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Orchideenhaus

Orchideenhaus

Titel: Orchideenhaus
Autoren: L Riley
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Auftrittsprogramm sprechen. Außerdem hatte sie in letzter Zeit zu wenig Klavier gespielt. In Paris konnte sie einen Übungsraum mieten.
    Da Julia keine Lust auf ein einsames Abendessen auf der Terrasse hatte, ließ sie sich etwas aufs Zimmer kommen und speiste auf dem Balkon, von wo aus sie zum letzten Mal die Boote auf dem Fluss beobachtete. Die innere Ruhe, die sie in Bangkok verspürt hatte, würde ihr fehlen. Doch nicht einmal Lidia mit ihren achtzig Jahren Lebenserfahrung konnte ihr zeigen, wohin der Weg führen würde. Das musste Julia allein herausfinden.
     
    Ihren letzten Nachmittag verbrachte Julia am Pool, wo viele Bedienstete mittlerweile ihren Namen kannten. Sie hatte Lidia angerufen, um ihr zu sagen, dass sie abreisen werde, und Lidia wollte um sieben Uhr zu einem Abschiedsessen ins Hotel kommen. Julia musste um halb zehn zum Flughafen aufbrechen.
    Um sechs duschte Julia, packte die letzten Sachen ein und checkte aus. Als sie an der Bamboo Bar vorbei und zum Essen auf die Terrasse ging, begrüßte Thanadol sie wie immer mit einem Lächeln.

    »Guten Abend, Khun Julia, wie geht es Ihnen heute?«
    »Ich bin traurig«, gestand sie, während sie ihm über die Terrasse folgte. »Es ist mein letzter Abend. Ist meine Großmutter schon da?«
    »Nein. Sie hat mich gebeten, Ihnen zu sagen, dass Sie hier warten sollen.« Thanadol deutete auf einen Tisch, an dem bereits jemand saß.
    »Was …?« Als sie näher kam, erkannte Julia den Mann, und ihr Herz begann schneller zu schlagen.
    Er wandte sich ihr zu.
    »Hallo, Julia.«
    »Hallo, Kit.«
    »Möchtest du dich nicht setzen?«
    »Wie um Himmels willen …?«
    »Bitte nimm Platz, dann erkläre ich dir alles.«
    Julia, die plötzlich weiche Knie bekam, setzte sich.
    »Hier«, sagte Kit und reichte ihr ein Glas Rotwein. »Trink, das hilft gegen den Schreck.«
    Julia nahm einen großen Schluck Wein. »Was machst du denn in Thailand?«, brachte sie schließlich hervor.
    »Ach, du weißt ja, wie das ist: Ich dachte mir, ich fliege mal schnell ans andere Ende der Welt, Bangkok anschauen«, antwortete er schmunzelnd. »Julia, ich wollte dich sehen.«
    »Und woher wusstest du, dass ich hier bin?«
    »Ich muss nicht gerade Interpol einschalten, um zu erfahren, wo du dich aufhältst, Julia. Schließlich wohnt deine Schwester nur ein paar Häuser weiter. Aber letztlich weiß ich es von Lidia. Sie hat mich angerufen und mir geraten herzukommen, bevor du abreist. Offenbar ist mir das gerade noch rechtzeitig gelungen. Ich hoffe, es macht dir nichts aus.«
    Julia war erstaunt über die Leichtigkeit, mit der er die Situation meisterte. »Nein, natürlich nicht.«

    »Dürfte ich einen Schritt weiter gehen und dich fragen, ob du dich möglicherweise freust, mich zu sehen?«
    »Ja.«
    »Puh!« Kit wischte sich mit einer theatralischen Geste über die Stirn. »Lidia hatte mir das schon versichert, aber irgendwo über dem Himalaja ist mir der kalte Schweiß ausgebrochen, und ich habe überlegt, ob das möglicherweise nur die merkwürdigen Phantasien einer alten Dame sind. Was ja gar nicht so abwegig wäre. Schließlich bestehen erstaunliche Ähnlichkeiten zwischen ihrer Situation damals und der unseren heute.«
    Julia drehte ihr Glas zwischen den Fingern. »Ich weiß.«
    »Normalerweise reise ich einer Frau, die mich sitzen lässt, nicht um die halbe Welt nach. Aber unter den gegebenen Umständen bin ich zu dem Schluss gekommen, dass du es wert bist.«
    Julia hob den Blick. »Kit, ich wollte dich nicht verlassen. Ich …«
    Kit legte sanft einen Finger auf ihre Lippen. »Das war ein Scherz, Julia. Lidia hat mir in ihrer Rolle als gute Fee alles erklärt und ein Flugticket erster Klasse nach Bangkok vor die Tür von Wharton Park gezaubert. Ohne Rückflug, sollte ich vielleicht erwähnen, also wirst du mir ein paar Pfund leihen müssen, wenn du mich loshaben willst.«
    »Ach, Kit …« Julias Augen wurden feucht. »Entschuldige«, sagte sie und wischte hastig eine Träne weg.
    »Keine Ursache. Es war keine große Mühe, schon gar nicht in der ersten Klasse … doch hauptsächlich deshalb, weil ich dich liebe.«
    »Ich liebe dich auch«, flüsterte Julia.
    Kit rückte näher. »Könnte das so etwas wie das verbale Eingeständnis gewesen sein, dass du meine Gefühle erwiderst?«
    »Ja.« Julia schmunzelte.
    »Aha.« Kit senkte den Blick. »Wirklich, Julia?«, fragte er mit leiser Stimme.
    »Ja, Kit. Ich liebe dich … sehr. Und ich fühle mich elend seit dem Tag des Abschieds von
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