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Pangea - Der achte Tag

Pangea - Der achte Tag

Titel: Pangea - Der achte Tag
Autoren: Andreas Schlüter
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Oberfläche treten würden. Die Stelle lag genau hinter ihm - das große Loch, in dem die leuchtenden Schleimpilze schwammen, die eine Art letzten schützenden Pfropf bildeten.
    Die Kalmare hatten alles vorbereitet. Sie hatten den Kater ebenso geholt wie Sariel. Sie hatten alles für den einen Tag vorbereitet, an dem die GON an die Oberfläche von Pangea treten würden. Den Tag, an dem sich das Schicksal der Welt entscheiden würde. Und dieser Tag - das las Sariel genauso klar wie alles andere - war heute.
    An dieser Stelle brach Sariel das Lied ab und hockte sich erschöpft auf den Boden. Eine große Übelkeit, die nichts mit dem Gestank aus dem Tümpel zu tun hatte, überkam ihn. Ihm war übel vor Angst. Denn mittlerweile hatte Sariel begriffen, warum er hier war, mit einer Zeitmaschine im Rucksack. Er war das letzte Teilchen im Großen Plan. Er musste die GON vernichten, und er wusste nicht, ob ihm das gelingen würde. Denn obwohl die Kalmare auch die Zukunft in ihrem Fries festgehalten hatten, konnte er sie nicht lesen. Sobald er über den Zeitpunkt hinausging, an dem er sich selbst befand, wurden die Zeichen unklar, und auch das Lied führte ihn nicht mehr weiter, begann zu stocken und verließ ihn dann. Offenbar wussten die Kalmare, dass man einem Menschen den Blick in seine eigene Zukunft besser ersparte. Sie selbst schienen da weniger empfindlich zu sein.
    Sariel sah den Kater an, der inzwischen erwacht war. »Du hast es gewusst, nicht wahr? Vom ersten Augenblick an, schon damals im Maschendraht, nicht wahr?« Der Kater gähnte nur, streckte sich ausgiebig und begann, sein Fell zu schlecken.
    »Und was ist mit Liya? Habt ihr auch mal an Liya gedacht?«
    Kurkuma hörte für einen Moment auf, sich zu schlecken, und blickte Sariel ein wenig verwundert an. Dann setzte er seine Körperpflege unbeeindruckt fort. Aber Sariel wusste längst, was mit Liya war. Auch das hatte ihm der Fries verraten. Liyas Verschwinden und der Verrat von Mingan waren zwar nicht Teil des Großen Plans, aber die Kalmare hatten es auch nicht verhindern können. Es gab jedoch eine hauchdünne Chance, wie Sariel gleichzeitig die Welt und Liya retten konnte. Der Schlüssel lag wieder einmal in dem Lied. Es funktionierte nicht nur als Navigationshilfe durch eine Wüste - sondern auch durch die Zeit.
    Die Aufgabe, die der Große Plan für ihn vorsah, war ganz einfach. Die Kalmare hatten genau beschrieben, was er tun musste. Sariel sollte mit der Zeitmaschine der Sari durch den leuchtenden Tümpel hinab in das Nest der GON tauchen und sie dort auslösen. Damit würden die GON ins Nichts katapultiert, genauso wie Liya. Der Haken an der Sache war, dass das eine Kamikazeaktion war, denn die Zeitbombe würde Sariel ebenso mitreißen wie die GON. Seine einzige Hoffnung bestand darin, mithilfe des Liedes irgendwie durch die Zeit zu Liya zu finden, sie zu holen und mit ihr zusammen wieder zurückzukehren.
    Irgendwie.
    Sariel hatte keine Ahnung, wie er das tun sollte. Ihm kam es eher so vor, als verlange man von ihm, auf einer Monsterwelle über den Atlantik zu surfen. Aber eine Wahl schien er nicht mehr zu haben. Sariel griff nach seinem Rucksack und holte die Zeitmaschine heraus. Er hatte sie lange nicht mehr genau betrachtet. Der schwere schwarzgraue Klotz wirkte immer noch unverändert, wie schlafend. Keine Knöpfe oder Tasten, mit denen man die Bombe zünden konnte. Lin-Ran hatte ihm erklärt, dass sie die Zeitmaschine von Sar-Han aus fernzünden würden. Das kam ja wohl nicht mehr in Frage. Sariel hoffte, dass die Kalmare dafür eine Lösung vorgesehen hatten. Er jedenfalls konnte sich nicht weiter damit aufhalten. Für ihn wurde es nun Zeit.
    Er zog sich langsam aus und nahm die Zeitmaschine und die Zähne des Nimrod in die linke Hand. Mit der rechten schnappte er sich den Kater, der einen leisen Protestlaut ausstieß, sich aber nicht weiter sträubte. Er schien bereits zu wissen, was ihm blühte. Sariel drückte den Kater fest an sich. »Tut mir leid, mein Kleiner«, murmelte er und sog den vertrauten Geruch des Katzenfells ein. »Das ist nicht gerade das, was man seinem besten Freund zumuten sollte.«
    Dann trat er, nackt, wie er war, an den Rand des stinkenden Tümpels. Den Rucksack und auch Liyas Buch ließ er zurück. Wie beim Abstieg spürte Sariel nun sehr deutlich die Anwesenheit von etwas unheilvollem Bösem direkt unter sich, das sich unaufhaltsam näherte. Es war schon ganz nah.
    Sariel verspürte Todesangst und die noch entsetzlichere
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