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VT10 - Tod im Blut

VT10 - Tod im Blut

Titel: VT10 - Tod im Blut
Autoren: Claudia Kern und Stephanie Seidel
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Der ist der Schlimmste von allen, schimpfte Dr. Aksela vor sich hin. Selbstverliebt, machthungrig und skrupellos!
    Ein kaum hörbares Stöhnen riss die Ärztin aus ihren Gedanken. Prinzessin Marie kam zu sich!
    »Bleibt still liegen, Prinzessin!« Dr. Aksela drängte die schlechte Stimmung, in der sie sich befand, energisch beiseite.
    Ihre Patientin war wichtiger als ihr Ärger. Marie de Rozier und ihre Courage waren immerhin das Einzige, was die Bevölkerung außerhalb der Wolkenstädte jetzt noch vor der furchtbaren Gefahr retten konnte. Und das in mehr als einer Hinsicht.
    Sie gab sich keinen Illusionen hin: Die tödliche Woge des Frakkenschwarms hatte zwar Hunderte Gruh – und Dutzende tapferer Gardisten – getötet, aber niemand wusste, wie viele noch unter der Erde lauerten. Schon ein einziger konnte die Seuche weitergeben, die sich ohne wirksames Gegenmittel unaufhaltsam verbreiten würde.
    Die Ärztin wischte Marie sorgfältig den Schweiß von der Stirn. Das – zugegeben schwache – Lebenszeichen der bislang Bewusstlosen, die, von Gruhbissen und blutigen Kratzern übersät, mehr tot als lebendig neben ihr lag, erleichterte sie und fegte einen Großteil ihrer Wut beiseite. Immerhin war Marie de Rozier die vielleicht einzige Waffe gegen diese grauhäutigen Monster, die die Landbevölkerung im Reich der Wolkenstädte
    »die Gruh« getauft hatten. Und das lag nicht nur daran, dass sich die durchaus kampferprobte Prinzessin mit geradezu heldenhaftem Einsatz in die Schlacht um das Dorf Muhnzipal geworfen hatte. Sie war darüber hinaus noch die einzige Person, die eine Infizierung mit dem Gift der Gruh – bisher! – überstanden hatte, ohne sich in eines der schrecklichen Wesen zu verwandeln.
    Dr. Aksela war sicher, das Blut der Prinzessin würde dafür sorgen, dass dieser Seuche Einhalt geboten werden konnte.
    Falls sie überlebte und genügend Zeit blieb, daraus ein Anti-Serum zu entwickeln, das die Vergiftung des Blutes nicht nur verzögerte wie das bisherige, unvollkommene Mittel, sondern sie zurückdrängte und aus dem Körper tilgte.
    »Ist sie wach?«
    Beim Klang dieser Stimme spürte Dr. Aksela, wie ihre Wut wieder in ihr hoch kochte. »Wenn es so wäre, Herr Kriegsminister«, – die Ärztin betonte den von de Fouché bevorzugten Titel –, »dann wäre es wohl nicht euer Verdienst.«
    De Fouché zog die Augenbrauen hoch und wandte sich wieder dem Steuerrad der Roziere zu, die sich im Landeanflug auf Orleans-à-l’Hauteur befand. »Und eurer sicher auch nicht, werte Doktor Aksela«, antwortete er gelassen. »Immerhin habt ihr der Prinzessin literweise Blut abgezapft, bevor sie sich so heldenhaft auf den Weg machte, um dieses Bauernpack da draußen zu retten. Und das war in ihrem geschwächten Zustand sehr dumm und – wie ihr sicher erkennen werdet, wenn ihr einen Moment darüber nachdenkt – weder meine Schuld noch eure.«
    Dr. Aksela schwieg ein paar Sekunden. Das war nicht falsch, denn sie hatte schon vor Tagen der Prinzessin Blut abgenommen, um ein Heilmittel gegen diese schreckliche Gruh-Seuche zu gewinnen. Doch diese Vorräte waren beim Ausbruch eines Monkee, der zwei Gardisten infiziert hatte, verloren gegangen. Und das war dann wiederum de Fouchés Schuld, denn Aksela war überzeugt davon, dass er selbst das Tier befreit und damit die Soldaten zum Tode verurteilt hatte – nur um sie in Muhnzipal gegen die Gruh-Armee einzusetzen. [1]
    Denn Marie war von einem Gruh verletzt worden, der offenbar eine modifizierte Form des Giftes in sich trug: Die damit Infizierten waren schneller und tödlicher als die Gruh der
    »ersten Generation« und fielen in ihrer Gier nach Hirnmasse auch über ihre Artgenossen her. Dabei verbrauchten sie alle Energie so schnell, dass sie schon nach ein, zwei Tagen ohne Nahrung buchstäblich ausdörrten und verhungerten, während die »normalen« Gruh nur in einen katatonischen Zustand fielen und ziellos umher irrten.
    Dass Marie in ihrem geschwächten Zustand in den Kampf gezogen war, daran trug Aksela allerdings eine Mitschuld. Die Prinzessin hatte nach der Blutabnahme vehement darauf bestanden, dass es nicht um ihr, sondern um das Wohl der ganzen Bevölkerung ginge. Die Ärztin hätte es ahnen und nicht zulassen dürfen, dass die tatendurstige Prinzessin sich gleich wieder solchen Anstrengungen aussetzte.
    »Wenn wir Glück haben, dann wird Ihre Excellenz bald selbst Stellung dazu beziehen können«, entgegnete Aksela spitz auf de Fouchés Schuldzuweisung.
    Marie
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