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Eine stuermische Affaere

Eine stuermische Affaere

Titel: Eine stuermische Affaere
Autoren: Kathryn Ross
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1. KAPITEL
    Nicholas Zentenas erblickte seine Beute sofort, als er den Raum betrat. Obwohl der Hochzeitsempfang schon in vollem Gang war, fiel sie ihm gleich auf. Sie stand zwischen der Bar und den Paaren auf der Tanzfläche, ein Stück entfernt von einer kleinen Menschengruppe. Etwas an ihrer Haltung, ein Hauch von trauriger Einsamkeit, erregte seine Aufmerksamkeit.
    Einen Moment lang genügte es ihm, sie von Weitem zu beobachten. Grelles Diskolicht durchflutete den Saal und ließ ihre blonden Haare und ihr langes, grünes Kleid in zahlreichen Farbreflexen aufleuchten.
    Dann drehte sie sich leicht, und plötzlich trafen sich ihre Blicke. Einige Sekunden lang raubte ihre Schönheit ihm den Atem. Die Schnappschüsse seines Privatdetektivs wurden ihr in keiner Weise gerecht.
    Eine Ewigkeit lang schienen sie sich zu taxieren, und Nicholas verspürte einen plötzlichen Adrenalinschub. Die Tatsache, dass diese Frau höchst begehrenswert war, würde seine Aufgabe zu einem angenehmen Unterfangen machen.
    Cat wandte ihren Blick von dem Fremden ab, sobald ihre Freunde wieder an ihrer Seite auftauchten. Sie war es gewohnt, von Menschen beobachtet zu werden, aber etwas an dem finsteren Blick dieses Mannes war beunruhigend.
    Es lag sicher nicht nur an seinem auffallend guten Aussehen. Vielmehr glich sein Blick dem eines Jägers, der seine Beute abschätzte. Mit einem Mal hatte Cat sich verletzbar und ausgeliefert gefühlt. Diese Gefühle konnte sonst niemand so plötzlich in ihr auslösen. Sie war irritiert. Selbst jetzt, umgeben vom freundlichen Geplapper ihrer Kollegen, beruhigte sich das heftige Pochen in ihrer Brust nicht.
    Sie nahm einen großen Schluck aus ihrem Wasserglas und versuchte, das beklemmende Gefühl abzuschütteln. Vielleicht war es auch nur die Hitze. London litt seit Kurzem unter einer regelrechten Hitzewelle. Obwohl Mitternacht bereits nahte und die Türen und Fenster im Saal weit geöffnet waren, bewegten sich die Temperaturen noch immer über zwanzig Grad.
    Möglicherweise bin ich momentan einfach auf der Hut vor Männern, überlegte sie trocken.
    In letzter Zeit fragte sich Cat bei jedem Mann, der ihr seine Aufmerksamkeit schenkte, ob dieser von ihrem Vater oder ihrem Bruder geschickt worden war. Es schien verrückt, aber je näher ihr einundzwanzigster Geburtstag rückte, desto stärker wurden ihre Anspannung und ihr Misstrauen. In drei Monaten war es so weit, und sie konnte diesen Tag kaum abwarten. Cat wollte ihn so schnell wie möglich hinter sich bringen und ihn dann vergessen.
    Eigentlich darf ich so nicht denken, dachte sie traurig. Auf den einundzwanzigsten Geburtstag sollte man sich freuen und ihn mit seiner Familie feiern.
    Hätte ihre Mutter noch gelebt, wäre sicher vieles anders gewesen. Doch Cat waren von ihrer Familie nur noch ihr Vater und ihr Halbbruder Michael geblieben. Und beide waren ausschließlich auf das Geld fixiert, das Cat erben sollte, wenn sie noch vor ihrem einundzwanzigsten Geburtstag heirate. So hatte es ihr Großvater in seinem Testament verfügt. Cat fühlte sich wie eine Schachfigur, die man zur Ehe bewegen musste, um den großen Gewinn zu erzielen.
    Aber sie würde nicht allein des Geldes wegen heiraten! Die Pläne ihres Vaters und ihres Bruders interessierten sie nicht, und das hatte sie den beiden in aller Deutlichkeit mitgeteilt. Natürlich war sie damit auf taube Ohren gestoßen.
    Wieso liegt meinem Vater nichts an meinem ganz persönlichen Glück?, fragte sie sich. Das ist doch nicht zu viel verlangt?
    Die Frage wühlte die Schatten der Vergangenheit auf. Cat spürte wieder einmal deutlich die Einsamkeit, die sie seit ihrer Kindheit verfolgte. Es war erstaunlich, dass dieses Gefühl ständig in ihr lauerte, selbst in einem Raum voller Menschen. Es war der Fluch der McKenzie-Millionen.
    „Hey, Cat, kommst du tanzen?“ Ein paar Freunde eilten an ihr vorbei in Richtung Tanzfläche.
    Dankbar für diese Ablenkung, stellte sie ihr Glas beiseite und ließ sich von den anderen an der Hand mitziehen. Für eine Weile vergaß sie ihren Kummer und verlor sich völlig in der Musik. Sie feierte hier mit der Belegschaft der Werbeagentur, für die sie seit einigen Monaten arbeitete. Zwei ihrer Kollegen, Claire und Martin, hatten geheiratet.
    Das Paar war schon letzte Woche in der Karibik getraut worden, doch heute feierte es standesgemäß in diesem exklusiven Hotel in Knightbridge. Cat erblickte die frisch Vermählten eng umschlungen auf der Tanzfläche, wie sie sich langsam
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