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Orchideenhaus

Orchideenhaus

Titel: Orchideenhaus
Autoren: L Riley
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dir.«
    »Dann ist deine Thaioma also doch keine verrückte Alte.«
    »Nein. Sie hat sämtliche Tassen im Schrank.«
    »Anders als ich, der gerade in einem Anfall von Wahnsinn um die halbe Welt geflogen ist, ohne zu wissen, was mich erwartet.« Er nahm ihre Hand. »Ich hasse Klischees, aber du siehst heute Abend wunderschön aus. Und ich bin wohl noch nie so froh gewesen, einen Menschen wiederzusehen.«
    Er küsste sie.
    »Wenn du schon mal hier bist, und für den Fall, dass dich die Wanderlust gleich packt, wollte ich noch etwas anderes erledigen und dich fragen, ob du Lust hättest, mich zu heiraten. « Kit schaute sich um. »In Anbetracht unserer gemeinsamen Geschichte kann ich mir keinen besseren Ort für einen solchen Antrag denken.«
    »Kit, ich würde wirklich gern ja sagen« – Julia wusste, wie lächerlich das klang –, »aber erst, wenn ich geschieden bin.«
    »Na, so eine Überraschung. Tja, das Leben ist nun mal nicht vollkommen.« Er rieb lächelnd seine Nase an der ihren.
    Ihre Finger verschränkten sich ineinander.
    »Ich habe ein Geschenk für dich.«
    »Ja?«
    Kit griff unter seinen Stuhl und stellte eine merkwürdig anmutende schwarze Pflanze auf den Tisch.
    Julia sah die dunklen Blütenblätter erstaunt an. »Ich dachte, es gibt keine schwarzen Orchideen.«
    »Gibt es auch nicht. Die hat Gott am letzten Tag der Schöpfung nicht mehr geschafft, also musste der gute Kit ein
bisschen nachhelfen. Du brauchst nur Wasser drüberzugießen, dann ist sie wieder so hübsch rosa wie vor meinen Bemühungen, sie anzumalen.« Er deutete auf die kleine Schriftrolle, die im Topf steckte. »Darauf steht die dazugehörige Geschichte. Ich finde sie sehr passend.«
    Julia griff nach der Schriftrolle, doch Kit hielt sie zurück. »Lies sie später. Und wenn du das getan hast, bilde dir bitte nichts ein. Vergiss nicht: Dies ist das neue Jahrtausend, und die Interaktionen zwischen Mann und Frau haben sich verändert. Bis auf eine«, fügte er nach kurzem Nachdenken hinzu.
    »Und die wäre?«
    Kit sah ihr in die Augen. »Die Liebe.«

60
    Wharton Park, Januar
     
    Trotz stundenlanger Debatten am Küchentisch und wochenlanger Beschäftigung mit den Zahlen kam Kit am Ende zu dem Schluss, dass er Wharton Park verkaufen musste.
    »Wir schaffen es einfach nicht, Liebling«, sagte Kit bei einem Glas Wein in der Bibliothek. »Ich weiß, das bricht dir das Herz, aber ich sehe keine andere Möglichkeit. Nicht einmal mit Unterstützung von English Heritage könnten wir das nötige Geld für die Reparaturen aufbringen. Das wäre nur ein Tropfen auf den heißen Stein.«
    »Das ist mir klar. Wenn Xavier nicht von den Toten auferstanden wäre und jetzt begehrliche Blicke auf die Hälfte meiner Einkünfte werfen würde, hätten wir es wahrscheinlich hingekriegt.« Sie rückte näher ans Feuer. Im Haus war es eiskalt, weil der Boiler wieder einmal seinen Dienst versagte.
    Kit strich ihr übers Haar. »Julia, in dieser Hinsicht bin ich
sehr altmodisch. Es wäre mir schwergefallen, von meiner zukünftigen Frau Geld für Wharton Park anzunehmen. Dem Gebäude zuliebe müssen wir es jemandem verkaufen, der die Mittel besitzt, es zu sanieren.«
    »Das macht den Abschied auch nicht leichter. Wharton Park ist nicht einfach nur ein Haus, sondern der Ort, an dem wir uns kennengelernt haben. Und es liegt mir im Blut. Wenn ich es irgendwie retten könnte, würde ich es tun. Verdammter Xavier! Ausgerechnet jetzt, wo ich zum ersten Mal meine Ersparnisse gebrauchen könnte! Nicht zu fassen, dass er so …«
    »Vergiss es. Ich spreche morgen mit dem Verwalter, dass ich Wharton wieder zum Verkauf anbiete. Tut mir leid, Schatz, uns bleibt keine andere Wahl.«
     
    Zehn Tage später teilte der Makler ihnen mit, dass es einen ausländischen Interessenten für das Anwesen gebe. Wenn sie das Angebot annähmen, wäre besagte Person bereit, sofort nach England zu fliegen, um den Vertrag zu unterzeichnen.
    Ein Angebot, das sie nicht ausschlagen konnten.
     
    Julia schürte das Feuer im Kamin der Bibliothek und arrangierte einen Bund Schneeglöckchen auf dem Tisch – ein halbherziger Versuch, den Kaufinteressenten willkommen zu heißen, der in einer halben Stunde eintreffen sollte.
    »Wahrscheinlich ein grässlicher russischer Oligarch mit seiner platinblonden Geliebten«, mutmaßte Julia, als sie Kaffeetassen auf ein Tablett stellte.
    Um halb zwölf klingelte ein livrierter Chauffeur an der Tür.
    »Madam wäre da«, verkündete er und deutete auf eine vor
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