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Onkel ist der Beste

Onkel ist der Beste

Titel: Onkel ist der Beste
Autoren: Mary Scott
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Darlehen um zweitausend Pfund erhöht. Erlauben Sie mir die Feststellung, daß es ein Fehler war, soviel Geld in diesen Besitz zu investieren.«
    Robert nahm die Kritik mit eisigem Schweigen zur Kenntnis. Diesem Mann gegenüber würde er natürlich nichts von dem falsch aufgesetzten Testament verlauten lassen oder von seinem Versprechen, das er einem Sterbenden auf dem Schlachtfeld in Flandern gegeben hatte. Er sagte bloß nach einer kleinen Pause: »Es sieht aus, als könne man da nichts machen. Ich habe gewiß nicht die Absicht, meine Nichte wegen einer Zahlung zu drängen, die sie offenbar nicht leisten kann.«
    »Ein schwieriger Fall. Das sind solche Familiengeschäfte immer. Ich möchte Ihnen einen Besuch bei Mrs. Moore vorschlagen. Solche Angelegenheiten bespricht man am besten von Mensch zu Mensch. Haben Sie sie seit Ihrer Rückkehr nach Neuseeland schon besucht?«
    »Es war mir leider unmöglich«, antwortete Robert und erklärte nicht weiter, daß er das eine Mal von seiner alten Feindin, der Bronchitis, daran gehindert worden war und daß das zweite Mal, vergangenen November, seine Nichte mitten in der Schafschur und anderen dringenden Arbeiten steckte. Er hatte wirklich hinfahren wollen, denn er hatte das Hugh gegebene Versprechen nicht vergessen: »Ich werde für beide alles in meinen Kräften Stehende tun.« Die Frau seines Bruders war natürlich schon lange tot, und die Tochter, jetzt bereits eine Frau um vierzig, hatte er nie gesehen.
    Aber er hatte sein Gewissen immerhin damit beruhigt, daß er ihnen wenigstens sein ganzes Geld geborgt hatte.
    Er erhob sich steif. »Ich werde es mir überlegen. Im Augenblick kann ich von hier nicht fort.«
    Wie konnte er Mrs. Mills im Stich lassen, die mitten in der Suche nach einer brauchbaren Haushälterin steckte? Was war außerdem damit gewonnen? Wäre es für alle Beteiligten nicht bloß peinlich gewesen?
    Auf dem Heimweg überlegte er, daß er von seiner Nichte eigentlich sehr wenig wußte, trotz des Austausches von Weihnachtsbriefen. Er wußte natürlich, daß Hughs Witwe nach seinem Tod das Kind nach Neuseeland zurückgebracht hatte, daß Dora hier erzogen worden war und mit knapp zwanzig Jahren einen jungen Iren aus guter Familie, aber ohne sonderliches Einkommen geheiratet hatte. Er konnte sich vorstellen, daß seine Schwägerin von der Heirat nicht entzückt gewesen war, daß sie aber damals schon den Keim der Krankheit in sich trug, der sie drei Jahre später erliegen sollte; vielleicht war sie dafür dankbar gewesen, daß ihre Tochter wenigstens jemanden hatte, der für sie sorgte. Er erinnerte sich, daß das Mädchen schön gewesen war, denn er hatte ein Hochzeitsbild bekommen. Der junge Mann hatte zwar gut ausgesehen, hatte sich aber als Versager erwiesen.
    Nun, es stand ihm nicht zu, den Richter zu spielen. Als er hörte, daß Dennis Moore eine Farm kaufen wollte, dazu aber nicht genügend Kapital besaß, hatte er es für seine Pflicht gehalten, sein Versprechen an Hugh einzulösen. Später war er ihnen abermals zu Hilfe gekommen, hatte sich aber dabei gesagt, daß dies in Anbetracht des Testamentes einfach seine Pflicht und Schuldigkeit sei.
    Hätte er mehr tun sollen? Hätte er ein direkteres und persönlicheres Interesse an der Familie nehmen sollen? Er durchdachte eben diesen Punkt, als John Powell ihn einholte. Robert zog den Juniorpartner dem alten Darrell bei weitem vor. Möglicherweise hätte er seine unbesonnenen Investitionen näher erklärt, wenn Powell die Unterredung mit ihm geführt hätte.
    Powell war zwanzig Jahre jünger als er selbst, und ihre Freundschaft hatte sich ganz zufällig ergeben. Sie waren auf demselben Schiff von England hierher gekommen, und ihre Lebensumstände ähnelten einander. Powell hatte den zweiten Weltkrieg mitgemacht, so wie Robert den ersten, hatte sich aber nicht leicht ins Zivilleben eingefügt. Er hatte England satt, und ein paar Freunde in Neuseeland hatten ihn überredet, es mit einem Leben hier draußen zu versuchen.
    Powell war in Gesellschaft eines Freundes, des Journalisten Peter Evans, den Robert gut leiden konnte, und die drei Männer unterhielten sich flüchtig über die Tagesneuigkeiten. Da sagte Powell: »Ich bin auf der Suche nach einem Haus. Nicht für mich. Im Augenblick habe ich nicht den Ehrgeiz, ein Haus zu besitzen — aber meine Schwester und ihr Mann kommen mit einem wissenschaftlichen Stipendium für einige Monate nach Neuseeland. Ich soll für sie ein Haus ausfindig machen — aber es
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