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Nybbas Träume - Benkau, J: Nybbas Träume

Nybbas Träume - Benkau, J: Nybbas Träume

Titel: Nybbas Träume - Benkau, J: Nybbas Träume
Autoren: Jennifer Benkau
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geschafft?“
    Er nickte. „Er ist frei und als Schatten geflohen, um die anderen beiden Clerica von hier wegzulocken, sodass ich den Körper hoffentlich unbemerkt wechseln konnte. So schlapp wie ich war, werden sie es kaum bemerkt haben. Du wirst ihn wiedersehen, aber glaub nicht, dass du ihn erkennen wirst. Elias gibt es nicht mehr. Derzeit existiert nur der Ilyan. Er verschafft uns etwas Zeit.“
    „Dann sollten wir sie nutzen“, entschied Joana.
    Auch wenn Agnes und der andere Clerica abgelenkt waren, sie hatte die Reiniger nicht vergessen. Außerdem wollte sie nichts anderes, als endlich von diesem grauenerregenden Ort zu verschwinden, wenn sie auch nicht die geringste Idee hatte, wo sie hingehen sollten. Nur weg. Weit weg.
    Sie half Nicholas aufzustehen. Er war immer noch blass und wirkte schwach, doch mit jeder Minute schien es ihm besser zu gehen.
    Vielleicht schon wieder zu gut, denn er zog ein Messer aus dem Gürtel des leblosen Clericas und trat an den Körper von Alexander Meyers. Immer noch stand dessen Kopf in einem anatomisch unmöglichen Winkel vom Körper ab. Nicholas setzte die Klinge unterhalb seines Brustbeins in einem schrägen Winkel an und trieb sie mit einem Stoß in die Brust des Toten. Er keuchte laut, das Messer so fest in der Faust zu halten, musste ihm wahnsinnige Schmerzen bereiten.
    Joana wandte sich angeekelt ab. „Was tust du da? Der Typ ist schon tot, Nicholas!“
    „Komm her“, verlangte er leise, in nahezu verführerischem Ton. „Komm. Vertrau mir.“
    Sie schluckte, gehorchte und hockte sich dicht neben ihm nieder. Er drückte zwei bebende Finger tief in die Stichwunde und zog mit dem dunklen Blut des Dämons eine breite Linie auf Joanas Stirn und dann eine auf seiner eigenen.
    Sie schauderte heftig, doch er lächelte sie sanft an. „Nur ein Ritual in unseren Reihen. Eine Ehrung für dich und mich, da wir ihn besiegt haben. Und Schmäh für ihn, damit er das nicht so schnell vergisst.“
    „Okay“, murmelte Joana gedehnt und unterdrückte den Drang, das klebrige Blut fortzuwischen. „Ein archaischer Versuch der Traumatabewältigung also.“
    „So kann man es nennen.“
    Einen Moment sah er ihr tief in die Augen, dann küsste er ihre Stirn. Ein Hauch von Blut schimmerte dunkel auf seinen Lippen. Er drückte sie sanft aber bestimmt auf ihre, ehe sie zurückweichen konnte. Ebenso schnell wie er begonnen hatte, endete der Kuss und ließ einen seltsamen, süßwürzigen Geschmack zurück. Joana blieb keine Zeit zu reagieren. Nicholas leckte sich selbst kurz über die Unterlippe und sagte:
    „Aber jetzt nichts wie weg hier.“
    Arm in Arm liefen sie den verlassenen Korridor entlang und hielten auf die Tiefgarage zu. Joana war nicht klar, ob sie sich an Nicholas festhielt, oder ihn stützte. In der Garage sahen sie sich zwischen den geparkten Wagen und den klobigen Betonpfeilern um. Doch auch hier war um diese nachtschlafende Zeit niemand mehr. Vielleicht hatten die Clerica dafür gesorgt.
    Nicholas gelang es nicht, mit seinen zitternden Händen den Autoschlüssel aus seiner Hosentasche zu bekommen. Joana musste ihm helfen, entriegelte den BMW per Knopfdruck und öffnete die Beifahrertür. Mit seinen Verletzungen würde Nicholas niemals fahren können.
    „Auto, Körper, Zigaretten, Ausweis, Waffe, Geld“, zählte er auf, und ließ sich widerstandslos in den Wagen schieben. „Und meine Frau. Ich glaube, ich habe alles Wichtige. Wir können verschwinden.“
    Er warf ihr einen langen Blick zu, aus dem pure Unsicherheit schneite und sein Gesicht leer zurückließ.
    „Wenn du denn mit mir kommen willst.“
    „Tabula Rasa?“, fragte Joana und hob eine seiner Haarsträhnen an, um in die dahinter versteckten Augen zu sehen. Das Lächeln schlich sich vollkommen unbewusst in ihr Gesicht. Sie bemerkte es selbst erst, als es aus seinem Gesicht widerstrahlte. „Ich will nichts lieber, als bei dir zu sein.“
    Sie küsste ihn kurz und so heftig, dass sie Blut schmeckte. Dann eilte sie um den Wagen herum und stieg ein. Als sie den Motor startete, grollte dieser so laut, tief und erhaben auf, dass es in ihrem Magen kribbelte. Ihr Blick fiel auf einen schwarz glänzenden Bentley, der einige Reihen weiter längs zur Fahrspur parkte.
    „Ist das Whiros Auto?“, fragte sie aus einer Ahnung heraus und verstärkte den Griff ums Lenkrad.
    „Es war sein Auto“, korrigierte Nicholas.
    „Hm.“ Joana überlegte, ihn zu fragen, wie er Lackschäden gegenüberstand. Andererseits hatte er sie
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