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Rettungskreuzer Ikarus Band 005 - Requiem

Rettungskreuzer Ikarus Band 005 - Requiem

Titel: Rettungskreuzer Ikarus Band 005 - Requiem
Autoren: Dirk van den Boom
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1.
     
    »Reichen Sie mir den Schneidbrenner!«
    Die Stimme Sonja DiMersis klang dumpf unter dem Helm des Raumanzuges, als sie
ihre Hand nach hinten hielt. Trooid legte ihr den schweren Brenner in die Rechte
und lugte ihr über die Schulter.
    »Ich befürchte, dass auch dahinter keine Überlebenden mehr sein
werden«, erklärte der Android sachlich und blickte auf das handliche
Ortungsgerät. »Es wird zwar ein Hohlraum mit Atmosphäre angezeigt,
aber keine Lebenszeichen.«
    Sonja DiMersi ließ sich davon nicht beeindrucken.
    »Das werden wir ja sehen«, erwiderte der Chief verbissen. »Diese
Orter haben schon oft genug versagt, vor allem bei Lebewesen mit anderer Körperchemie.
Wir werden nachschauen müssen!«
    Trooid schwieg. Seine Erfahrungsroutinen verrieten ihm, dass mit Sonja DiMersi
in diesem Zustand nicht zu diskutieren war. Sie war in ihre Arbeit versunken
und würde keine Sekunde ruhen, ehe sie nicht genaue Kenntnis über
das Schicksal eines jeden Besatzungsmitgliedes der Anambra hatte.
    Den Notruf des kleinen Frachters hatte die Ikarus auf dem Rückweg
von einer größeren Rettungsmission empfangen, bei der jede Hilfe
zu spät gekommen war. Nach dem Austritt aus einem Sternentor hatten die
hoch empfindlichen Geräte des Rettungskreuzers das Signal registriert,
und das Schiff hatte sich sofort dorthin begeben. Das verdreht wirkende Wrack
des alten Frachtschiffes, das die Kennung der Pronth-Hegemonie trug, hatte sofort
die Hoffnungen auf einen Erfolg sinken lassen. Ein Meteorit hatte den Raumer
getroffen und fast in zwei Stücke gerissen. Dennoch hatte Sentenza DiMersi
und Trooid befohlen, die Anambra aufzusuchen und sich durch das in sich
verkeilte Schiffswrack zu schweißen – eine Tätigkeit, mit der
das Team seit nunmehr fünf Stunden nahezu ohne Unterbrechung beschäftigt
war.
    »Wie ist die Lage?«, brach Sentenzas Stimme aus der Verständigung.
    Trooid übernahm es zu antworten. »Wir haben das Schiff ausgemessen
und dabei drei Leichen entdeckt. Ferner gibt es einen Hohlraum, in dem offenbar
noch Druck herrscht. Wir versuchen, uns langsam heranzupirschen. Der Chief schweißt
gerade ein äußeres Schleusenschott auf. Sobald wir drin sind, machen
wir hinten wieder zu und versuchen, zu dieser Luftblase vorzustoßen.«
    Für einen kurzen Augenblick schwieg der Captain, ehe er antwortete.
    »Was sagen die Sensoren?«
    »Keine Lebenszeichen. Der Chief will es trotzdem probieren.«
    Sentenza stieß ein zustimmendes Räuspern aus. Er wusste genauso wie
alle anderen, dass Sonja DiMersi bei einer Rettungsaktion nicht von einem einmal
gefassten Vorsatz abzubringen war, wenn auch nur die geringste Chance auf Rettung
eines Verletzten bestand. Wenn man etwas der Bordingenieurin nicht vorwerfen
konnte, dann war das mangelnder Einsatz oder gar Nachlässigkeit. DiMersi
hatte nach ihren Erfahrungen in der Vergangenheit die Pedanterie zur Religion
erhoben – leider in so vielen Bereichen, dass sie damit der Besatzung bisweilen
sehr auf die Nerven fiel.
    Das fahlweiße Licht des Schweißbogens drang in die verformte äußere
Schleusentür ein. Sie trennte das Vorderschiff vom Heck und gehörte
zu den Standard-Sicherheitseinrichtungen eines jeden Raumschiffes. Das Schott
musste sich sofort automatisch geschlossen haben, als die Sensoren einen Druckabfall
registrierten. Solche erbarmungslos reagierenden Automatismen hatten schon manchem
Besatzungsmitglied eines havarierten Bootes das Leben gerettet. Alle hofften,
dass es auch diesmal der Fall sein würde. Trooid kam nach Auswertung seiner
Daten jedoch zu dem Schluss, dass es für Hoffnung keinen Anlass gab. Seiner
Ansicht nach waren sie auf einem Totenschiff. Er hütete sich aber, dies
erneut vor dem Chief zu äußern.
    Einige Minuten vergingen, dann hatte DiMersi ein ausreichendes Loch geschaffen.
Mühsam zwängte sie sich durch die Öffnung, dann folgte ihr Trooid.
Die Messungen hatten bereits ergeben, dass sich im Inneren der Schleuse niemand
aufhielt. Nachdem beide in die Druckkammer getreten waren, holte Sonja eine
Packung Dichtungsmaterial heraus. Mit einigen geschickten Handbewegungen legte
sie es über das Loch, das sie gerade erst geschaffen hatte. Ein Adhäsionskleber
verband das reißfeste, leicht transportable Kunststoffmaterial mit der
Schleusentür. In wenigen Sekunden war das Schott wieder einigermaßen
dicht, dicht genug, um mit der Öffnung des inneren
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