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Ohne ein Wort

Ohne ein Wort

Titel: Ohne ein Wort
Autoren: Linwood Barclay
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okay«, sagte ich und trug Grace zur Haustür. Cynthia schloss auf. Detective Wedmore folgte uns ins Haus.
    »Ich kann sie nicht länger halten«, stöhnte ich.
    »Leg sie aufs Sofa«, sagte Cynthia.
    Sanft bettete ich Grace auf die Couch, während Cynthia ihr ein Kissen unter den Kopf schob und eine Decke über sie breitete.
    Detective Wedmore schwieg höflich, während wir uns um Grace kümmerten. Dann folgte sie uns in die Küche.
    »Sie sollten schleunigst einen Arzt aufsuchen«, sagte Detective Wedmore.
    Ich nickte.
    »Wo steckt dieser Sloan?«, fragte sie abermals. »Den kriegen wir wegen Körperverletzung dran.«
    Ich lehnte mich gegen die Anrichte. »Besser, Sie fordern ein paar Taucher an.«
    Und dann erzählte ich ihr alles. Von dem altenZeitungsausschnitt, der Vince und mich nach Youngstown geführt hatte. Davon, wie wir Clayton Sloan aufgespürt hatten, und von Cynthias und Grace’ Entführung.
    Zuletzt berichtete ich, wie Clayton, Enid und Jeremy zusammen in den See gestürzt waren.
    Ich ließ nur eine winzige Kleinigkeit aus, da ich mir immer noch keinen hundertprozentigen Reim darauf machen konnte. Obwohl ich so etwas wie eine Vorahnung hatte.
    »Hmm«, sagte Detective Wedmore. »Das ist ja eine ungeheuerliche Geschichte.«
    »Das stimmt«, sagte ich. »Aber wäre sie erfunden, hätte ich mir garantiert etwas Glaubhafteres ausgedacht.«
    »Ich würde gern auch Grace dazu hören«, sagte sie.
    »Aber nicht jetzt«, sagte Cynthia. »Sie hat genug durchgemacht. Sie ist völlig erschöpft.«
    Detective Wedmore nickte. »Ich fordere jetzt erst mal ein paar Taucher an. Ich sehe dann heute Nachmittag wieder bei Ihnen vorbei.« Sie sah mich an. »Soll ich Sie ins Krankenhaus fahren?«
    »Schon okay«, sagte ich. »Ich nehme mir später ein Taxi.«
    Nachdem Detective Wedmore sich verabschiedet hatte, ging Cynthia ins Bad, um sich wieder in einen halbwegs ansehnlichen Zustand zu bringen. Detective Wedmore war gerade mal eine halbe Minute fort, als ich hörte, wie ein anderer Wagen vorfuhr. Als ich die Haustür öffnete, stand Rolly vor mir. Er trug einen Mantel, ein blaues Hemd und blaue Segelschuhe.
    »Terry!«, platzte er heraus.
    Ich legte einen Finger an die Lippen. »Grace schläft«, sagte ich und winkte ihn herein.
    »Du hast sie also gefunden«, sagte er. »Cynthia auch?«
    Ich nickte, durchforstete den Küchenschrank nach Schmerztabletten und hielt ein Glas unter den Wasserhahn.
    »Dich hat’s ja schwer erwischt«, sagte Rolly. »Tja, manche Lehrer tun wirklich alles, um den Mühlen des Schuldiensts zu entgehen.«
    Beinahe hätte ich gelacht, aber ich hatte wirklich teuflische Schmerzen. Ich nahm drei Tabletten und spülte sie mit einem großen Schluck Wasser hinunter.
    »Du hast also tatsächlich Cynthias Vater gefunden«, sagte Rolly. »Clayton.«
    Ich nickte.
    »Unglaublich«, sagte er. »Dass er nach all den Jahren noch am Leben ist.«
    »Das kann man wohl sagen«, gab ich zurück, ohne ihm auf die Nase zu binden, dass Clayton vor wenigen Stunden gestorben war.
    »Sachen gibt’s«, sagte er.
    »Wieso fragst du nicht auch nach Patricia und Todd?«, sagte ich. »Oder interessiert dich nicht, was mit ihnen passiert ist?«
    Rolly blinzelte unruhig. »Natürlich. Aber man hat doch ihre Leichen gefunden.«
    »Ja, stimmt. Und anscheinend weißt du ja bereits, wer sie umgebracht hat.« Ich hielt kurz inne. »Sonst hättest du ja wohl danach gefragt.«
    Rollys Miene verdüsterte sich. »He, ich wollte dichbloß nicht sofort mit tausend Fragen bombardieren, das ist alles.«
    »Willst du wissen, wie sie umgekommen sind? Was wirklich mit ihnen passiert ist?«
    »Natürlich«, sagte er.
    »Gib mir ’ne Sekunde.« Ich trank noch einen Schluck Wasser und hoffte, dass die Schmerztabletten bald wirken würden. »Rolly«, sagte ich. »Hast du Tess das Geld gebracht?«
    »Was?«
    »Das Geld für Cynthias Ausbildung. Du hast den Boten für Clayton gespielt, richtig?«
    Er leckte sich nervös über die Lippen. »Was hat Clayton dir erzählt?«
    »Was glaubst du denn?«
    Rolly fuhr sich mit der Hand über den Kopf und wandte sich ab. »Er hat ausgepackt, stimmt’s?«
    Ich antwortete nicht. Sollte er ruhig glauben, dass ich bereits alles wusste.
    »Verdammt noch mal«, sagte er kopfschüttelnd. »Der Mistkerl. Er hat mir geschworen, für immer dichtzuhalten. Er glaubt, dass ich dich auf seine Spur gebracht habe, oder? Deshalb meint er, sich nicht mehr an unsere Abmachung halten zu müssen.«
    »Eine Abmachung? So
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