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Pangea - Der achte Tag

Pangea - Der achte Tag

Titel: Pangea - Der achte Tag
Autoren: Andreas Schlüter
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Zentren der Stadt. Die Gebäude wurden immer höher und bildeten teilweise hohe Türme, die steil in den wolkenlosen Himmel ragten. Hier hielt der Kater an und streunte nur noch um Biao herum. Als Sariel abstieg, um die Stelle näher zu untersuchen, maunzte der Kater, trabte zielstrebig auf ein kegelförmiges Gebäude aus dunklem, porösem Lavastein zu und verschwand ohne viel Federlesens in einem Spalt in der Außenwand.
    »Verdammt!«, fluchte Sariel, der keine Lust hatte, Kurkuma erneut zu verlieren. »Warte hier, Biao!«, rief er dem Kalmar zu, schulterte seinen Rucksack mit der kostbaren Zeitmaschine und dem Rest von Liyas Sachen und rannte dem Kater nach. Er merkte noch, dass Biao ihm ein warmes, dankbares Gefühl hinterherschickte. Dass dies bereits ein Abschied war, ahnte Sariel nicht.
    Der Spalt, durch den Kurkuma verschwunden war, war eng. Sariel hatte Mühe, sich hindurchzuquetschen, musste den Rucksack zuerst durchschieben und schrammte sich Hände und Wangen auf. Im Innern des Kegels erwartete ihn der Kater bereits, maunzte ihn ungeduldig an und lief wieder voraus. Auch dieses Gebäude war vollkommen leer, und auch in diesem Gebäude roch es so muffig und eigenartig wie in der Halle, in der er Kurkuma gefunden hatte. Diesmal allerdings ohne den Hauch von Katzenpisse. Kurkuma lief zielstrebig auf eine große, torartige Öffnung in der gegenüberliegenden Wand zu, groß genug für zwei Kalmare. Hinter diesem Tor führte eine breite Rampe steil hinab in ein Kellergewölbe aus schwarz glänzendem Stein. Wie tief es war, konnte Sariel nicht erkennen, denn die Rampe machte eine Biegung und verschwand unter dem Boden. Aus der Tiefe drang ein schwaches, fahles Licht herauf. Augenblicklich regten sich uralte Instinkte bei Sariel, er musste ganz dringend, bekam eine Gänsehaut und die Härchen auf seinen Armen standen ab. Es war nicht nur das Licht, das ihn so entsetzte. Aus dem Gewölbe wehte ein Luftstrom heran. Ein entsetzlicher Gestank, wie der Atemzug eines riesigen Wesens, das alles Leben aufgefressen hatte und nun bösartig vor sich hin rülpste.
    Kurkuma schien Sariels Horrorvorstellung nicht zu teilen. Ohne zu zögern, stieg er über die Rampe hinab in die Tiefe. Sariel musste sich überwinden, ihm zu folgen. Vorsichtig und mit angehaltenem Atem setzte er einen Fuß vor den anderen. Tiefer. Noch tiefer.
    »Kurkuma!«, rief Sariel schwach und horchte. Erst als er ein aufmunterndes Miauen hörte, ging er weiter.
    Das fahle Licht reichte gerade so, um einige Meter voraus zu sehen. Außer seinen eigenen Schritten und dem gelegentlichen Miauen des Katers gab es keine Geräusche. Das beruhigte Sariel jedoch keineswegs, denn der Gestank wurde immer schlimmer. Je tiefer Sariel kam, desto intensiver stank es nun nach Fäulnis und Verwesung. Sariel atmete nur noch flach, konzentrierte sich auf Kurkumas miauende Lockrufe und summte das Lied dabei. Plötzlich war es ihm wieder eingefallen, und solange er es summte, vertrieb es die Angst vor dem Grauen, das ihn dort unten erwartete.
    Nur das Lied und der Kater ließen Sariel überhaupt weitergehen. Summend stieg er in die endlose Tiefe hinab und verlor dabei jegliches Zeitgefühl. Wie lange war er bereits unterwegs? Stunden? Tage? Hin und wieder zweigte ein Gang seitlich ab, doch Sariel ging weiter auf ein Entsetzen zu, das seine Fantasie sich nicht vorzustellen vermochte. Manchmal hielt er an, um zu verschnaufen. Nach kurzer Zeit jedoch kam der Kater zu ihm gelaufen und trieb ihn erneut an. Er schien es sehr eilig zu haben.
    Nach unendlich langer Zeit, wie Sariel schien, endete die Rampe schließlich auf sandigem Grund, und er stand in einer großen Halle, die von innen heraus zu glimmen schien. Auch der Kater wirkte nun nervös, was Sariel an dem gesträubten Fell erkannte. Es war sehr warm hier unten, daraus schloss er, dass er sich in großer Tiefe befand. Der Gestank war nun bestialisch, die Luft kaum zu atmen. Sariel musste gegen den Brechreiz und einen schier übermächtigen Fluchtimpuls ankämpfen und befürchtete, dass die Luft ihn vergiften könnte. Das Erste, was Sariel entdeckte, war die Quelle des Lichts und des Gestanks. In der Mitte der Halle gab es eine Art großen Tümpel, in dem eine besonders schleimige Mondtränenart waberte. Die weißliche Masse leuchtete fluoreszierend, bewegte sich in trägen Wellen und warf hin und wieder Blasen an der Oberfläche. Mit ihrer pulsierenden Bewegung veränderte sich auch das Licht und verbreitete einen flackernden
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