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Onkel ist der Beste

Onkel ist der Beste

Titel: Onkel ist der Beste
Autoren: Mary Scott
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dreißig Jahren hatte ihm niemand mehr so vertraulich zugeblinzelt. Hoffentlich hatte Mr. Stewart diese Vertraulichkeit nicht bemerkt.
    »Außerdem« — Stewarts Satz neigte sich seinem Ende zu — »müßte ich meine Vorgesetzten konsultieren, und die sind leider beinhart.«
    Judy holte tief Atem, und blitzartig sah Robert sie vor sich, wie sie gestern spät abends heimgekommen war, erhitzt, schmutzig, müde, nachdem sie versucht hatte, auf dieser Farm, die angeblich heruntergewirtschaftet war, die Arbeit eines Mannes zu leisten. Er sah auch Dora vor sich, wie sie am Tor gestanden hatte, um ihn willkommen zu heißen, voll Vertrauen, ohne sich zu beklagen und für sich mehr zu beanspruchen als Frieden und Sicherheit. Und in diesem Augenblick ging etwas in ihm vor, so daß er wie von weitem seine eigene Stimme hörte, die sagte: »Würde es Ihnen Schwierigkeiten bereiten, weiter Kredit zu gewähren, wenn für die überzogene Summe gebürgt wird?«
    »Das ändert die Sachlage völlig.«
    Es war passiert. Jetzt war es zu spät, einen Rückzieher zu machen, auch wenn er es gewollt hätte.
    »Dann möchte ich die Haftung bis zu einem Betrag übernehmen, der es meiner Nichte ermöglicht weiterzumachen. Über diesen Betrag müssen wir uns noch einig werden. Ich besitze in Christchurch ein Haus mit einem halben Morgen Grund, das ich als Sicherheit anbieten kann. Es wurde vor kurzem auf achttausend Pfund geschätzt.«
    Judy sprang mit einer plötzlichen und heftigen Bewegung auf. »Nein, nein, das nicht! Du hast schon viel zu viel getan! Du sollst nicht...« Ihre Stimme bebte, und Robert stand tausend Ängste aus, daß sie in Tränen ausbrechen würde.
    Er sah Judy mit einem Ausdruck an, der, wie er hoffte, strenge Mißbilligung ausdrückte. Bedauerlich, daß Judy nicht ihrer Mutter ähnelte und unter allen Umständen immer mit Ruhe und Gelassenheit reagierte. Ein Jammer war das mit diesem irischen Blut!
    Gemessen sagte er: »Judith, diese Angelegenheit geht nur mich und Mr. Stewart etwas an. Du hast noch Einkäufe zu erledigen. Ich schlage vor, wir treffen uns in einer halben Stunde auf dem Postamt.«
    Widerstrebend gehorchte sie und nahm ihn, als sie an seinem Stuhl vorbeiging, um die Schulter. »Es ist falsch, es ist ein reiner Wahnsinn. Aber du bist ein Schatz, ein wahrer Schatz!« Dann lachte sie etwas unsicher und ging hinaus.
    Ein Augenblick der Stille trat ein. Der Bankmann sah zum Fenster hinaus, und Robert vermutete voll Unbehagen, daß er ein Lächeln unterdrückte. Er räusperte sich und sagte steif: »Sollen wir das alles sofort erledigen?«
    Man verhandelte nicht lang und kam bald überein, daß die Bank den Kostenaufwand für das nächste Jahr vorstrecken wolle und daß man sofort nach einem fähigen Verwalter Ausschau halten müsse.
    »Das ist auf lange Sicht die beste Politik, Mr. Macalister. Das Mädchen tut mir leid! Sie hat viel zu viel Arbeit. Ich bin froh, daß Sie die Sache in die Hand nehmen. Mrs. Moore ist eine überaus charmante Dame, hat aber keine Ahnung von Geschäften, und außerdem hat sie ein zu gutes Herz. Warum zum Beispiel hat sie die schwere Verantwortung für diesen jungen Mason auf sich geladen? Sie hat doch schon ohne ihn genug Sorgen.«
    »Ist denn die Geschichte dieses Jungen Allgemeingut?« fragte Robert.
    »Das glaube ich nicht, Mr. Macalister — aber es gehört zu den Obliegenheiten eines Bankfachmannes, über die Verhältnisse seiner Klienten Bescheid zu wissen. Damals war ich dagegen, konnte aber nichts ausrichten. Ihre Stellung hingegen ist ganz anders. Sie haben jedes Recht, Autorität auszuüben.«
    Robert sah ihn kalt an. Später fragte er sich, warum er sich ärgerte. Loyalität Dora gegenüber war ganz richtig und natürlich. Warum aber sollte er diesen Jungen verteidigen, der ihm nach seinen bisherigen Beobachtungen gar nicht reumütig, dafür aber sehr schnippisch vorkam?
    Und doch sagte er: »Ich denke nicht im entferntesten daran, mich da einzumischen. Mason ist eine große Hilfe und meiner Nichte sehr ergeben. Er hat bis jetzt im Leben keine Chance gehabt, und man kann sie ihm nicht länger vorenthalten.«
    Der andere schien beeindruckt und ein wenig zerknirscht. »Wenn Sie meinen...«
    »Ich habe siebenunddreißig Jahre mit Jugendlichen zu tun gehabt. Ich weiß daher, wovon ich rede«, sagte Robert und wünschte dabei, er würde sich so sicher fühlen, wie er schien. Und dann verabschiedete er sich.
    Kaum hatten sie sich zum Mittagessen gesetzt, als Judy
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