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Paradies

Paradies

Titel: Paradies
Autoren: Liza Marklund
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erklärte er. »Zu behaupten, dass die Botschaft Zugang zu solchen Plomben hat, ist doch absurd, wie sollen wir das denn belegen?«
    Sie bückte sich, wühlte in ihrer Tasche und legte einen Stapel Dokumente auf seinen Schreibtisch.
    »Zwei TIR-Plomben«, sagte sie, »gestohlen in der jugoslawischen Botschaft.«
    Ihm fiel die Kinnlade herunter, sie suchte weiter in ihrer Tasche.
    »Was die Aktivitäten auf schwedischem Boden angeht«, sagte sie, »weiß ich, dass die Polizei im Moment dabei ist, eine koordinierte und zeitgleiche Razzia bei allen in dem Artikel genannten Adressen vorzubereiten. Die Aktion wird an einem der nächsten Tage gegen sechs Uhr morgens durchgeführt werden.«
    »Woher wissen Sie das?«, fragte er.
    Sie sah ihm in die Augen.
    »Ich weiß es, weil ich diese Liste der Polizei übergeben habe«, erwiderte sie. »Wir müssen die Veröffentlichung der Artikel mit ihrer Razzia koordinieren.«
    Er schüttelte den Kopf.
    »Was machen Sie denn da? Worauf haben Sie sich eingelassen?«
    »Die Informationen stammen aus einer sicheren Quelle, aber leider nur aus einer. Ich weiß, dass man die Texte in ihrer jetzigen Form nicht bringen kann, denn ich brauche für die Informationen eine Bestätigung, damit man sie veröffentlichen kann. Und die kann ich nur von der Polizei bekommen, und um sie zu bekommen, musste ich sie doch fragen, oder etwa nicht?«
    Er griff sich an die Stirn.
    »Am ersten Tag bringen wir die Artikel eins und drei«, fuhr sie fort, »die allgemeine Beschreibung des internationalen Aufbaus der Mafia und die schwedische Beschreibung, aber ohne die Details. Während die Zeitung in Druck geht, sind wir dabei, wenn die Polizei zuschlägt. Das bringt uns die Artikel für den zweiten Tag. Nach den Enthüllungen des
Abendblatts
und so weiter, Sie wissen schon. Am dritten Tag bringen wir Reaktionen und Kommentare, sowohl von schwedischer als auch von jugoslawischer Seite. Offiziell wird die Botschaft die Polizeiaktion natürlich willkommen heißen. Informationen, nach denen man dort selbst in kriminelle Machenschaften verwickelt sein soll, wird man als bösartige Propaganda und die Plomben als Fälschungen abtun.«
    Er starrte sie an.
    »Wie haben Sie das nur wieder ausgeheckt?«
    Die junge Frau zuckte mit den Schultern.
    »Machen Sie damit, was Sie wollen. Ich habe die Artikel in meiner Freizeit geschrieben und verlange kein Honorar dafür. Die Polizei wird so oder so zuschlagen, ob nun mit oder ohne unsere Fotografen vor Ort. Sie entscheiden, ob die Zeitung mit von der Partie ist oder nicht. Ich bin ja krankgeschrieben.«
    Sie stand auf.
    »Sie wissen, wo Sie mich finden«, sagte sie.
    »Warten Sie«, sagte er.
    »Nein«, erwiderte sie. »Ich habe Ihre vagen Versprechungen satt.
    Ich will nicht mehr in der Nachtschicht ackern. Ich habe mir einen Computer gekauft und kann zu Hause sitzen und meine Artikel als freie Journalistin schreiben, wenn für mich bei dieser Zeitung kein Platz ist. Sie sind doch verdammt noch mal der Redaktionsleiter, Sie müssen doch wohl eigene Beschlüsse fassen können, zu denen Sie dann auch stehen.«
    Sie ging hinaus und zog die Tür hinter sich zu.
    Er starrte ihr nach und sah, wie sie aus der Redaktion verschwand, ohne mit jemandem zu sprechen oder zu grüßen. Sie war schwierig, eine Einzelgängerin, und sie meinte es ernst. Sie hatte die nötigen Qualifikationen für eine Reporterin, und er hatte einen Einstellungsstopp verhängt. Es wäre hirnrissig, sie gehen zu lassen.
    Im Vergleich zu den anderen Reportern verdiente sie außerdem verdammt wenig.
    Er griff nach dem Telefon und wählte die Nummer des Hausmeisters im Foyer. Bei seinem Glück konnte es natürlich nur Tore Brand sein, der an den Apparat ging.
    »Annika Bengtzon ist auf dem Weg zu Ihnen«, sagte er. »Können Sie sie für mich abfangen?«
    »Sehe ich etwa aus wie ein Fischer?«, fauchte der Hausmeister.
    »Es ist wichtig«, erwiderte Schyman.
    »Ihr da oben seid immer so verdammt wichtig…«
    Er saß mit dem Hörer in der Hand da, während ihm einiges durch den Kopf schoss.
    Die Mafiageschichte war nicht ganz astrein, aber verdammt gut.
    Die Zusammenarbeit mit der Polizei war kontrovers, aber der schnellste und sicherste Weg, um den Wahrheitsgehalt der Geschichte zu kontrollieren. Ihre Vorgehensweise würde vermutlich eine Debatte auslösen, aber das konnte nicht schaden. Er würde sich gern bereit erklären, im Presseklub Rede und Antwort zu stehen und die Zeitung und die Meinungsfreiheit zu
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