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Orchideenhaus

Orchideenhaus

Titel: Orchideenhaus
Autoren: L Riley
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zum Palast. Komm um Mitternacht hinunter zum Fluss. Dort wirst du deinen Lohn erhalten.«
     
    Am Abend seines Hochzeitstages und der großen landesweiten Feier betrat der Prinz seine privaten Gemächer.

    Die Prinzessin blickte von der Terrasse hinunter auf den Chao-Phraya-Fluss, der noch immer von dem Feuerwerk zur Feier ihrer Hochzeit erglühte. Der Prinz gesellte sich zu ihr.
    »Liebste, ich habe etwas für dich, etwas, das deine einzigartige Schönheit und Vollkommenheit symbolisiert.«
    Er reichte ihr die Schwarze Orchidee in einem juwelengeschmückten Topf aus reinem Gold.
    Die Prinzessin betrachtete die Pflanze, deren nachtschwarze Blütenblätter mit der schweren Farbe zu ringen schienen. Sie wirkte müde und welk … und unnatürlich düster.
    Doch die Prinzessin wusste, welchen Schatz sie in Händen hielt und was der Prinz für sie getan hatte.
    »Mein Prinz, sie ist wunderschön! Wo hast du sie entdeckt? «
    »Ich habe im ganzen Königreich danach suchen lassen. Und ich bin mir sicher, dass es keine zweite ihrer Art gibt, genauso wenig, wie es eine Zweite wie dich gibt.« Er sah sie voller Liebe an.
    Sie streichelte sanft sein Gesicht, um ihm ihre ewige Liebe zu zeigen.
    »Ich danke dir von Herzen.«
    Er ergriff ihre Hand und begann ihre Finger zu küssen. Schon bald wollte er sie ganz besitzen. Es war ihre Hochzeitsnacht, und er hatte lange gewartet. Der Prinz nahm die Orchidee, stellte sie auf die Terrasse, schlang die Arme um die Prinzessin und küsste sie leidenschaftlich.
    »Komm mit hinein, meine Prinzessin«, flüsterte er ihr ins Ohr.
    Sie ließ die Schwarze Orchidee auf der Terrasse und folgte ihm ins Schlafgemach.
Kurz vor Tagesanbruch erhob die Prinzessin sich von ihrem Nachtlager und ging hinaus, um den ersten Morgen ihres neuen gemeinsamen Lebens zu begrüßen.
    Die Pfützen verrieten ihr, dass es in der Nacht geregnet hatte. Obwohl der neue Tag bereits heraufdämmerte, verbarg die Sonne sich noch zum Teil hinter den Bäumen auf der anderen Seite des Flusses.
    Auf der Terrasse stand eine tiefrot-rosafarbene Orchidee in dem Topf aus reinem Gold, den der Prinz ihr überreicht hatte.
    Die Prinzessin ließ lächelnd die Finger über ihre Blütenblätter gleiten, die, vom Regen gereinigt, so gesund wirkten und viel, viel schöner als am Abend zuvor. Die Pfütze rund um den Topf war leicht grau gefärbt.
    Da begriff sie und hob die Pflanze hoch, um ihren himmlischen Geruch einzuatmen. Sie überlegte, was zu tun sei: War es besser, mit der Wahrheit zu verletzen oder mit einer Lüge zu schützen?
    Wenige Minuten später schlenderte sie ins Schlafgemach zurück und schmiegte sich wieder in die Arme des Prinzen.
    »Mein Prinz«, flüsterte sie, als er erwachte, »meine Schwarze Orchidee ist heute Nacht gestohlen worden.«
    Der Prinz richtete sich entsetzt auf, um die Wachen zu rufen. Doch sie beruhigte ihn mit einem Lächeln.
    »Nein, Liebster, sie wurde uns nur für eine Nacht geschenkt, für die Nacht, in der unsere Liebe erblühte und wir eins und Teil der Natur wurden. Wir durften nicht erwarten, dass wir etwas so Magisches für uns behalten könnten … Außerdem wird sie ohnehin irgendwann welken und sterben. Und das könnte ich nicht ertragen.« Sie nahm seine Hand und küsste sie. »Lass uns an ihre Macht glauben und daran, dass ihre Schönheit uns in der ersten Nacht unseres gemeinsamen Lebens gesegnet hat.«

    Der Prinz dachte eine Weile nach. Und weil er die Prinzessin aus ganzem Herzen liebte und sich so sehr darüber freute, dass sie nun die Seine war, rief er die Wachen nicht.
    Ihrer harmonischen Verbindung entsprang ein Kind, das in jener Nacht gezeugt wurde und auf das noch viele weitere folgten. Der Prinz glaubte den Rest seines Lebens, dass die sagenumwobene Schwarze Orchidee sie an ihrer Magie hatte teilhaben lassen.
     
    Am Morgen nach der Prinzenhochzeit saß ein armer Fischer am Ufer des Chao Phraya, wenige hundert Meter flussaufwärts vom königlichen Palast. Da er in den vergangenen beiden Stunden nichts gefangen hatte, überlegte er, ob die Fische durch das Feuerwerk in der Nacht auf den Grund vertrieben worden waren. Er hatte nichts, was er verkaufen konnte, und seine große Familie würde hungern müssen.
    Als die Sonne über die Bäume auf der anderen Seite des Flusses kletterte und sein Wasser erstrahlen ließ, entdeckte der Fischer etwas Glänzendes zwischen den grünen Schlingpflanzen. Er legte seine Rute beiseite und watete ins Wasser, um es zu holen.
    Was für ein
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