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Onkel ist der Beste

Onkel ist der Beste

Titel: Onkel ist der Beste
Autoren: Mary Scott
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Cyril und ging in die Küche, um Vorbereitungen für die Ankunft des Onkels zu treffen, der gleichzeitig ihr Hypothekargläubiger war — oder hieß es Hypothekengläubiger? Sie war ihrer Sache nicht sicher. Sie wußte nur, daß sie dieses Wort satt hatte, daß sie es satt hatte, Schulden zu haben, die sie nicht abzahlen konnte.
    Lange bevor Dennis gestorben war, hatte es damit angefangen, doch in den drei Jahren seit seinem Tod hatten sich die Schwierigkeiten vervielfacht, und jetzt schien die Fortführung der Farm völlig unmöglich, da die Bank keinen Kredit mehr gab. Dora hatte das Gefühl, daß ihre finanziellen Schwierigkeiten der wahre Grund von Onkel Roberts Besuch waren.
    Hätte Dennis bloß den Krieg mitmachen können, wie er es sich gewünscht hatte, dann wäre alles anders gekommen, überlegte sie weiter. Sie hätten die Zahlungen für Kriegsteilnehmer in Anspruch nehmen können und wären nicht bei einem Onkel, den sie kaum kannten, so tief in Schulden geraten. Robert Macalister hatte mit Ausnahme seiner Jugend sein ganzes Leben in England verbracht und sich in dieser Zeit nur einmal ein halbes Jahr in Neuseeland aufgehalten. Aus irgendeinem Grund war er damals zweimal verhindert gewesen, sie zu besuchen. Ach ja, wenn Dennis’ Herzenswunsch in Erfüllung gegangen wäre und die Armee ihn genommen hätte...
    Sie sah sein Gesicht vor sich, damals, am Tag der Kriegserklärung. »Liebling, bitte, du wirst mich doch nicht zurückhalten? Ich werde dir für die Farm eine guten Mann verschaffen und dafür sorgen, daß es dir und dem Kind an nichts fehlt. Dora, ich muß einfach hinaus. Ich könnte es nicht verantworten, wenn ich zu Hause bliebe.«
    Sie, die sich seinen Wünschen nie widersetzte, hatte zugestimmt, und Dennis war auf und davon. Dabei war er mit dem verrückten alten Wagen auf der gefährlichen Straße viel zu schnell gefahren. Bei dem Zusammenstoß hatte er eine Verletzung erlitten, die ihn seiner Tatkraft beraubte und ihm später immer zu schaffen machte. Er konnte nicht in den Krieg, und das hat sein Leben zerstört, dachte Dora. Kein Wunder, daß er jegliches Interesse an der Farm verlor. Kein Wunder, daß er anfing, ein wenig über den Durst zu trinken, wenn ihn sein Bein schmerzte. Und das alles war natürlich nicht seine Schuld gewesen.
    Während der Vorbereitungen für den Tee war sie in Gedanken bei der ersten Begegnung von Judy und Robert. Sie wünschte, Judy hätte sich Zeit zum Umziehen genommen. Das Kind war mit Arbeit überlastet, da sie außer Terry keine Hilfskraft hatten, und sie hatte den Bullen natürlich nicht draußen bei den Jungkühen lassen können. Robert würde hoffentlich ihren Aufzug entschuldigen und auf diese Weise mitbekommen, mit welcher Last sie sich abmühte, seitdem Bennett, der letzte Verwalter, gegangen war.
    Der bevorstehende Besuch machte Dora weiter keine Sorgen, weil sie bei allen Menschen nur das freundlichste und angenehmste Wesen voraussetzte. Möglich, daß Robert zunächst ein wenig respekteinflößend wirken würde. Er hatte in Oxford studiert und sodann vierzig Jahre an einer renommierten englischen Schule unterrichtet. Sicher hatte er mit der Zeit vergessen, wie es hier draußen in Neuseeland war. Wahrscheinlich war er auch in den zwanzig Jahren seiner Jugend, die er hier verlebt hatte, nie bis ins Hinterland vorgedrungen.
    Man hatte einander alljährlich zu Weihnachten geschrieben, doch wußte Dora eigentlich nicht mehr über ihn, als daß er der jüngere Bruder ihres Vaters und ihr einziger Verwandter war. Robert hatte den ersten Weltkrieg mitgemacht und war an der Seite ihres Vaters gewesen, als dieser tödlich verwundet wurde. Ihre Mutter hatte erzählt, daß Hughs letzte Gedanken seiner jungen Frau und dem erwarteten Kind gegolten hätten und daß Robert versprochen habe, ihnen auf jede Weise zu helfen. Das war auch der Grund, warum er ihnen nach ihrer Heirat dreitausend Pfund für den Ankauf der Farm geliehen hatte, dachte Dora bedrückt. Als Dennis während der Wirtschaftsflaute in Schwierigkeiten geraten war, hatte Robert sein Darlehen auf fünftausend Pfund erhöht.
    Und jetzt war sie nicht einmal mehr imstande, ihm die Zinsen zu zahlen.
    Dennis selbst hatte auf das zweite Darlehen mit Überraschung reagiert. »Warum denn das? Er kennt dich doch gar nicht persönlich. Er muß steinreich sein. Oder ist der alte Knabe etwa übergeschnappt?«
    Dora hatte ihm die ganze Geschichte erzählt und hinzugefügt: »Dazu kam dann noch die Sache mit dem
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