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Nybbas Träume - Benkau, J: Nybbas Träume

Nybbas Träume - Benkau, J: Nybbas Träume

Titel: Nybbas Träume - Benkau, J: Nybbas Träume
Autoren: Jennifer Benkau
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auch nicht um Erlaubnis gebeten, bevor er ihr das Dämonenblut auf die Stirn und die Lippen geschmiert hatte. „Schnall dich an!“, verlangte sie kühl.
    Er hatte Probleme mit dem Gurt, sodass sie ihm helfen musste. Dann gab sie Gas und schoss aus der Parklücke. Neben dem Bentley riss sie das Lenkrad zur Seite. Der Kotflügel des BMWs knallte schräg gegen die Fahrertür. Der große Geländewagen wurde trotz der Wucht der Kollision lediglich leicht durchgeschüttelt. Unter Scheppern, Knirschen und dem Kreischen des Metalls zerkratzte Joana die Limousine der Länge nach. Sie warf ihrem Werk einen Blick durch den Rückspiegel zu und schenkte sich dann selbst ein diabolisches Lächeln.
    Friss das, Whiro, du miese Bazille!
    Nicholas starrte sie aus großen Augen an. „Jo? Was war das denn?“
    „Meine Art archaischer Traumatabewältigung.“
    Er pustete sich das Haar aus der Stirn. „Interessant. Geht’s dir jetzt besser?“
    „Viel besser.“ Mit gemäßigtem Tempo lenkte sie den Wagen aus der Tiefgarage heraus. „Wohin fahren wir?“
    Nicholas hob die Schultern und begann, seine Hände vorsichtig zu kneten und zu bewegen. „Ich habe keine Ahnung. Aber davon jede Menge. Wohin willst du?“
    „Einfach geradeaus“, flüsterte Joana. „Immer weiter, ohne ein Ziel.“
    „Weißt du, genau da wollte ich immer schon mal hin.“
    Sie hielten sich in südwestliche Richtung und Joana erzählte von den Erlebnissen mit Christina. Nicholas hörte schweigend zu.
    Die Straßen waren leer und spielten in der Dunkelheit der Nacht Friedlichkeit vor. Licht und Schatten tanzten überall und malten ihre Bilder auf Asphalt und Hauswände, wie vergängliche Graffitis. Nach kurzer Zeit verließen sie die Stadt und der BMW teilte mit seinem Scheinwerferlicht die Schwärze der Landstraßen.
    Nicholas rollte seinen langen Körper auf dem Beifahrersitz soweit er konnte zusammen, bis es ihm gelang, den Kopf auf der Armlehne zwischen den Sitzen abzulegen.
    Sie massierte mit der Rechten sanft seinen Nacken, kämmte mit den Fingern durch sein blutverklebtes Haar und streichelte seine Stirn. Wenn sie schalten musste, stabilisierte sie das Lenkrad mit dem Knie und betätigte den Knüppel mit links. Ihn jetzt nicht zu berühren, würde ihr körperliche Schmerzen verursachen und ihm sicherlich ebenso. Als sie an einem Bahnübergang warten mussten, beugte sie sich zu ihm herunter und küsste seine Schläfe.
    „Entschuldige“, sagte er leise und seufzte. „Ich wünschte, ich wäre es, der dich hier wegbringt.“ Er legte seine Hand so vorsichtig er konnte dicht neben ihrer Schnittwunde auf ihren Oberschenkel. „Ich sollte deine Wunde versorgen, deine Tränen einzeln wegküssen und all das Blut mit warmem Wasser und duftender Seife von deinem Körper waschen. Ich sollte dich in ein weiches Bett legen, dich in Seide hüllen und dich lieben, bis du alles, was passiert ist, vergessen kannst. Ich wünschte, ich hätte dich nicht in diesen Alptraum gezogen …“
    „Schsch!“, machte Joana leise und streichelte immer wieder über seine Lider, damit er sie geschlossen ließ. „Ich will, dass du schläfst. Du hast eine schreckliche Nacht hinter dir.“
    Er lachte humorlos. „Ach, dann war deine besser?“
    „Das Fahren entspannt mich. Und wer weiß, wann du mich wieder hinters Lenkrad deines Wagens lässt. Wenn du die Beulen und Kratzer erst siehst, vermutlich erst in hundert Jahren. Außerdem habe ich nicht gekämpft wie ein Löwe und bin kaum verletzt worden. Bitte Nicholas, lass mich einfach fahren. Ich will nur hier weg. Alles andere holen wir nach. Ich freu mich schon drauf. Aber jetzt schlaf ein bisschen, versuch es wenigstens.“
    „Nein.“ Er machte Anstalten, sich wieder aufzurichten. „Ich bleib mit dir wach.“
    „Leg den Kopf hin“, befahl Joana und drückte ihn mit sanfter Gewalt nieder. „Ich will dich berühren. Ich will fühlen, wie du dich unter meiner Hand entspannst. Tu für mich so, als würdest du schlafen. Nur ein paar Minuten.“
    Er seufzte, ließ aber gehorsam das Gesicht wieder auf die Armlehne sinken und schloss die Augen. Wieder und wieder strich sie über die verspannten Züge seiner Brauen und die kleine Delle in seiner Stirn, bis sein Gesicht irgendwann weich und sein Atem ruhig und gleichmäßig wurde.
    Erst dann erlaubte sie sich selbst ein paar Tränen und die Worte, die ihr noch einmal über die Lippen wollten. „Ich liebe dich“, flüsterte sie lautlos in die Stille und spürte ein Zucken seiner
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