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Omega

Omega

Titel: Omega
Autoren: Jack McDevitt
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Meer wehte ein kalter Wind herüber. Der Winter machte ernst.
    Pakka und Tasker und einige andere warteten wenige Stufen weiter auf sie. Es war Tradition, den Gastredner nach dem Slosh auf ein paar Getränke auszuführen und sich gemeinsam ein wenig zu amüsieren. Sie aber zögerte am Eingang. Dann und wann strich ein Windhauch, eine Luftströmung über ihren Arm.
    »Chatta, Macao.«
    Der Gruß erklang ganz in der Nähe, nur einen oder zwei Schritte von ihr entfernt, aber sie konnte niemanden sehen.
    »Ich freue mich, dass du es heil überstanden hast.«
    Sie kannte die Stimme, und sie versuchte zu sprechen, aber ihre Zunge klebte unverrückbar an ihrem Gaumen.
    »Dein Auftritt hat mir gefallen.«
    »Digger Dunn, wo bist du?«
    »Ich bin gleich hier.«
    Sie streckte die Hand aus und berührte einen Arm. Ein merkwürdiges Gefühl, fest und doch nicht fest, als hätte sie die Hand an fließendes Wasser gehalten. Aber ihre Hand blieb trocken. »Warum bist du gekommen?«
    »Um mich von dir zu verabschieden«, sagte er. »Und um dir zu danken.«
    »Mir zu danken? Warum solltest du mir danken? Ich gestehe es ungern, aber ich habe dir nicht geglaubt, als du mir von T’Klot erzählt hast.«
    »Aber du hast es versucht. Mehr konnte ich nicht verlangen. Es ist schwer, gegen lebenslang geschulte Reflexe zu argumentieren.« Er schien nach dem passenden Ausdruck zu suchen. »Gegen lebenslange Denkgewohnheiten.« Und dann benutzte er ein Wort, das sie nicht verstehen konnte. Es klang wie Programmierung.
    »Digger Dunn, kann ich dich überreden, ein Slosh mit mir zusammen zu veranstalten?«
    Er lachte, und das Geräusch war laut genug, um die Aufmerksamkeit derer zu erregen, die auf sie warteten.
    »Ich meine es ernst«, sagte sie. »Gemeinsam wären wir wunderbar.«
    »Ich denke, wir würden eine Panik auslösen.«
    Natürlich hatte er vollkommen Recht.
    »Ich sollte besser gehen«, sagte er.
    »Warte.« Sie nahm die Halskette ab und hielt sie ihm hin, was nicht ganz einfach war, weil sie nicht genau wusste, wo er stand. »Das gehört dir.«
    »Eigentlich«, sagte er, »gehört es jemandem, der dir sehr ähnlich ist. Und ich glaube, sie würde es lieber sehen, wenn du sie behältst.« Ein Lippenpaar machte sich auf ihrer Wange bemerkbar. »Auf Wiedersehen, Mac«, sagte er.
    Sie streckte die Hand aus, aber er war fort. »Ich danke dir, Digger Dunn«, sagte sie. »Vergiss mich nicht.«

 
Epilog
     
     
    Einer der Aspekte des korbikkanischen Lebens, der die Xenologen besonders faszinierte und verblüffte, war die vollkommene Abwesenheit von Kriegen in einer Geschichte, die, wie sie nun wussten, schon 10.000 Jahre überdauert hatte. Noch seltsamer schien es aus menschlichem Blickwinkel, dass die Korbs keinerlei Neigung zeigten, sich über die Grenzen ihres kleinen Isthmus hinaus auszubreiten. Sicher, das Land war im Norden durch den Dschungel und die Wüste begrenzt, während im Süden eine kaum überwindbare Bergkette lag. Aber dies war eine intelligente Spezies, die niemals den Äquator überquert hatte, die kein Interesse zeigte, sich zu den Inselgruppen im Osten und Westen ihrer Heimat aufzumachen.
    Dass sie gerade in dem Moment, in dem die Menschen aufgetaucht waren, eine große Expedition gerüstet hatten, war eine besondere Kuriosität der Geschichte, aber dennoch war das nur Zufall. Sie haben schon zu anderen Gelegenheiten ähnliche Reisen unternommen. Viele der Forscher sind aus der Richtung zurückgekehrt, in die sie aufgebrochen sind. Unseres Wissens hat keiner je den Globus umrundet. Und keine der Expeditionen war je ein ernsthafter Versuch der Kolonisation gefolgt.
    Ebenso verwirrend war das sorglose Verhältnis der Korbs zur Sexualität. Dies war eine Gesellschaft, deren Normen die meisten menschlichen Beobachter schockieren mussten, die selbst einer Gesellschaft angehörten, in der Sex zur Privatsache erklärt wurde. Und die sich, zumindest inoffiziell, für die Monogamie entschieden hatte.
    Schwer erklärbar war auch der Mangel an technologischen Errungenschaften. Für die Korbs waren Kutschen auf dem neuesten Stand der Technik, und doch waren sie ein ganzes Jahrtausend älter als die Sumerer.
    Nun aber scheint es, als entstammten all diese Anomalien, das Fehlen organisierter Kriege, der Mangel an Expansion, die offene Sexualität, der technologische Rückstand, einem einzigen Faktor: Korbfrauen sind imstande, ihre Eileiter zu schließen. Sie haben keine unerwünschten Kinder und erleben keine Überraschungen.
    Da
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