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OCCUPY - Verschwörung aus dem Dunkeln (Gesamtausgabe)

OCCUPY - Verschwörung aus dem Dunkeln (Gesamtausgabe)

Titel: OCCUPY - Verschwörung aus dem Dunkeln (Gesamtausgabe)
Autoren: Felix G. Kraft
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Der Mann war offensichtlich zufrieden mit sich und der Welt. Derweil murmelte der schwitzende Texaner etwas in sein Doppelkinn, doch auch offensichtlich hatte er seinen Spaß gehabt. Ganz im Gegensatz zu den Jungs aus Südamerika. Mit versteinerten Minen erhoben sie sich von ihren Plätzen, warfen dem Chinesen eiskalte Blicke zu und machten auf dem Absatz kehrt, um den Saal zu verlassen. Sie marschierten zu viert durch die zweiflügeligen Holztüren. Ihr Gang erinnerte Schreiner ein wenig an Stechschritt von Militärparaden. Die vier seltsamen Typen strahlten ohnehin etwas Militärisches aus.
    „Die Naziopas haben offenbar voll den Hals“, amüsierte sich Markus Scholl, der in seinem viel zu weiten, abgewetzten grauen Sakko etwas verloren wirkte.
    Schreiner beugte sich zu ihm herüber: „Stimmt, die sahen wirklich etwas aus wie aus einem Gestapofilm. Wer weiß, vielleicht sind es die Nachfahren von irgendwelchen Nazigrößen, die sich nach dem Krieg nach Südamerika abgesetzt haben und wollen jetzt zur Erinnerung die Utensilien ihrer Väter einsammeln“, sinnierte Simon Schreiner während sich seine Stirn in Falten legte.
    Der durchdringende Blick des geheimnisvollen Fremden mit dem hochgezwirbelten Schnauzbart und den streng zurückgekämmten Haaren beim Verlassen des Saals ging Schreiner auch beim gemeinsamen Mittagessen mit seinem Assistenten nicht aus dem Sinn. Der alte Mann schaute fast so, als ob er sagen wollte, die Sache wird ein Nachspiel haben. Er sah nicht so aus wie jemand, der sich damit so einfach abfinden würde, nicht das bekommen zu haben, für das er angereist war.
    Mit dieser quälenden Vermutung sollte Schreiner schließlich Recht behalten. Als er am nächsten Morgen vor der Abreise nach Deutschland im Auktionshaus anrief, um letzte Formalitäten mit der Überweisung der 2,6 Millionen £ in die Stuttgarter Stadtkasse zu klären, erhielt er eine schockierende Nachricht: Die bestens gesicherte Lagerhalle war in der vergangenen Nacht aufgebrochen worden. Von allen versteigerten Objekten fehlte nur eines: die Kanzel der Horten. Zwar war das jetzt nach der Auktion nicht mehr Schreiners Problem, aber er fühlte sich irgendwie verantwortlich. Vielleicht war es auch, weil er so ein komisches Gefühl hatte. Die vier Fremden von Übersee, die ihm nicht aus dem Kopf gingen, die sich offensichtlich so an einem Haufen Metall und Holz mit sechs vorsintflutlichen Triebwerken festgebissen hatten. Wer klaut schon so ein Objekt, das so sperrig und so selten war, dass man es nirgendwo auf der Welt anbieten konnte. Und man konnte es auch nicht einfach in einem Safe einschließen und gelegentlich zum Betrachten herausholen. Es musste eine Erklärung dafür geben, auch wenn Schreiner noch nicht die leiseste Idee hatte. Es war mehr ein Bauchgefühl, das ihm sagte: Hier stimmt etwas nicht, da bist du gerade mit deinem Assistenten in irgendeine ziemlich schräge Sache hineingeschlittert.
    Die beiden Deutschen buchten ihren Flug auf den späten Abend um und riefen sich ein Taxi, das sie zum Auktionshaus brachte. Dort war bereits Scotland Yard zugange. Weil Schreiner die Stadt Stuttgart vertrat und zudem ein eloquenter Zeitgenosse war, der fließend Englisch sprach – wenn auch mit leicht schwäbischen Akzent – beantworteten ihm die Vertreter des Auktionshauses und die Ermittler von Scotland Yard unter der Hand ein paar Fragen. Ganz offensichtlich handelte es sich um die Arbeit von Profis. Auch die Polizei schloss einen gewöhnlichen Raub vollkommen aus. Schließlich hätte jeder Räuber eher eines der ebenfalls in der Halle eingelagerten Werke von Monet, die goldene Rolex-Uhr des Maharadschas von Eschnapur oder den roten Ferrari eines ehemaligen englischen Fußballprofis mitgenommen. Das Letzte, das ein gewöhnlicher Dieb gebrauchen konnte und das sich auch nicht schnell zu Geld machen ließ, war die mit zwei Triebwerken bestückte Kanzel eines niemals zum Einsatz gekommenen deutschen Kriegsgeräts aus dem Zweiten Weltkrieg.
    Schreiner fragte den Inspektor von Scotland Yard, wie er denn ein solches Objekt außer Landes schaffen würde. Auf der Straße machte es mit seinen sperrigen Abmessungen einen Spezialtransporter erforderlich. In der Luft auch. Der Professor hatte keinerlei Beweise, doch sein Gefühl sagte ihm, dass der Texaner die ganze Auktion zu sportlich genommen hatte und mit seiner trägen, übergewichtigen Erscheinung auch nicht unbedingt der übliche Verdächtige wäre, der nachts allein in ein
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