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Paradies

Paradies

Titel: Paradies
Autoren: Liza Marklund
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Schneedecke ruhte noch auf den Bürgersteigen. Ihre Füße hinterließen Spuren, führten von der Tür über die Straße zu seinem Haus.
    Er hatte schon geöffnet und empfing sie mit der gleichen dicken Schürze und dem gleichen freundlichen Gesichtsausdruck wie damals.
    »Sie sind früh unterwegs«, meinte er gut gelaunt. »Weihnachtsgeschenke?«
    Sie lächelte, schüttelte den Kopf und reichte ihm Aidas Halskette.
    »Das ist mir ja eine Kette«, sagte der Goldschmied und wog sie in seinen Händen.
    Annika sah das Metall in seinen gewaltigen Fäusten glitzern. Er würde sicher etwas Schönes aus der Dankbarkeit der Mörderin machen können.
    »Ist es Gold?«, fragte sie.
    Der Mann schabte etwas in der Nähe des Verschlusses, drehte sich um und schaute sich die Kette genau an.
    »Mindestens achtzehn Karat«, antwortete er. »Wollen Sie die loswerden?«
    Annika nickte, und der Goldschmied legte die Kette auf eine Waage.
    »Die ist wirklich verdammt schwer«, sagte er. »Hundertneunzig Gramm, achtundvierzig Kronen das Gramm.«
    Er schaltete einen Taschenrechner an.
    »Das macht neuntausendeinhundertzwanzig Kronen, einverstanden?«
    Erneutes Nicken. Der Goldschmied ging in ein zurückliegendes Zimmer und kehrte mit dem Geld und einer Quittung zurück.
    »Bitte schön«, sagte er. »Verprassen Sie nicht gleich alles.«
    Sie lächelte.
    »Doch«, sagte sie, »genau das habe ich vor.«
    Die Computerfritzen um die Ecke machten eigentlich erst um neun auf, aber sie sah, dass einer von ihnen in einem Büroraum hinter dem Geschäft auf einer Tastatur hämmerte. Sie klopfte ans Fenster, und der Mann sah auf. Sie lächelte und winkte, und er ging in den Laden und öffnete die Tür.
    »Ich weiß, dass ich zu früh bin«, sagte Annika, »aber ich möchte gern einen Computer kaufen.«
    Er öffnete die Tür und lachte.
    »Und das hat keine Zeit, bis wir aufmachen?«
    Sie lächelte ihn an.
    »Haben Sie einen Computer für neuntausendeinhundertzwanzig Kronen?«
    »Mac oder PC?«, fragte er.
    »Spielt keine Rolle«, antwortete sie. »Hauptsache, er stürzt nicht andauernd ab.«
    Der junge Mann sah sich in dem Durcheinander im Geschäft um.
    Dem Schild im Fenster zufolge verkauften sie neue und gebrauchte Computer, reparierten Computer, programmierten, warteten Geräte und entwarfen Homepages. Annika kam ungefähr acht Mal am Tag an ihrem Geschäft vorbei. Die meiste Zeit schienen sie Computerspiele zu spielen.
    »Der hier«, sagte der Mann und hob einen großen grauen Kasten auf einen Tisch, »er ist zwar gebraucht, hat aber einen neuen Prozessor eingebaut und einen verdammt großen Speicher. Wofür brauchen Sie ihn?«
    »Als Schreibmaschine«, erwiderte Annika. »Und ein bisschen zum Surfen.«
    Der Mann klopfte auf den Computer.
    »Dann ist der genau das Richtige. Alles ist schon vorinstalliert, alle Programme wie Word, Excel, Explorer…«
    »Ich nehme ihn«, unterbrach sie ihn, »und einen Bildschirm und was sonst noch dazugehört.«
    Der Verkäufer zögerte.
    »Alles für die neuntausend?«
    »Neuntausendeinhundertzwanzig. Der Computer ist immerhin gebraucht.«
    Er seufzte.
    »Na schön, aber nur, weil es noch so früh ist.«
    Der Mann ließ sie im Geschäft allein, ging in das Hinterzimmer und kam mit einem kleinen Bildschirm zurück.
    »Er ist nicht besonders groß, aber dafür TÜV-geprüft. Er strahlt nicht so, darauf sollte man achten. Mir wird regelrecht schwindlig an alten Bildschirmen, man wird ganz kribbelig im Kopf. Sonst noch etwas? Disketten?«
    »Ich habe nur neuntausendeinhundertzwanzig Kronen.«
    Er seufzte erneut, holte eine Papiertüte hervor und füllte sie mit zwei Lautsprechern, einer Maus, einem Mauspad, Disketten und einer Tastatur.
    »Und noch einen Drucker«, sagte Annika.
    »Jetzt ist es aber gut«, erwiderte der Mann. »Für neuntausendeinhundertzwanzig Kronen?«
    »Mir reicht ein gebrauchter«, sagte Annika.
    Er ging in das Lager zurück und tauchte mit einem großen Karton wieder auf, auf dem Hewlett stand.
    »Jetzt haben Sie den Computer praktisch umsonst bekommen«, sagte er. »Können wir Ihnen sonst noch behilflich sein?«
    Sie lachte.
    »Ist schon in Ordnung, aber wie soll ich das alles nach Hause schaffen?«
    »Das«, sagte der Mann, »geht zu weit. Tragen müssen Sie ihn schon selber. Ich weiß, dass Sie gleich um die Ecke wohnen, ich habe Sie hier schon öfter gesehen.«
    Annika wurde es warm ums Herz.
    »Tatsächlich?«
    Er lächelte ein wenig verlegen, sah ganz süß aus, hatte dunkle
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