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Paradies

Paradies

Titel: Paradies
Autoren: Liza Marklund
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einen Kuss auf die Wange gab. »Hast du schon mit dem Abendessen angefangen?«
    Er murmelte etwas, und Annika starrte wie gelähmt aus dem Fenster. Im Fenster sah sie dann Eleonor in die Küche kommen und abrupt stehen bleiben.
    »Das ist Annika Bengtzon«, sagte Thomas mit zittriger Stimme, »die Journalistin, die die Artikel über die Stiftung geschrieben hat.«
    Annika holte tief Luft und sah Eleonor an.
    Seine Frau trug ein moosgrünes, kragenloses Kostüm und eine schmale Goldkette um den Hals.
    »Wie nett«, sagte sie, lächelte und streckte Annika die Hand entgegen. »Wissen Sie eigentlich, dass Ihr Artikel Thomas zu einem richtigen Karrieresprung verholfen hat?«
    Annika gab Eleonor ihre eiskalte und feuchte Hand, ihr Mund war völlig ausgedörrt.
    »Thomas und ich erwarten ein Kind«, sagte sie.
    Die Frau lächelte weiter, und es vergingen ein paar Sekunden.
    Thomas wurde kreideweiß hinter dem Rücken seiner Frau, legte die Hände vor sein Gesicht und sank in sich zusammen.
    »Wie bitte?«, sagte Eleonor, immer noch lächelnd.
    Annika ließ die Hand der Frau los und sah auf den Tisch.
    »Ich bin schwanger. Wir werden ein Kind bekommen.«
    Eleonors Lächeln verschwand. Sie drehte sich um und starrte Thomas an.
    »Soll das ein Witz sein?«, fragte sie.
    Thomas antwortete nicht, strich nur seine Haare nach hinten und schloss die Augen.
    »Ende Juli nächsten Jahres ist es so weit«, sagte Annika. »Ich glaube, es wird ein Junge.«
    Eleonor fuhr wieder herum und starrte Annika an. Jegliche Farbe verschwand aus dem Gesicht der Frau, ihre Augen verengten sich zu Schlitzen, und die Augäpfel färbten sich rot.
    »Was hast du getan?«, zischte Eleonor. Annika stand auf und wich zurück, und Eleonor drehte sich wieder zu Thomas um.
    »Was hast du getan? Hast du etwa mit
der da
geschlafen?«
    Eleonor trat zu Thomas, der sich nicht von der Stelle rührte und auf die Erde starrte.
    »Verdammte Scheiße!«, sagte die Frau erstickt. »Krankheiten und allen möglichen Dreck nach Hause zu bringen, nach Hause zu
mir

    Thomas sah seiner Frau in die Augen.
    »Eleonor, ich… es hat sich so ergeben.«
    »Es hat sich so
ergeben?
Wie konnte sich das denn ergeben, Thomas? Womit denkst du eigentlich?«
    Er strich sich über die Stirn. Annika hatte das Gefühl, ihr Gehirn würde zusammengepresst. Jetzt sterbe ich, dachte sie und hielt sich an der Tischplatte fest, um nicht umzukippen.
    »Begreifst du denn nicht, was das bedeutet?«, fragte Eleonor und versuchte ihre Fassung wiederzugewinnen. »Achtzehn Jahre lang wirst du bezahlen müssen, die ganze Zeit wirst du finanziell verantwortlich sein. War es das wirklich wert? Was?«
    Thomas starrte seine Frau an, als würde er sie nicht kennen.
    »Du bist wirklich unmöglich«, sagte er.
    Eleonor versuchte zu lachen.
    »Ich?«, sagte sie. »Habe ich hier etwas falsch gemacht? Du bist untreu gewesen und hast dir ein uneheliches Kind anhängen lassen.
    Glaubst du denn, ich könnte das einfach so akzeptieren?«
    Annika konnte plötzlich nicht mehr atmen. Es gab keine Luft in diesem Haus, sie musste hinaus, fort, nach Hause. Sie zwang sich dazu, sich von der Stelle zu rühren, und ging um den Tisch herum in Richtung Flur und Haustür, ihre Knie zitterten. Eleonor nahm ihre Bewegung aus den Augenwinkeln wahr und drehte sich zu ihr um. Ihr Gesicht war verbittert.
    »Raus aus meinem Haus!«, schrie sie.
    Annika blieb stehen, der Hass traf sie mit voller Wucht. Sie zog Thomas Blick auf sich und hielt ihn fest.
    »Kommst du mit?«, fragte sie. Thomas starrte sie an.
    »Verschwinde, du
Luder

    Die Frau trat jetzt drohend einen Schritt näher, doch Annika blieb stehen.
    »Thomas«, sagte Annika, »komm jetzt mit.«
    Thomas bewegte sich, ging in den Flur und nahm seinen Mantel und Annikas Jacke.
    »Was tust du da?«, sagte Eleonor verwirrt. »Was machst du denn da?«
    Er ging zu seiner Frau, zog sich den Mantel über und die Schuhe an.
    »Wir müssen später in Ruhe darüber reden«, sagte Thomas. »Ich rufe dic h an.«
    Seine Frau keuchte und packte ihn am Mantelkragen.
    »Wenn du jetzt gehst«, drohte sie, »wenn du jetzt durch diese Tür gehst, will ich dich hier nie wieder sehen.«
    Thomas seufzte.
    »Eleonor«, sagte er, »sei doch nicht so…«
    »Ehebrecher!«,
schrie sie. »Wenn du jetzt gehst, darfst du nie wieder zurückkommen.
Niemals!«
    Annika stand mit der Hand auf der Klinke an der Haustür, sah den Rücken des Mannes, sein glänzendes, dichtes Haar, das auf den Kragen fiel. Sie
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