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Orchideenhaus

Orchideenhaus

Titel: Orchideenhaus
Autoren: L Riley
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gewesen, wenn Harry Olivia freigegeben hätte und zu dir zurückgekehrt wäre. Aber da war Wharton Park, das sich nach dem Krieg in erbärmlichem Zustand befand. Für Harry arbeiteten sehr viele Menschen, deren Auskommen von ihm abhing. Obwohl es ihm das Herz brach, musste er in England bleiben. Er hatte wirklich keine andere Wahl.«
    Lidia nickte. »Bill erklärt mir das in Bangkok. Er ist guter Mensch. Er rettet mir das Leben.«
    »Ich mochte ihn sehr«, sagte Julia. »In Wharton Park habe ich die meiste Zeit bei ihm in den Gewächshäusern verbracht. Meine Mutter und ich sind von den Düften unserer Heimat umgeben aufgewachsen, ohne zu ahnen, dass sie Teil unseres Lebens waren.«
    »Das tröstet mich.« Lidia lächelte. »Ich schicke Bill eine besondere Orchidee für Jasmine. Sie ist sehr selten; es gibt nur wenige auf der Welt. Ich sehe sie kurz vor Jasmines Geburt auf dem Blumenmarkt in Bangkok und kaufe sie für sie. Blüht sie in England für ihn?«
    »Ach.« Julia fiel das Bild ein, das die junge Jasmine von der seltenen Orchidee gemalt und das Julias Vater George erkannt hatte. »Ja, ich glaube schon«, flüsterte sie.
    »Und dein Vater? Ist er auch tot?«, fragte Lidia.
    »Nein.« Julia lächelte. »Ihm geht es gut. Er hat meine Mutter verehrt, und sie waren sehr glücklich miteinander.
So glücklich, dass er sich nach ihr keine Frau mehr gesucht hat.«
    »Weiß er von Herkunft seiner Frau?«
    »Ja, allerdings wie ich erst seit Kurzem.«
    »Eines Tages möchte ich Mann meiner Tochter kennenlernen«, sagte Lidia. »Und du, bist du auch Einzelkind?«
    »Äh, nein. Ich habe eine Schwester, von der ich noch nicht lange weiß, dass sie adoptiert ist«, erklärte Julia. »Meine Mutter dachte, sie könnte keine Kinder bekommen, und so haben sie meine Schwester Alicia als Baby bei sich aufgenommen. Sie ist drei Jahre älter als ich. Es war eine große Überraschung, als meine Mutter mit mir schwanger wurde. Ich glaube, mein Vater wollte Alicia die Wahrheit nie sagen, aber als Elsie ihm die Geschichte von Jasmine und Wharton Park erzählte, hat er sich wohl dazu verpflichtet gefühlt. Sonst hätte sie gedacht, sie wäre ebenfalls eine Enkelin von dir und Harry. Doch sie bleibt meine Schwester«, sagte Julia mit Nachdruck.
    »Natürlich. Aber jetzt, finde ich, sollten wir etwas essen, Julia.«
    Lidia nickte ihrem wartenden Boy zu, der ins Innere des Hauses verschwand.
    »Du bist also Pianistin, Julia? Kann ich dich irgendwo spielen hören?«
    »Ja. Ich bin schon auf der ganzen Welt aufgetreten. Ich hatte Glück. Ein Agent hat mich am Royal College of Music entdeckt, als ich neunzehn war, und mir geholfen, meine Karriere aufzubauen.«
    »Julia, Glück ohne Talent nützt nichts«, bemerkte Lidia. »Du musst gut sein. Und du bist noch so jung. Wo willst du nach Bangkok hin? Möchtest du auftreten?«
    »Nein«, antwortete Julia, als der Boy mit einem Tablett, darauf zwei Schalen mit dampfender Suppe, aus dem Haus trat.
»Das vergangene Jahr hat schwierige Veränderungen mit sich gebracht. Ich werde erst in ein paar Monaten wieder auftreten. Offen gestanden, habe ich nicht die geringste Ahnung, wohin die Reise von hier aus geht. Ich bin nach Bangkok gekommen, um Zeit zum Nachdenken zu haben.«
    »Du musst mir alles erzählen, wenn wir Nongs Tom-Kha-Gai- Suppe essen. Ich finde, sie ist beste von Bangkok.«
    Nach der köstlich cremigen Kokosnusszitronengrassuppe mit zarten Hühnchenstreifchen servierte Nong einen Teller mit Mango und Papaya zum Dessert.
    »Erzähl mir jetzt von deinem schwierigen Jahr, Julia.«
    »Ich habe meinen zwei Jahre alten Sohn Gabriel vor zwölf Monaten bei einem Autounfall verloren. Anfangs dachte ich, auch sein Vater Xavier sei tot, doch der ist vor ein paar Wochen wieder in unserem Haus in Frankreich aufgetaucht. Er hat den Wagen gelenkt und ist nach dem Unfall einfach verschwunden, angeblich, weil er es nicht geschafft hätte, mir alles zu erklären. Erst vor einer Woche habe ich herausgefunden, dass er ziemlich betrunken war und nicht mehr hätte fahren dürfen. Also« – ihre Stimme wurde sehr leise – »habe ich ihn verlassen und bin hierhergekommen.«
    Lidia legte ihre Hand auf die von Julia. »Eine schreckliche Geschichte. Ich weiß, es ist schlimmste Strafe Gottes, ein Kind zu verlieren.«
    »Ja«, pflichtete Julia ihr bei. »Etwas Schlimmeres kann ich mir nicht vorstellen.«
    »Nach so etwas ist Herz leer.«
    »Ja, es gibt keinen Trost und nichts, was einem den Schmerz nehmen
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