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Onkel ist der Beste

Onkel ist der Beste

Titel: Onkel ist der Beste
Autoren: Mary Scott
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war er Hauspräfekt an der Schule.
    Indem er England nach dem Eintritt in den Ruhestand den Rücken kehrte, wollte er den Bruch perfekt machen. Für seine Rückkehr nach Neuseeland gab es zwei Gründe. Erstens war da das Haus der Familie: das Vaterhaus in Christchurch, das auf ihn übergegangen war. Da er dann keine Miete mehr zahlen mußte, würde sein kleines, aus einer Versicherung stammendes Einkommen mehr als ausreichend sein, zumal ja noch die Zinsen der Hypothek dazukamen. Außerdem hatte er schon immer die Absicht gehabt, in seine Heimat zurückzukehren, deren freundlicheres Klima ihm hoffentlich half, mehr Widerstandskraft gegen die Bronchitis zu entwickeln, die ihn während des englischen Winters regelmäßig heimsuchte. Robert war ein Mensch, der daran glaubte, daß das Leben planmäßig verlaufen sollte. Sein zweiter Grund lag darin, daß er das Gefühl hatte, eine so grundlegende Veränderung werde ihm neue Interessen bringen und dazu beitragen, die Trauer über die Aufgabe seines Berufes zu mildern.
    Als Mrs. Mills verlauten ließ, sie werde mitkommen, war es für ihn ein großer Trost. »Nicht, daß ich von diesen Kolonien viel halte, aber zwanzig gemeinsame Jahre sind schließlich zwanzig Jahre, und ich habe nichts, was mich hier halten würde, da ja auch Daphne nach Neuseeland gegangen ist.«
    Jetzt lebten sie schon seit einem halben Jahr in Christchurch, und wenn der Wechsel auch schwieriger geworden war, als es Robert gehofft hatte, bereute es doch keiner von beiden. Zum Glück war das Haus, das bis dahin an einen nunmehr verstorbenen Verwandten vermietet und von seinem Anwalt eifrig gehütet worden war, in tadellosem Zustand. Es gefiel Mrs. Mills und füllte ihre Tage aus, während Robert seine Bibliothek hatte und damit beschäftigt war, ein Lehrbuch über die viktorianische Dichtung zu schreiben.
    Beide schlossen keine schnellen Freundschaften, doch lernte Robert immerhin den Juniorpartner seiner Anwaltsfirma, John Powell, kennen und schätzen. John Powell war ihm sehr freundlich entgegengekommen und hatte ihn mit einigen gleichgesinnten Männern bekannt gemacht, darunter mit einem, der einen Anteil an einer Zeitung besaß. Powell selbst nahm die Gewohnheit an, ziemlich oft auf einen Besuch hereinzuschauen und sich mit Robert über Bücher oder das Weltgeschehen zu unterhalten. Und bald hatte sich diese Bekanntschaft zu einer Freundschaft entwickelt.
    Über dieses ruhige Leben waren nun zwei Schicksalsschläge niedergegangen. Der erste war Mrs. Mills’ geplante Abreise, der zweite die Nachricht, die ihm sein Anwalt hatte zukommen lassen. Mr. Darrell zeigte Mitgefühl, aber keinen Optimismus.
    »Es tut mir leid, sagen zu müssen, daß ich gegenwärtig keine Aussicht sehe, daß Sie zu Ihren Zinsen kommen. Es sieht so aus, als hätte eine Bank die Farm finanziert und im letzten Vierteljahr die Zinsen gezahlt. Und jetzt schreiben sie, daß sie keine Möglichkeit mehr sehen, weiter Geld zu überweisen.«
    Das war ein arger Schlag für Robert. Sein Einkommen reichte eben zum Leben. Das Haus war sein Eigentum, doch die Abgaben waren sehr hoch. Wie aber sollte er ohne seine Zinsen die enormen Löhne zahlen, welche Haushälterinnen heutzutage verlangten?
    Von alledem ließ er Mr. Darrell gegenüber nichts verlauten und bemerkte bloß, daß die Situation unglücklich zu sein scheine. Was lief wohl falsch auf dieser Farm?
    Der Anwalt raschelte mit seinen Papieren und zögerte mit der Antwort. »Auf diesem Gebiet fehlt es mir an Sachkenntnis. Nach dem, was ich gehört habe, ist der Boden dort kaum rentabel und bedarf fachmännischer Behandlung. Daran hat es seit Jahren gemangelt. Der verstorbene Mr. Moore...«
    Er machte eine Pause. Robert war eine respekteinflößende Persönlichkeit und hegte altmodische Loyalität gegenüber einem säumigen Schuldner, wenn es sich dabei auch zufällig um den Mann seiner Nichte handelte. Steif entgegnete er: »Soviel ich weiß, hat Mr. Moore an einer Verletzung gelitten, die ihn sehr behindert hat.«
    Mehr als das, dachte Darrell. Ein hoffnungsloses Leiden und dazu ein Durst, der ihn manchmal mehr behinderte als sein Bein. Er nickte jedoch nur ernst, und Robert fuhr fort: »Wegen dieses Unfalls konnte er nicht am Krieg teilnehmen und daher auch nicht die Zahlungen für Kriegsteilnehmer in Anspruch nehmen.«
    Diese Entschuldigung machte den Anwalt leicht ungeduldig. Er sagte: »Sie haben dreitausend Pfund für den Ankauf der Farm geliehen. Später haben Sie dieses
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