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OCCUPY - Verschwörung aus dem Dunkeln (Gesamtausgabe)

OCCUPY - Verschwörung aus dem Dunkeln (Gesamtausgabe)

Titel: OCCUPY - Verschwörung aus dem Dunkeln (Gesamtausgabe)
Autoren: Felix G. Kraft
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Begleiterin, tschechischer oder polnischer Herkunft, dabei, die ihn ständig mit großen Augen zu vollem Einsatz animierte. Der Mann aus Südamerika sprach Englisch mit einem unverkennbar deutschen Akzent. Er war in Begleitung eines gut gekleideten älteren Herrn mit hagerem Gesicht und schneeweißen zurückgekämmten Haaren und zweier besonders finster drein schauender Männer mittleren Alters in langen schwarzen Ledermänteln angereist. Sie sahen aus wie eine Mischung aus altertümlichen Geheimagenten und Bodyguards. Der eine hatte hellblonde strähnige Haare, der andere einen schwarzen Kurzhaarschnitt. Doch der seltsamste von ihnen war der mysteriöse Bieter selbst. Er war zwischen 60 und 70 Jahren alt, hatte ein knochiges Gesicht mit einer kleinen, spitzen Nase, dunkle große Augen mit hängenden Liedern und trug einen manieristischen Schnauzbart mit hochgezwirbelten Ecken. Sein dichtes Haupthaar war ganz schwarz und nicht von grauen Haaren durchzogen. Sicherlich hatte der eitle Mann aus Übersee in diesem Punkt der Natur etwas nachgeholfen. An den Seiten waren die Haare relativ kurz rasiert, oben hatte er lange, strähnige Haare, die mit reichlich Gel streng zurückgekämmt waren. Schreiner glaubte vom ersten Augenblick an, diesen Mann schon einmal begegnet zu sein oder ihn zumindest aus dem Fernsehen zu kennen. Er konnte sich aber beim besten Willen nicht erinnern, wo das gewesen sein sollte.
    Als der Preis schließlich über eine Million £ kletterte, entwickelte sich eine lebhafte Diskussion zwischen den vier Männern aus Südamerika. Die Rädelsführer waren der weißhaarige alte Mann und der Schnauzbartträger. Der leicht übergewichtige, stoppelhaarige Texaner grinste leise vor sich hin und nahm seinen Hut ab. Der Schweiß lief ihm die Stirn herunter und er nahm ein Taschentuch mit Paisley-Muster zum Abwischen. Einzig der Chinese wirkte völlig ungerührt und cool. Zwischendurch zwinkerte er seiner attraktiven Begleiterin zu, die einen schwarzen Hosenanzug mit weißer Rüschenbluse trug.
    Schreiner wandte sich zu Markus Scholl: „Da ist noch etwas Luft nach oben, aber jenseits der 1 Million £ denken die Bieter etwas länger nach, was sie sagen.“
    „Na ja, ehrlich gesagt ist es auch eine Menge Geld für die rudimentären Überreste von einem uralten Flugapparat, der sich nur noch als reines Dekoobjekt eignet. Und das auch nur in der Garage oder im Keller. Oder wolltest du vielleicht so ein hässliches unlackiertes Fragment im Wohnzimmer hängen haben?“
    „Nein, Markus, aber ich hätte das seltene Stück schon gerne in Stuttgart behalten. Schon alleine, damit die Stadtkasse das Geld nicht einkassieren kann, denn wenn es nach mir ginge, würde unser Hauptbahnhof oben bleiben. Du weißt ja, dass ich eifrig demonstriert und Flugblätter gegen das Irrsinnsprojekt verfasst habe. Und jetzt muss sich zur Finanzierung der Tieferlegung beitragen. Das ist schon eine gewisse Ironie des Schicksals. Allerdings bin ich so altmodisch in meiner Pflichtauffassung, dass sich im Dienst meine eigenen Interessen hinten anstelle.“
    „Ja, du und deine Pflichterfüllung. So seid ihr halt, ihr waschechten Schwaben. Sie werden dir eine Ehrenplakette verleihen, denn wenn das so weitergeht knacken wir gleich die Grenze von 2 Millionen £. Nicht schlecht für etwas Altmetall mit Holzverkleidung nicht wahr?“ staunte Markus Scholl, der eigentlich aus Mannheim stammte und sich nicht im geringsten für die Bahnhofspläne interessierte. Für ihn zählte allein, dass er dann noch schneller Zug fahren konnte.
    Es dauerte wirklich nicht mehr lange und der Preis übersprang die Grenze von zwei Millionen £. Schreiner starrte gebannt auf die finstere Miene des Mannes aus Südamerika. Er schien innerlich sehr zornig zu sein und sein Gesicht lief rot an während er nervös auf der Unterlippe herum kaute. Er durchbohrte mit stechendem Blick den Texaner, der großzügig in Schritten von 200.000 £ den Preis in die Höhe getrieben hatte und in der ganzen Sache einen gewissen Sport zu sehen schien. Bei 2,2 Millionen £ gab der Mann mit dem Schnauzer mit geballten Fäusten kopfschüttelnd zu verstehen, dass er aussteigen würde. Nun machten der Ami und der Chinese die Sache unter sich aus. Der Chinese erhielt schlussendlich bei unglaublichen 2,6 Millionen £ den Zuschlag für den Zufallsfund. Er lächelte zufrieden seine Partnerin an und lehnte sich zurück. Er öffnete den obersten Knopf seines Hemdes und lockerte die rote Seidenkrawatte.
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