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Paradies

Paradies

Titel: Paradies
Autoren: Liza Marklund
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»Sollen wir jetzt wieder nach Stockholm zurückfahren?«
    Annika schloss die Augen, hielt die Hände unter der Nase verschränkt, ihr Puls raste, sie war vollkommen außer Atem.
    »Nein«, sagte sie. »Drehen Sie noch eine Runde.«
    Der Taxifahrer seufzte und warf einen Blick auf das Taxameter. Es war ja nicht sein Geld.
    Sie fuhren noch einmal um die vier Ecken, und Annika begutachtete das Haus, als sie wieder daran vorbeifuhren. Was für ein hässliches Haus. Es stand zwar direkt am Meer, war aber ein anonymer Flachbau, sicher aus den sechziger Jahren.
    »Halten Sie bitte hinter der nächsten Wegbiegung«, sagte sie.
    Die Fahrt war teuer geworden, und sie bezahlte mit einer Kreditkarte. Dann blieb sie stehen und sah das Auto in Dunkelheit und Schneeflocken davonfahren, die Bremslichter gingen an, dann der Blinker, der den Weg zurück in die Stadt wies. Sie holte tief Luft, um ihre Atmung und ihr Herz zu beruhigen, was ihr jedoch nicht gelang. Ihre Hände, die vor Nervosität klatschnass waren, vergrub sie tief in den Jackentaschen und ging langsam zu dem Haus zurück, dem Haus von Thomas und seiner Frau, Östra Ekuddsgatan, im Villenviertel.
    Die Haustür war braun lackiert, zu beiden Seiten wurde die Tür von in Blei eingefassten farbigen Fenstern eingerahmt. Ein Knopf über dem Namensschild, Samuelsson.
    Sie schloss die Augen, bekam kaum Luft, war plötzlich den Tränen nah.
    Eine alberne kleine Melodie erklang im Haus.
    Es tat sich nichts.
    Sie klingelte noch einmal, diesmal länger.
    Dann öffnete er die Tür. Die Haare wirr, das Hemd oben offen, er war barfuß und hatte einen Stift im Mund.
    Sie zwang Luft in ihre Lungen, bald würden ihr die Tränen kommen.
    »Hallo«, flüsterte sie.
    Thomas starrte sie an, wurde leichenblass und nahm den Stift aus dem Mund.
    »Ich bin kein Gespenst«, sagte sie, und Tränen fielen aus ihren Augen.
    Er trat einen Schritt zurück und hielt die Tür auf.
    »Komm rein«, sagte er.
    Sie trat in den Flur und merkte plötzlich, dass sie fror.
    Er schloss die Tür hinter ihr und räusperte sich.
    »Was ist los?«, fragte er vorsichtig. »Was ist passiert?«
    »Entschuldige«, sagte sie mit belegter Stimme. »Entschuldige, es war nicht meine Absicht, zu heulen.«
    Sie schielte zu ihm hoch, so ein Mist, sie wurde immer so hässlich, wenn sie weinte.
    »Brauchst du Hilfe?«, fragte er.
    Annika schluckte.
    »Ist sie… zu Hause?«
    »Eleonor? Nein, sie ist noch in der Bank.«
    Annika zog Jacke und Schuhe aus. Thomas verschwand nach rechts, und sie blieb allein im Flur zurück und sah sich um. Designermöbel, einige Erbstücke, hässliche Bilder. Eine Treppe, die ins Untergeschoss führte.
    »Darf ich reinkommen?«
    Sie wartete seine Antwort nicht ab, sondern folgte ihm in die Küche. Thomas stand an der Spüle und füllte Kaffeepulver in einen Filter.
    »Möchtest du einen?«, fragte er.
    Sie nickte und setzte sich.
    »Arbeitest du nicht?«
    Er stellte zwei Tassen auf den Küchentisch.
    »Doch, doch, aber ich habe heute zu Hause gearbeitet. Ich habe vom Schwedischen Gemeindetag den Auftrag zu einer Untersuchung bekommen und werde teils zu Hause und teils in der Stadt arbeiten.«
    Annika verbarg die Hände unter der Tischplatte und versuchte ihr Zittern abzustellen.
    »Ist etwas passiert?«, fragte er, setzte sich und sah sie an.
    Sie sah ihm in die Augen, atmete tief ein, sie konnte nicht vorhersehen, wie er reagieren würde, hatte nicht die geringste Ahnung.
    »Ich bin schwanger«, sagte sie.
    Er zuckte zusammen, sah aber ansonsten genauso aus wie vorher.
    »Wie bitte?«, sagte er.
    Sie räusperte sich, ballte unter der Tischplatte die Hände zu Fäusten, ließ ihn nicht aus den Augen.
    »Du bist der Vater. Daran kann es nicht den geringsten Zweifel geben. Ich bin mit keinem anderen Mann zusammen gewesen, seit… Sven gestorben ist.«
    Sie sah auf den Tisch und spürte seinen Blick.
    »Schwanger?«, sagte er. »Von mir?«
    Sie nickte und begann wieder zu weinen.
    »Ich möchte das Kind behalten«, sagte sie.
    Im gleichen Moment wurde die Haustür geöffnet, und sie spürte, dass Thomas erstarrte. Ihr eigener Puls raste wieder.
    »Hallo? Liebling?«
    Eleonor putzte sich die Füße ab, klopfte ihren Mantel ab und schloss die Tür hinter sich.
    »Thomas?«
    Annika sah Thomas an, der kreideweiß und sprachlos zurückstarrte.
    »In der Küche«, sagte er schließlich, stand auf und ging in den Flur hinaus.
    »Was für ein Wetter«, sagte Eleonor, und Annika hörte, wie sie ihrem Mann
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