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Ohne ein Wort

Ohne ein Wort

Titel: Ohne ein Wort
Autoren: Linwood Barclay
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nennst du das also?«
    »Wir hatten ein Abkommen!« Wütend schüttelte er den Kopf. »Ich stehe kurz vor der Pensionierung. Die verdammte Schule steht mir bis hier! Ich will einfach nur noch weg, Terry, endlich meine Ruhe haben. Sonst nichts.«
    »Ich würde die Geschichte einfach gern mal ausdeinem Mund hören, Rolly«, sagte ich. »Nur um zu sehen, ob sie mit Claytons Version übereinstimmt.«
    »Er hat dir von Connie Gormley erzählt, stimmt’s? Von dem Unfall.«
    Ich schwieg.
    »Wir hatten eine Angeltour unternommen«, sagte Rolly. »Und Clayton wollte hinterher noch irgendwo ein Bierchen tanken. Ich wäre durchgefahren, aber natürlich konnte ich nicht nein sagen. Na ja, wir sind dann in dieser Bar gelandet. Eigentlich wollten wir nur ein Gläschen trinken und wieder abzischen, aber auf einmal wirft sich mir dieses Mädel an den Hals.«
    »Connie Gormley.«
    »Ja. Sie war schon leicht angeschickert, und ich habe dann auch noch das eine oder andere Bier getrunken. Clayton war locker drauf, ein Gläschen in Ehren und so, du weißt schon. Und während er dann für kleine Königstiger war, haben wir uns draußen die Füße vertreten. Und sind auf dem Rücksitz von ihrem Wagen gelandet.«
    »Aber du warst doch schon damals mit Millicent zusammen«, sagte ich. Es war gar nicht wertend gemeint, mehr eine Frage, da ich mir nicht sicher war, wie lange er überhaupt schon verheiratet war. Rollys finsterer Blick ließ jedoch keinen Zweifel daran, wie er meine Bemerkung auffasste.
    »Ein Ausrutscher«, sagte er. »So was kann eben mal passieren.«
    »Na schön«, sagte ich. »Und wie ging es dann vom Rücksitz in den Straßengraben?«
    »Als wir … nun ja, als wir fertig waren, wollte sieplötzlich fünfzig Dollar von mir. Ich habe ihr gesagt, so läuft das nicht, ich hätte nicht gewusst, dass sie eine Nutte ist – aber vielleicht war sie auch gar keine, vielleicht brauchte sie einfach bloß Geld. Egal, jedenfalls wollte ich nichts herausrücken, worauf sie sagte, dann würde sie vielleicht mal gelegentlich bei mir zu Hause vorbeischauen und ein paar Takte mit meiner Frau reden.«
    »Oh.«
    »Na ja, und dann kam es irgendwie zum Gerangel zwischen uns, und als ich sie wegschubste, stolperte sie und schlug mit dem Kopf gegen die Stoßstange. Und das war’s.«
    »Sie war tot.«
    Rolly schluckte. »Das Problem war, dass uns jede Menge Leute in der Bar zusammen gesehen hatten. Und so kam ich auf die Idee, es wie einen Unfall hinzudrehen. Eine betrunkene Frau, die am Highway entlang nach Hause torkelt und überfahren wird – da würden die Cops doch nie nach einem Typen suchen, den sie in irgendeiner Kneipe angebaggert hat.«
    Ich schüttelte nur den Kopf.
    »Terry«, sagte er, »an meiner Stelle hättest du genauso die Nerven verloren. Jedenfalls bin ich wieder in die Bar und habe Clayton die Sache erklärt. Und aus irgendeinem Grund war ihm anscheinend ebenfalls nicht wohl bei dem Gedanken, von der Polizei vernommen zu werden. Damals hatte ich keine Ahnung, dass er nicht der Mann war, für den er sich ausgab, dass er ein Doppelleben führte. Jedenfalls verfrachteten wir sie in den Kofferraum, fuhren auf den Highway, und dann stießClayton ihre Leiche vor den Wagen. Danach haben wir sie dann in den Graben geworfen.«
    »O Gott«, sagte ich.
    »Ich muss immer wieder daran denken, Terry. Es war schauderhaft. Aber manchmal hat man eben keine Wahl.« Wieder schüttelte er den Kopf. »Clayton hat mir geschworen, niemandem etwas davon zu erzählen. In tausend Jahren nicht. Der Dreckskerl.«
    »Hat er auch nicht«, sagte ich. »Ich habe alles versucht, um ihm sein Geheimnis zu entlocken, und trotzdem hat er dich nicht verraten. Aber lass mich einfach mal raten, wie die Geschichte weitergeht. Eines Nachts verschwinden Clayton, Patricia und Todd. Spurlos. Niemand hat auch nur die geringste Ahnung, was geschehen ist, du genauso wenig wie jeder andere. Und dann erhältst du eines Nachts einen Anruf, vielleicht ein Jahr, vielleicht mehrere Jahre später. Clayton ist dran. Quidproquo. Er hat dich damals gedeckt, und jetzt bist du an der Reihe, ihm einen Gefallen zu tun. Du sollst einen kleinen Kurierdienst für ihn erledigen. Er schickt dir das Geld, und du leitest die Kohle weiter an Tess, deponierst sie in einem unbeobachteten Moment in ihrem Auto, wickelst sie in eine Zeitung vor ihrer Haustür ein.«
    Rolly starrte mich an.
    »Ja«, sagte er. »Das trifft es ziemlich genau.«
    »Und dann«, sagte ich, »erzähle ich dir
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