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0145 - Falschgeld, Gift und Gangster

0145 - Falschgeld, Gift und Gangster

Titel: 0145 - Falschgeld, Gift und Gangster
Autoren: Heinz Werner Höber
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Der Mischling war sichtlich nervös geworden. Jetzt zog er sogar sein Ziertuch aus der Brusttasche und fingerte darin herum, als ob er dort je einen Dollar aufgehoben hätte.
    Plötzlich aber hellte sich sein Gesicht auf. Er zog die beiden Finger aus der Brusttasche und griff in den Rock hinein. Er brachte eine hellbraune Brieftasche zum Vorschein.
    »Es tut mir leid«, sagte er dabei mit einer dunklen, angenehmen Stimme, »ich habe mein Kleingeld in der anderen Hose. Zum Glück habe ich aber meine Brieftasche bei mir. Freilich habe ich nur ausländisches Geld darin — ich kam noch nicht dazu, es einzuwechseln. Macht es Ihnen etwas aus, wenn ich in ausländischer Währung bezahle?«
    Ray atmete erleichtert auf.
    »Ausländisches Geld ist besser als gar kein Geld«, sagte er. »Und wir sind hier in New York, nicht? Hier werden Sie jede halbwegs harte Währung der Welt los. Nur immer her mit dem Zaster. Drei Dollar zwanzig macht’s.«
    Der Mischling griff in die. Brieftasche und zog einen für amerikanische Verhältnisse recht großen Schein heraus.
    »Das sind zehn Pfund von der Bank von England«, sagte er. »Ich denke, es müßten ungefähr dreißig Dollar sein. Kennen Sie den genauen Kurs?«
    »Nein«, sagte Ray langsam, während er nach dem Geldschein griff. Dann hielt er ihn hoch und brummte: »Meine Güte, was drucken die für Plakate! Da kann man ja ein ganzes Steak drin einwickeln.«
    Der Mischling auf dem Rückpolster lachte.
    Ray aber sah auf den Schein. In seinem Kopf überstürzten sich die Gedanken. Wie war das? Was sagte Bill zu mir? Englische Banknoten haben einen Metallstreifen im Papier. Eine schmale, senkrechte Metallfolie. Ich kann keine sehen. Aber es ist eine Zehn-Pfund-Note genau wie die, die Bill in seinem Taxi fand, und die er beim FBI abliefern mußte, weil sie gefälscht, waren.
    Manchmal kann es auch von Nutzen sein, wenn sich Leute Kriminalfilme ansehen. Ray jedenfalls schaltete, wie er es in einem Kino erwartet hätte.
    Er schob den Schein in die Hosentasche, startete den Wagen und trat das Gaspedal bis zum Anschlag durch.
    Der Mischling wurde von dem jähen Start zurück in die Rückpolster geworfen. Als er sich wieder ins Gleichgewicht gebracht hatte, fragte er völlig verdattert:
    »Was ist denn bloß mit Ihnen los?«
    Ray antwortete nicht. In der 69sten ist das Polizeihauptquartier des FBI, dachte er. 69ste Ost, ich brauche nur rund fünfundzwanzig Straßen nach Süden zu brausen. 25 Straßen, meine Güte, das muß doch zu schaffen sein.
    »Halten Sie sofort an!« rief der Mischling. »Sie sollen anhalten, zum Teufel! Ich wollte in die 92ste, haben Sie das vergessen? Warum jagen Sie denn jetzt wie ein Verrückter nach Süden?«
    Ray antwortete noch immer nicht. Er jagte mit fünfundachtzig Meilen durch Manhattan — und das an einem Montagmorgen gegen neun Uhr! Bald begleitete ihn ein wildes, Hupkonzert. Jede Kreuzung, die er überrollte, war augenblicklich ein Verkehrschaos. Wagen aus den Seitenstraßen rollten auf den Bürgersteig, um dem wildgewordenen Taxi zu entgehen. Elf Streifen- und Verkehrspolizisten der City Police notierten die Nummer des Wagens. Ein Streifenwagen setzte sich auf seine Fährte, ließ die Sirene losheulen und fand trotzdem keine Möglichkeit, Rays Wagen zu überholen, um ihn stoppen zu können.
    Der Mischling hatte eine Pistole gezogen. Er bohrte Ray den kalten Stahl der Waffe ins Genick:
    »Halten Sie an!« schrie er. »Halten Sie sofort an! Ich knalle Sie über den Haufen, wenn Sie nicht sofort anhalten!« Ray hatte gerade einen Truck einer Möbelfirma erfolgreich gezwungen, sich hinter ihm quer zu stellen und damit den ganzen Verkehr endgültig zu blockieren. Jetzt jagte Ray die Dritte Avenue hinab wie ein vom Satan Besessener.
    »Schießen Sie ruhig!« sagte er. »Was glauben Sie wohl, was passieren wird, wenn Sie bei der Geschwindigkeit einen Toten ans Steuer setzen? Gute Himmelfahrt, Mister, für uns beide, wenn Sie abdrücken!«
    Der Mischling biß sich mit breitgezogenen Wangenmuskeln in die Unterlippe. Natürlich hatte Ray recht. Bei diesem wahnsinnigen Tempo konnte er sich ebensogut gleich selbst, eine Kugel in den Schädel jagen, statt erst den Fahrer zu erschießen und dann womöglich lebendig in einem zertrümmerten Wagen zu verbrennen. Es gab einfach keine Möglichkeit, den Wahnsinnigen zu stoppen.
    »Hören Sie mal«, sagte der Mischling, während er sich den Schweiß von der Stirn wischte und sich mit letzter Kraft zu Ruhe und Beherrschung
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