Es bedarf keines echten Anlasses.
    Verbittert denke ich an die Narben, welche die Lederriemen mit den kleinen, metallenen Kügelchen zurückgelassen haben. Zwar war ich auch vor meiner Gefangenschaft keine Schönheitskönigin, der Knast hat mich jedoch noch unansehnlicher gemacht.
    Mein einst langes, schwarzes Haar wurde gestutzt, damit ich mir kein Ungeziefer einfange. Brüste und Po, ohnehin nicht besonders üppig ausgefallen, sind noch magerer geworden und über meinen Körper ziehen sich hässliche Narben. Peitschenhiebe, Messerschnitte und Fäuste haben Spuren hinterlassen, die ein Schönheitschirurg nur unter größtem Aufwand verschwinden lassen könnte; falls überhaupt.
    Einzig meine Muskeln sind nicht geschrumpft, denn ich halte mich einigermaßen fit. Liegestütze, Sit-ups und Klimmzüge an den Gittern eines unter der Zellendecke angebrachten Fensters sorgen dafür, dass ich eines Tages dieser Hölle entfliehen kann. Oder bei dem Versuch sterbe; je nachdem.
    Da ich nicht sonderlich groß bin, kann ich dem Kugelhagel der Wärter vielleicht entgehen.
    Oder sie blasen mir das Hirn aus dem Schädel. Auf jeden Fall wird eine Flucht meine Situation entscheidend verbessern.
    Laura, du bist im Arsch , schießt es mir zum wiederholten Male durch den Kopf. Ein Gedanke, der mich seit meiner Verhaftung und Verurteilung nicht mehr loslässt.

     
     

Kapitel 1
    Tod aus den Wolken
    I
    Kolumbien
    »Stewart, hier ist dein Fraß.«
    Der Mann, der mir das Tablett mit meinem Frühstück durch die Klappe in der Zellentür reicht, lacht meckernd.
    In einem grauen Brei schwimmen zwei dunkle Punkte. Vermutlich Fliegen oder Käfer, die sich in den Topf verirrten.
    Neben der Schale liegt wieder ein Fladen ungesäuerten Brots, der Tee wird in einer Kanne aus weichem Plastik serviert.
    Da es nur drei Mahlzeiten gibt und keine davon sättigend ist, verkneife ich mir einen Kommentar. Es ist besser, die Fliegen aus dem Brei zu fischen und den Rest hinunterzuschlingen, statt die Schale gegen die Wand zu werfen. Zum einen würde ich riskieren, auf Null-Diät gesetzt zu werden, zum anderen wäre ein solches Verhalten gut für ein paar Hiebe mit der Peitsche.
    Die Insekten fliegen elegant durch die Zelle und schaffen es zwischen den Gitterstäben
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