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Die Schwert-Legende

Die Schwert-Legende

Titel: Die Schwert-Legende
Autoren: Jason Dark
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Die Toten schrien!
    Oder wimmerten ihre Seelen nur so erbärmlich, als würde ein Sturmwind durch die Löcher eines alten Gemäuers wehen und sich in den Spalten und Ritzen fangen?
    Es waren schlimme, leise, dennoch grauenhafte Schreie, die sich in das Hirn des Ruhenden hineinbrannten und dafür Sorge trugen, daß er nicht mehr schlafen konnte.
    Die Schreie brachten eine Botschaft, eine Warnung. Sie wollten den Liegenden aufrütteln und dafür sorgen, daß er keine Ruhe mehr fand. Der Körper lag gestreckt auf dem einfachen Lager, äußerlich ruhig, innerlich jedoch unter Druck stehend, denn das Geträumte zeichnete sich auf dem Gesicht des Mannes ab. Nicht das Bild, nur die Qualen, die er im Schlaf durchlitt.
    Da zitterte der Mund, da perlte Schweiß auf der breiten Stirn und dem dunkelblonden Haar. Die Wimpern zuckten, die Lider flatterten. Manchmal drang über die Lippen ein leicht pfeifendes Geräusch, wenn der Mann ausatmete.
    Im Schlaf durchlebte er einen Schrecken, der in den Tiefen seiner Seele geboren wurde und der ihn peinigte wie eine Folter. Die Schreie verwehten allmählich, statt dessen erschienen Bilder vor seinem geistigen Auge.
    Sie schälten sich aus einer tiefen, dunklen Schüssel hervor, drangen wie lange, schwarze Nebelbänder an die Oberfläche und formierten sich zu einem unscharfen Bild.
    Eine weite Szenerie. Kalt, weiß, schneebedeckt, mit gewaltigen Bergen im Hintergrund. Vögel schwebten über die Fläche hinweg. Große, schwarze Tiere, eine Mischung aus Adlern und Raben, so jedenfalls kamen sie dem Träumenden vor.
    Die Vögel wirkten wie Boten des Schreckens und der Finsternis. Aus einer anderen Welt stammend, waren sie in diese reale hineingetaucht, um auf die Suche nach irgendwelchen für den Schlafenden nicht erkennbaren Dingen zu gehen.
    Manchmal jagten die Vögel pfeilartig dem schnee-und eisbedeckten Erdboden entgegen, pickten mit ihren langen Schnäbeln in irgendwelche Löcher oder Spalten und holten ihre Beute hervor. Da hingen dann lange, blutige Fetzen aus ihren Schnäbeln wie flatternder Stoff. Die Vögel stiegen wieder in den Himmel, öffneten die Schnäbel weit, so daß die Fleischstücke hineingleiten konnten.
    Ihr Fluggebiet war begrenzt. Sie zogen ihre Kreise über einem ganz bestimmten Gebiet der eisbedeckten Landschaft, doch den wahren Grund für dieses Verhalten konnte der Schlafende nicht erkennen. Der Traum zeigte ihm nur die weiße Weite dieser so menschenfeindlichen Landschaft.
    Und doch mußte es Leben geben. Unter dem Eis, im Boden oder dort, wo sich die Vögel aufhielten.
    Der Traum nahm an Deutlichkeit zu. Die Botschaft verdichtete sich. Im Unterbewußtsein wußte der Schlafende bereits, daß diese Weite eine große Rolle in seinem Leben spielen würde. Etwas tat sich dort, war für ihn eminent wichtig.
    Im Schlaf verfolgte er den Flug der Vögel. Die schwarzen Todesboten ließen sich durch nichts aufhalten. Die Ruhe glich einem majestätischen Schauspiel, das sich schließlich immer mehr auf einen Punkt oder Ort hin verlagerte.
    Auch der Schlafende konnte »sehen«.
    Zuerst war es nicht mehr als ein dunkler Fleck in der Weite der Eiswüste. Allmählich jedoch bekam es Konturen. Nicht nur Breite und Länge entstanden, es schob sich auch in die Höhe. Ein Berg?
    Wenn ja, dann hatte es die Kälte bei ihm nicht geschafft, ihn mit Eis vollständig zu bedecken. Nur an den Rändern schimmerte das gefrorene Wasser manchmal wie blaue Augen, die müde in den Himmel zu starren schienen.
    Diese Szene »erlebte« der Schlafende immer intensiver. Die Botschaft war an Deutlichkeit nicht mehr zu übertreffen. Der Mann auf dem einfachen Bett konnte plötzlich erkennen, um was es sich bei dem Gegenstand in der Einsamkeit der Eiswüste handelte. Es war eine graue Pyramide aus auf-und übereinandergeschichteten Steinen, die von den schwarzen Totenvögeln bewacht wurde. Unten sehr breit gebaut und an den Rändern ausufernd, sich nach oben hin verengend, so daß sie an ihrem Ende eine Kappe aus Steinen bilden konnte. Das flache Gestein war derartig aufeinandergeschichtet worden, daß sich Lücken hatten bilden können, wobei eine besonders groß war. In ihr steckte der Gegenstand, der wie ein einsames Zeichen inmitten der Eiswüste wirkte.
    Schlank ragte er aus der Spitze der Steinpyramide hervor. Das kalte Licht spiegelte sich matt auf dem Gegenstand, dessen Griff aussah, als sei er mit Blattgold überzogen worden.
    Ein Griff in Form eines Kreuzes, eben ein Schwertgriff. Und genau
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