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Begrabene Hunde schlafen nicht

Begrabene Hunde schlafen nicht

Titel: Begrabene Hunde schlafen nicht
Autoren: Gunnar Staalesen
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Gunnar Staalesen
Begrabene Hunde
schlafen nicht scanned 2007-04/V1.0
    Der Privatdetektiv Varg Veum übernimmt seinen ersten Auftrag als
Leibwächter und begleitet einen von Wettschulden zermürbten Klienten nach
Oslo. Schnell ist er in eine Affäre verwickelt, in der es um Transaktionen auf
dem grauen Geldmarkt, um mörderische Geldeintreibungspraktiken, um tote
und noch lebende Baulöwen und sogenannte vitale Wirtschaftsinteressen
geht. Auch wenn er selbst dabei in größte Gefahr gerät – Veum beginnt das
Knäuel von falschen Identitäten, obskuren Todesfällen und unfeinen
Seilschaften zu entwirren und deckt schließlich ein ungeheuerliches
Komplott auf…
    ISBN: 3-89136-621-3
Original: Begravde hunder biter ikke (1993)
Aus dem Norwegischen von Kerstin Hartmann
Verlag: Edition Galgenberg
Erscheinungsjahr: 1997
Umschlaggestaltung: Gundula Hißmann
    Da sowohl die Stadt Oslo als auch einige bekannte Personen
der Wirklichkeit entnommen sind, ist es angebracht, darauf
hinzuweisen, daß alle anderen Personen und Begebenheiten
freie Erfindung des Autors sind.
G. S.
     
Wenn die Stadt tot ist, wer hat sie dann getötet?
Jean -Noël Blanc
1 Der Tod kennt viele Verkleidungen. Zu mir kam er an einem
Tag Anfang September, und er nannte sich Mons Vassenden.
    Er stand in der Tür zu meinem Büro wie der Gesandte einer
verlorenen Schlacht, mit einem Gesichtsausdruck, als bitte er
um Entschuldigung dafür, daß es ihn gebe. Vielleicht hatte er
Grund dazu.
Nachdem er sich vorgestellt hatte, sagte er: »Bist du …« Er
nickte zur Tür.
    »Varg Veum.« Ich stand auf und reichte ihm die Hand. »Das
bin ich.«
Seine Hand war die feuchteste, die ich seit der Tanzschule
berührt hatte, und er wußte es selbst, denn er ließ sofort wieder
los.
»Ich habe ein Problem«, murmelte er.
»Die meisten, die hierherkommen, haben eins. Setz dich. –
Eine Tasse Kaffee?«
»Nein danke. Ich – habe nicht die Ruhe. Mir ist nicht ganz –
wohl.« Ich versuchte ihn einzuordnen.
Er war Anfang Fünfzig, hatte dünnes, dunkelblondes Haar und
war etwas untersetzt. Unter dem offenen, dunkelblauen Mantel
trug er dunkelbraune Hosen, eine graue Tweedjacke, einen
blauen Schlips mit rotem Pferdekopfmuster und unter der Jacke
eine quergestreifte Wollweste in Brauntönen.
Sicher, es war September. Trotzdem mußte ihm zu warm sein.
Aber Vassenden war ein Name mit westnorwegischem Klang.
Wo diese Leute herkamen, war es immer kalt und ungemütlich,
sogar mitten im Sommer.
So sah er denn auch aus, als hätte er sich seit Juni nur drinnen
aufgehalten. Sein Gesicht war fahl und bleich, und auf der Stirn,
unter der Nase und zwischen den kurzen, fast durchsichtigen
Bartstoppeln lag ein schwacher Schweißschimmer.
»Was ist das Problem?« fragte ich, so freundlich ich konnte.
»Ich habe Schulden.«
»Wer hat die nicht, heutzutage?«
»Hohe Schulden.«
»Auch das ist nicht ganz ungewöhnlich.«
»Mit viel zu hohen Zinsen.«
»Wenn du einen Finanzberater brauchst, fürchte ich, du …«
»Was ich brauche, ist ein Leibwächter.«
Während er das sagte, drehte er sich halb zur Tür.
Ich spürte ein unangenehmes Kneifen im Magen, als würde
mich da unten jemand am Ärmel ziehen, um mich von etwas
abzuhalten.
»Nun sind Leibwächterdienste nicht gerade das, was ich
normalerweise tue.«
»Ich werde zahlen!«
»Und wovon?«
Er holte ein blau-weißes Taschentuch hervor und wischte sich
den Schweiß von Stirn und Nase. »Es ist … Ich wage nicht,
allein hinzufahren.«
»Wohin zu fahren?«
»Nach Oslo.«
»Nach Oslo?!«
Sein Blick war vielsagend. »Ja. Sie haben mir eine Frist bis
morgen vormittag gegeben. Einen Tag länger als vereinbart.
Aber ich traue ihnen nicht. Jetzt, da die Frist abgelaufen ist –
eigentlich sollte ich fünfzig Prozent Zinsen zahlen – täglich – von jetzt an.«
»Sag mal, wo leihst denn du dein Geld? Bei der Weltbank?«
»Es sind – Ehrenschulden.«
»Ehren …«
Ich stand auf und ging zum Waschbecken. Auf dem Regal
unter dem Spiegel standen zwei Gläser. »Da du ja keinen Kaffee
willst … Wie wär’s mit einem Schnaps?«
Seine Augen wirkten wie nasse Fotoabzüge. »Ha-hast du
einen?«
Ich nahm beide Gläser mit zurück, öffnete die untere Schublade meines Schreibtisches und holte die Aquavitflasche heraus.
Sie war ungeöffnet und hatte schon recht lange da gelegen. Aber
ich war mir ziemlich sicher, daß sie auf eine Gelegenheit wie
diese gewartet hatte.
Ich schraubte den Verschluß ab, schenkte uns beiden
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