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Onkel ist der Beste

Onkel ist der Beste

Titel: Onkel ist der Beste
Autoren: Mary Scott
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zu Schwierigkeiten.«
    »Ja, das stimmt... Von frühester Kindheit an ist er in den großen Ferien immer zu uns gekommen, und wir hatten ihn sehr gern. Später ist er dann in schlechte Gesellschaft geraten. Sicher war es nicht sein Fehler, aber er fing an, Dinge mitgehen zu lassen. Das taten alle anderen Jungen auch und hielten es für einen Spaß. Zunächst nur Süßigkeiten, dann Spielzeug. Und er borgte sich immer die Fahrräder anderer Leute aus, weil Dorothy ihm keines kaufen wollte. Als er zum erstenmal erwischt wurde, war er sechzehn. Man hat ihn nur verwarnt, aber leider ist es wieder passiert. Diesmal war es ein Motorrad.«
    »Es passierte immer wieder«, warf Judy erbarmungslos ein. »Bis die Polizei es satt hatte und der Richter ihn für ein Jahr in ein Heim einweisen ließ. Wäre meine Mutter nicht gewesen, wäre er vielleicht noch immer drin.«
    »Aber nein, Liebes«, widersprach Dora. »Das war nicht mein Werk. Mit der Zeit merkten sie eben, daß er kein gewöhnlicher Verbrecher war, sondern ein sehr lieber Junge. Und er ist völlig, völlig geheilt«, schloß sie mit triumphierender Bestimmtheit.
    Judy runzelte die Stirn und sagte bedächtig: »Ist er das? Ach, Mama, du wirst mich für ein Ungeheuer halten... Du weißt, wie sehr ich Terry mag, aber ich glaube, wir müssen Onkel Robert gegenüber ganz aufrichtig sein.«
    Sie machte eine Pause, Dora eine kummervolle Miene. »Du siehst jetzt, Onkel, wie meine Mutter ist. Sie hält jeden für einen Engel — und zu ihr sind auch alle engelhaft. Aber ich bin nicht sicher, daß Terry ganz geheilt ist. Natürlich wird er nie mehr stehlen so wie früher, und er wird nichts anrühren, was uns oder jemand gehört, den er mag. Aber er wäre vielleicht imstande, für uns zu stehlen. Terry ist schrecklich eitel und will zeigen, wie geschickt er ist. Für ihn waren die Diebstähle ein aufregendes Spiel, den anderen Menschen eins auszuwischen. Und wenn er über jemand wütend wird, könnte er es wieder tun, nur, um ihm einen Possen zu spielen.«
    »Aber Judy«, mahnte Dora. »Terry ist nicht so. Er kommt mit allen gut aus. Natürlich macht er sich manchmal über jemand lustig, aber das ist auch alles.«
    »Das Schlimmste ist, daß er sich über alles lustig macht. Ja, ich weiß, auch ich neige dazu. Aber Terry kann sich sogar über das Erziehungsheim lustig machen — dir gegenüber nicht, aber ich weiß, wie sehr er es gehaßt hat und sich innerlich deswegen schämt.«
    »Mein Schatz, du ermutigst ihn noch dazu, das weißt du selbst.«
    »Natürlich. Er ist urkomisch, und wenn wir nicht manchmal tüchtig lachten, würden wir glatt eingehen. Und es gibt einen Menschen, den er nicht leiden kann, nämlich James Fenton.«
    »Aber das ist doch längst vorbei. Es war nur ein Mißverständnis.«
    »Es war ein richtiger Krach. Du mußt wissen, Onkel, daß Fenton, als Terry einmal Jungstiere die Straße entlangtrieb, mit seinem Wagen in ein Tier fuhr, wobei sein Wagen beschädigt wurde. Terry lachte dazu, Fenton verlor die Fassung und nannte ihn einen jungen Zuchthäusler. Zu Hause drohte Terry sodann, er werde es dem aufgeblasenen Affen schon heimzahlen. Seither bin ich sehr nervös, weil ich Angst habe, daß er von den Fentons etwas nehmen könnte, bloß aus Jux — nur würde die Polizei es nicht so sehen.«
    »Bist du da nicht zu hart?« fragte Dora vorwurfsvoll.
    Judy lachte, zuckte die Achseln und sprang vom Fensterbrett. »Vielleicht bin ich das, aber irgendwer muß ja hier hart sein. Nun, jedenfalls ist Terry für uns ein sehr liebes und willkommenes Gottesgeschenk. Er sagt zwar, er hasse Schafe, weil sie kein Hirn hätten, kümmert sich aber gewissenhaft um sie, legt überall mit Hand an und beklagt sich nie.«
    »Wir haben ihn sehr gern«, erklärte Dora zusammenfassend. »Er hat natürlich von Anfang an zur Familie gehört.«
    Robert ertappte sich dabei, wie er ihr, wie vorhin Judy, zulächelte. Eine seltsame Familie. Cyril und Terry. Und doch hätte er sehr gern dazugehört.
    Bei diesem Gedanken erhob er sich jäh und raffte die Rechnungen und sonstigen Papiere zusammen. Er mußte fest bleiben. Sentimentalität hatte er immer gehaßt — oder hatte sich eingeredet, daß er sie hasse.
    »Ich muß mit den Leuten von der Bank sprechen. Ihre Haltung erscheint mir unverständlich. Denn nach Judys Erklärungen zu schließen, müßte der Scheck für die Wolle den Großteil der fälligen Rechnungen ausgleichen, und außerdem gibt es noch Vieh, das man verkaufen könnte.
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