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Onkel ist der Beste

Onkel ist der Beste

Titel: Onkel ist der Beste
Autoren: Mary Scott
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Besuches. Natürlich würde er nicht länger als eine Woche oder höchstens zehn Tage bleiben. Schließlich und endlich würden diese Fremden keinen alten Onkel um sich haben wollen, der gleichzeitig ihr Gläubiger war.
    Eine Woche darauf saß er in Doras Wohnzimmer beim Tee. Wenn er sie so ansah, gewann Robert den lächerlichen Eindruck, daß es mit seiner Einsamkeit vorüber sei. Absurd. Neue Bindungen entstanden sicher nicht innerhalb einer halben Stunde und im Alter von einundsechzig.
     
     

3. Kapitel
     
    Robert sah von den Rechnungen und Betriebsaufzeichnungen der Farm auf, die er studiert hatte. Es war der Morgen nach seiner Ankunft. Judys Vorschlag folgend, hatte er einige Stunden über den Papieren verbracht. Das Ergebnis war nicht gerade ermutigend. Im Augenblick sah er keine Hoffnung auf Zinsen und hatte das Gefühl, er könne von Glück reden, wenn nicht auch sein Kapital flöten ging.
    »Dieser Junge — dieser Terence Mason — , ist das eure einzige Hilfskraft auf der Farm?«
    Dora saß beim Tisch und stopfte Terrys Socken, offensichtlich bereit, auf Fragen zu antworten. Doch es war die unelegant auf dem Fenstersims hockende Judy, die ihm wirklich Antwort gab.
    Sie sprach rasch und verteidigungsbereit. »Regelmäßige Lohnzahlungen können wir uns nicht leisten. Die Nachbarn sind hilfsbereit, und besonders die Winters helfen uns, wenn wir in der Klemme sind. Als uns die Bank den Kredit sperrte, mußten wir mit Terry das Auslangen finden. Ihm zahlen wir nicht viel.«
    »Und ich dachte, die Arbeitslöhne wären in diesem Land genau festgesetzt?«
    Nun trat eine Pause ein, während der Mutter und Tochter Blicke wechselten. Dann sagte Dora: »Für gewöhnliche Arbeiter ja, aber nicht bei Terry.« Als sie Roberts erstaunten Blick bemerkte, fügte sie vage hinzu: »Du mußt wissen, daß seine Mutter meine Brautjungfer war.«
    Das dünkte ihrem Onkel eine ungenügende Erklärung. Judy mußte lachen und erklärte hastig: »Mutter, es nützt nichts, um den heißen Brei herumzureden. Es wissen es ohnehin alle, und es wäre nicht anständig, wenn wir es vor Onkel Robert geheimhalten.«
    »Das nicht, aber...«
    »Kein Aber. Die Wahrheit ist folgendes...« Hier schluckte Judy schwer und wandte sich an ihren Onkel. »Terry ist etwas anderes. Er ist so eine Art Leih- und Pachtarbeiter. Er war mal in Schwierigkeiten. Er hat Diebereien begangen und wurde in eine Besserungsanstalt gesteckt. Wir kennen ihn seit frühester Kindheit, und Mutter war schrecklich aufgebracht. Sie hat alle Hebel in Bewegung gesetzt, ist zu allen möglichen Leuten gerannt und hat sich für ihn eingesetzt, so daß sie ihn schließlich nach einem Jahr laufen ließen. Aber ihr wurde aufgebrummt, sich um ihn zu kümmern und ihn von Städten fernzuhalten. Er muß sich regelmäßig beim Bewährungshelfer in Marston melden.«
    »Du hast das alles auf dich genommen?« fragte Robert, sich erstaunt an Dora wendend. »Zwei Frauen allein — und du hast ihn zu dir genommen?«
    »Natürlich. Wohin hätte er sonst gehen sollen?« fragte sie einfach.
    Robert dachte bei sich: Sie nimmt beide auf — einen jugendlichen Gestrauchelten und eine Promenadenmischung. Was wohl noch? Das alles konnte unangenehm werden.
    Sie erriet seine Gedanken und verteidigte sich: »Es handelte sich um keinen gewöhnlichen Fall, und als die Polizei das endlich anerkannte, war sie sehr verständnisvoll.«
    Er stellte sich vor, wie sie bei den Behörden vorgesprochen hatte. Natürlich hatten die Leute Verständnis bewiesen. Sein Blick begegnete dem Judys. Sie lächelte — ein gutmütiges Lächeln, das ausdrückte; »Du siehst jetzt, wie sie ist.«
    Dora fuhr mit ihrer Geschichte fort: »Terrys Mutter war in der Schule meine beste Freundin. Sie hat bald nach mir geheiratet. Als Terry drei war, wurden sie und ihr Mann bei einem gräßlichen Unfall getötet. Dem armen kleinen Kerl blieb nur eine Tante. Dorothy meinte es sicher sehr gut. Sie ist Mitglied vieler Wohltätigkeitsvereine... Aber sie war nie verheiratet und mochte Jungen nicht. Sie wollte Terry im Grunde nicht bei sich haben. Als er ins Schulalter kam, hat sie ihn von einer Schule zur anderen geschickt — aber er ist immer wieder weggelaufen. Dann hat er begonnen, draußen auf der Straße zu spielen, weil Dorothy nie da war und das Hausmädchen sich nicht um ihn kümmerte. Niemand hat sich je um ihn gekümmert.«
    Das klang sehr tragisch, und Robert sagte: »Ein unglückliches und ungewolltes Kind. Das führt später oft
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