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Onkel ist der Beste

Onkel ist der Beste

Titel: Onkel ist der Beste
Autoren: Mary Scott
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Natürlich würde das alles nur ein Jahr dauern. Danach würden seine Zinsen wieder da sein und mit ihnen Mrs. Mills. Er seufzte. Mit einundsechzig ist ein Jahr eine lange Zeit.
    »Na denn — bis bald! Du bist gut dran, weil du dich auf den Besuch deiner Schwester freuen kannst. Ich werde dich jedenfalls über meine Pläne auf dem laufenden halten.«
    Er blieb stehen und sah dem hochgewachsenen Mann nach, der jetzt den Weg hinuntereilte. Mit vierundvierzig hatte Powell noch viel von seinem Leben vor sich. Er besaß viele Freunde und eine Schwester, die bald kommen würde. Er selbst hatte nur eine Nichte, die er nicht kannte. Nicht kannte! Warum mußte es dabei bleiben? Darrells Vorschlag kam ihm wieder in den Sinn, als er ins Haus ging.
    Fünf Minuten später kam Mrs. Mills nach Hause, und es kam zu einer peinlichen Szene. »So was wie die in diesem Haus, und Sie, der immer nur das Beste gehabt hat! Sie hätten sie einfach liegen lassen sollen, statt sich die Hände schmutzig zu machen, abgesehen von Ihrem armen Rücken, den Sie sich vielleicht fürs Leben ruiniert haben. Morgen fliegt sie sofort aus dem Haus, und ich fange wieder mit Zeitungsinseraten an.«
    »Nein, Mrs. Mills«, warf er ein. »Keine weiteren Versuche! Wir haben es dreimal versucht, und jedesmal war es ärger als vorher. Ich werde es allein schaffen oder während Ihrer Abwesenheit in einer Pension leben.«
    Das versetzte ihr einen Schock. »Allein werden Sie es nicht schaffen. Sie, der niemals auch nur ein Ei gekocht hat! Auch werden Sie nicht in eine Pension gehen, wo man Ihnen die Verdauung ruiniert und Preise verlangt, als wären Sie im Buckingham-Palast. Das werden Sie nicht tun — nur über meine Leiche!«
    Robert war sehr müde und sagte schließlich: »Mrs. Mills, Sie sind seit zwanzig Jahren meine Haushälterin. Es war nie meine Art, persönliche Angelegenheiten mit Ihnen zu besprechen, aber jetzt sollen Sie wissen, warum ich dieses Haus vermieten möchte. Die Wahrheit ist, daß ich vorübergehend — sehr vorübergehend, da bin ich sicher — in finanzieller Hinsicht nicht gutgestellt bin. Es würde mir daher während der Zeit Ihrer Abwesenheit sehr zustatten kommen zu sparen. Die Miete könnte ich gut gebrauchen, und an das Leben in einer Pension werde ich mich rasch gewöhnen. Vielleicht wird es mich lehren, ein — wie sagt man doch? — umgänglicherer Mensch zu werden.«
    Dieser Scherz, mit dem er Mrs. Mills hatte aufheitern wollen, bewirkte unglücklicherweise das Gegenteil. Sie brach in Tränen aus und wischte sich auch dann noch die Augen, als sie ihm das Abendbrot servierte. Dann ging sie zu Bett, lag wach und dachte sich weitere Gründe aus, warum sie Mr. Macalister nicht verlassen konnte. Auch bedachte sie die Art und Weise, wie sie der ekelhaften Mrs. Barker morgen gründlich die Meinung sagen wollte.
    Im letzteren Fall war ihr Vorhaben von Erfolg gekrönt. Zu früher Morgenstunde beförderte ein Taxi eine bleiche und leise schimpfende Frau ins Unbekannte. Im ersten Fall aber erlitt Mrs. Mills einen totalen Mißerfolg. Robert blieb verstockt.
    »Eine Pension kann und will ich nicht dulden. Was den Lohn betrifft, Sir, der soll nicht zwischen uns stehen. Ich habe all die Jahre gespart und...«
    »Danke, nein. Es ist nicht nur eine Frage der Entlohnung. Es ist eine Frage von Recht und Unrecht. Mütterliche Gefühle können vielleicht im Lauf der Jahre abstumpfen, aber wenn Sie Ihre Tochter wiedersehen, wird Ihnen klar werden...«
    Er hielt inne, weil ihm peinlich bewußt wurde, daß er Unsinn daherredete. Was wußte er schon von Mutterliebe oder irgendeiner anderen Liebe? Sehr wenig seit jenem freudlosen Tag, an dem seine junge Frau gestorben war. Also unterließ er jede weitere Beweisführung.
    »Ich werde Ihrer Tochter telegrafieren, sie soll Sie Mitte der Woche erwarten. Ich gehe auf die Post. Ich muß auch in eigener Sache ein Telegramm aufgeben.«
    Denn ganz plötzlich, nach ruhelosen Stunden voller Unentschlossenheit, wußte er, was er als erstes tun wollte. Das Telegramm ging an seine Nichte und lautete: »Möchte auf Besuch kommen. Wenn es recht ist, komme ich nächsten Dienstag.«
    Danach ging er in ein Reisebüro und buchte Plätze auf der Fähre und im Zug. Dann schrieb er an John Powell, daß er ihm wegen des Hauses nach seiner Rückkehr aus dem Norden endgültig Bescheid geben werde. Er stieß einen Seufzer aus, als er an die lange, ermüdende Reise in dieser Hitze dachte — und das alles wegen eines so kurzen
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