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Pangea - Der achte Tag

Pangea - Der achte Tag

Titel: Pangea - Der achte Tag
Autoren: Andreas Schlüter
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hierhergekommen war.
    Allerdings sah er furchtbar aus. Ziemlich abgemagert, das Fell struppig, und vom rechten Ohr fehlte die Hälfte. Offenbar hatte Kurkuma keine leichte Zeit auf Pangea gehabt. Aber er hatte schnell gelernt, in der fremden Welt zu überleben, hatte die ganze Zeit geduldig und zuversichtlich darauf gewartet, dass sein Freund Huan ihn finden und zurück nach Hause bringen würde.
    »Kurkuma!«, hauchte Sariel. Immer wieder nur »Kurkuma!«, nur dieses eine Wort, mehr brachte er nicht heraus.
    Tränen rannen ihm über die Wangen und verklebten seine Augen, als er den roten Kater vorsichtig mit beiden Händen hochhob. Und ihn fest an sich drückte. Und ihn nie mehr loslassen wollte. Und der Kater immer lauter schnurrte vor Glück.
    »Mein lieber, alter Kurkuma!«
    Kurkuma ließ sich Sariels Zärtlichkeiten und die Tränen in seinem verfilzten Fell huldvoll eine Weile gefallen, dann wurde es ihm zu viel und er entwand sich. Rannte aber nicht weg, sondern strich weiter um Sariel herum und ließ sich an all den Stellen kraulen und knuffen, die Sariel so gut kannte, sogar am Bauch. Erst als ihm auch das nach einer Weile offenbar genug der Sentimentalität war, kehrte er zu seiner Mahlzeit zurück.
    Immer noch fassungslos starrte Sariel den Kater an und fragte sich nun, wie er nach Pangea gekommen sein mochte. Hatten ihn die Zeitvögel vor ihm geschnappt? Aber wieso? Und wie hätte der Kater dann aus Sar-Han entkommen und den Weg durch die Wüste und übers Gebirge zurücklegen können? Es konnte nur so sein, dass Kurkuma kurz vor ihm irgendwo in der Nähe des Vulkans gelandet war. Bloß, wer hatte ihn geholt? Und warum? Nichts von alledem ergab irgendeinen Sinn. Erst als er sich den Kater nach langer Zeit erneut schnappte und mit ihm ins Freie zurückkehrte, begann er zu begreifen.
    Sariel hatte Kurkuma fest im Griff, weil er befürchtete, dass er sich vor Biao erschrecken und womöglich fliehen würde. Das Gegenteil jedoch trat ein. Kaum hatte der rote Kater den Kalmar erblickt, begann er wohlig zu schnurren. Gleichzeitig spürte Sariel ein warmes, freundschaftliches Gefühl, das von Biao ausging. Kurkuma wand sich geschickt aus Sariels Griff, trottete Biao entgegen und rieb sich an dem ausgestreckten Fangarm. Und dann - Sariel glaubte es kaum - streichelte der Fangarm den Kater!
    Der Kater und der Kalmar benahmen sich wie die ältesten Freunde, begrüßten sich erfreut und innig und schienen Sariels Gegenwart dabei völlig zu vergessen. Da dämmerte Sariel, dass die Kalmare womöglich ihre Tentakel im Spiel hatten. Das warf jedoch tausend neue Fragen auf. Wie konnten die Kalmare ohne Technik einen Kater durch die Zeit reisen lassen? Und wozu überhaupt?
    Auf keine dieser Fragen fand Sariel eine Antwort. Das war ihm im Augenblick aber auch egal, denn er hatte den roten Kater wiedergefunden. Ein größeres Glück hatte er seit Langem nicht mehr erlebt. Und wenn der Kater es ohne die Sari nach Pangea geschafft hatte, bedeutete das, dass man auf seine Weise womöglich auch wieder zurück nach Hause kam. Vielleicht sogar von dieser toten Stadt aus. Der rote Kater bedeutete Hoffnung.
    Eine Weile überließ Sariel sich ganz der Wiedersehensfreude, streichelte Kurkuma und sah zu, wie der Kater und der Kalmar miteinander spielten. Tatsächlich spielten sie! Biao schubste den Kater sanft mit seinem Fangtentakel und ließ Kurkuma dann danach schnappen. Sie wirkten so vertraut, als wären sie zusammen aufgewachsen. Das machte Sariel ein wenig eifersüchtig, aber er begann zu begreifen, dass die Kalmare viele Geheimnisse hatten, die zu groß waren, als dass er sie je verstehen würde. Darauf kam es im Moment jedoch auch nicht an. Er wollte Liya retten und er wollte zurück nach Hause. Und zwar beides so schnell wie möglich.
    »He, ihr beiden Komiker, wir müssen weiter!« Sariel erhob sich und wollte sich den Kater schnappen, aber seltsamerweise weigerte sich Kurkuma hartnäckig, bei Biao aufzusteigen. Auch Biao wirkte irgendwie unwillig. Erst als Sariel genervt aufgab und alleine aufstieg, verstand er den Grund. Gut gelaunt, mit hoch erhobenem Schwanz und in aufgeräumtester Abenteuerlaune lief der Kater voraus und führte sie. Und der Kalmar folgte ihm, als sei all das längst zwischen ihnen abgesprochen. Kurkuma lief munter voraus und schien eine bestimmte Richtung zu verfolgen. Sariel vermutete, dass der Kater in der Zwischenzeit die gesamte Stadt erkundet hatte. Um die Mittagszeit erreichten sie eines der
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