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Paraforce 1 - Aller Anfang ist schwer

Paraforce 1 - Aller Anfang ist schwer

Titel: Paraforce 1 - Aller Anfang ist schwer
Autoren: G. Arentzen
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Prolog
    Der nackte Tod
    I
    Kolumbien
    Die Toten hängen nackt an den Bäumen wie Girlanden an Weihnachten. Drei Männer und zwei Frauen, keiner von ihnen älter als dreißig Jahre.
    Das Sterben der Gehenkten dauerte mehrere Minuten. Man erwies ihnen nicht die Gnade eines langen Falls. Das wäre wohl zu schnell gegangen.
    Stattdessen zog man sie einfach ein paar Zentimeter in die Höhe; gerade so weit, bis ihre Füße keinen Kontakt mehr zum Boden hatten.
    Die Verurteilten zappelten und strampelten, schwangen vor und zurück und gaben erbärmliche Laute von sich, während sie stranguliert wurden. Ihre Gesichter färbten sich blau, die Zungen quollen zwischen den Lippen hervor. Urin floss, eine der Frauen ließ Kot unter sich fallen und die Männer spritzten noch einmal ab; sehr zur Belustigung der Wärter, die dem entwürdigenden Sterben der Delinquenten ebenso beiwohnten wie die Gefangenen in ihren Zellen.
    Kaum einer, der nicht an den Fenstern seines Gefängnisses klebte, um die Exekution mit einer Mischung aus Horror, Erregung und Faszination zu verfolgen.
    Nun baumeln die Delinquenten unter der heißen Sonne Kolumbiens. Fliegen lassen sich auf ihnen nieder, angezogen vom Gestank der Leichen. Die Verwesung setzt bei der hohen Luftfeuchtigkeit und den warmen Temperaturen sehr schnell ein. Wenn sie die Gehenkten nicht bald abnehmen, wird es ziemlich hässlich.
    Langsam wende ich mich ab und kehre zurück zu meiner Pritsche.
    Offiziell gibt es in Kolumbien keine Todesstrafe mehr. Sie wurde bereits 1910 abgeschafft, was für die damalige Zeit eine ziemliche Leistung war.
    Inoffiziell schert sich in den abgelegenen Provinzen des Landes kein Schwein darum, ob diese oder jene Strafe zulässig ist oder nicht. Die Urteile werden hier nicht von Richtern in Roben gesprochen, sondern von den Handlangern reicher Drogenbarone, die ihren Stoff weltweit exportieren, sich Privatarmeen halten und ganze Städte oder Regionen besitzen .
    Darum wird auch kein Blatt über die Exekution berichten und keine Moderatorin darüber sprechen.
    Wahrscheinlich wissen nicht einmal die Angehörigen der Toten, was ihnen widerfuhr. Für die Menschen außerhalb der Gefängnismauern sind die drei Männer und zwei Frauen seit ihrer Verhaftung tot; verschwunden, aus dem Gedächtnis gelöscht.
    In Kolumbien ist es besser, nicht nach Verschwundenen zu fragen. Man könnte schließlich der Nächste auf der Liste sein.
    Die Gefängniskleidung klebt an meinem Körper. Der dünne Stoff wird durch den Schweiß durchsichtig, sodass nicht nur meine Brüste zu erkennen sind, sondern auch meine Scham.
    Ich stinke, aber das interessiert hier niemanden. Jeder Insasse stinkt, denn die eine Dusche am Morgen genügt nicht. In den Zellen haben wir zwar Toiletten, die diesen Namen kaum verdienen, sowie ein Waschbecken mit einem Hahn für kaltes Wasser. Doch aus dem kommt nur ein dünnes Rinnsal. Seife ist zudem in den Zellen verboten.
    So manch ein Insasse wird die Toten um ihr Schicksal beneiden.
    Der Strang mag grausam sein, aber das Sterben dauert nur ein paar Minuten. Die Zellen sind nur auf den ersten Blick gnädiger; sie bieten ein Sterben, das Monate oder Jahre währt.
    Mit den Händen wische ich mir den Schweiß von der Stirn, ehe ich das Shirt ausziehe und über den Stuhl hänge. Zwar liege ich nun mit entblößtem Oberkörper auf der harten Pritsche, aber das spielt keine Rolle. Jeder Wärter hat meine Brüste gesehen, die meisten haben sie berührt. Als Frau ist man Freiwild für die Männer, die trotz eines kargen Gehalts jeden Tag erneut zum Dienst erscheinen.
    Schon in der ersten Woche im Gefängnis lernte ich, wie das lief. Entweder ich machte meine Beine breit, wenn es einer dieser Wichser wollte, oder er holte ein paar seiner Kollegen.
    Die Frage ist nicht, ob sie dich ficken dürfen. Die Frage ist nur, wie viele Schmerzen du dabei erleidest.
    Letztlich ist es nur Sex; kein Grund also, sich das Leben schwerer zu machen, als es ohnehin schon ist.
    Blöd nur, dass manche von den Wärtern genauso stinken wie wir Häftlinge.
    II
    Noch vor dem Abendessen werden die Gehenkten abgenommen. Auf ein Begräbnis verzichtet man; die Toten werden auf die Pritsche eines alten Pickups gelegt und davongekarrt. Wahrscheinlich finden sie ihre letzte Ruhestätte irgendwo im Regenwald. In ein paar Wochen sind sie verschwunden.
    Inzwischen trage ich mein Shirt wieder. Es ist trocken, sodass ich den Männern vor der Zelle keinen allzu einladenden Anblick liefere. Dennoch
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