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Nur für eine Stunde?

Nur für eine Stunde?

Titel: Nur für eine Stunde?
Autoren: Judith Arnold
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es haben? Soll es in die Garage?”
    Wozu lange diskutieren? dachte sie und sagte: “Solange das Wetter noch milde ist, kann es auf der Veranda stehen.”
    “Ich trag’s Ihnen rauf.” Er stellte das Fahrrad auf den Boden und wartete, während Martha Helm und Rucksack vom Rücksitz nahm und fieberhaft überlegte, ob sie ihn ins Haus bitten sollte.
    Nein, entschied sie, ihn in ihrem Haus haben, das konnte sie nicht. Es war schon zu viel für ihre Nerven, ihn die Auffahrt entlang und auf dem schmalen Pfad zwischen Haus und Garage nach hinten zu führen. Sie hörte Lucys aufgeregtes Gebell.
    “Ich habe einen Hund”, warnte sie Blake, als sie vor ihm die drei Stufen zur Veranda hochging und die Tür entriegelte. “Am besten, Sie warten einen Moment.”
    Während Blake am Fuß der Treppe stehen blieb, schob Martha die Tür auf, und schon kam Lucy angestürmt und sprang vor Freude an ihr hoch. “Ist ja gut, Lucy, ist ja gut.” Martha klopfte ihrem Hund auf den Rücken und warf Helm und Rucksack auf den Liegestuhl neben der Tür. Dann hob sie Lucy auf den Arm, damit sie Blake nicht ansprang. Zwar war die Hündin nicht übermäßig groß, aber sie wog bestimmt mehr als das Fahrrad, und wenn sie so aufgedreht war wie jetzt, konnte sie sogar einen so großen und kräftigen Mann wie Blake leicht umwerfen. “Alles klar!”, rief sie.
    Als er mit dem Fahrrad die Stufen hochkam, musterte er Martha und ihren energiegeladenen Hund mit einem amüsierten Lächeln. “Hallo, Hund”, sagte er, lehnte das Rad an die Wand und kraulte Lucy hinter den Ohren. Die Hündin drehte den Kopf und leckte ihm die Hand.
    “Sie heißt Lucy”, erklärte Martha, die Hündin in ihren Armen wiegend. Wieder kraulte Blake das Tier und strich ihm über das Fell. Allmählich beruhigte Lucy sich, hob den Kopf und ließ sich von ihm unter der Schnauze streicheln. Sie japste glücklich, und Martha dachte, dass sie, wäre sie Lucy gewesen, jetzt auch selig gewesen wäre.
    Was für ein idiotischer Gedanke! Ihre Wangen wurden heiß, trotz der kühlen Abendluft. Blake war viel zu nah, sie konnte in dem matten Schein der Verandabeleuchtung die goldenen Härchen auf seinen Unterarmen sehen. Sie sah auch den Bartschatten auf seinen Jochbögen und nahm den schwachen Duft seines würzigen Rasierwassers wahr. “Hallo, große starke Lucy”, murmelte er sanft und kraulte den Hals des Hundes. “Wie geht’s dir, Mädchen?” Fast konnte Martha seinen Atem auf dem Gesicht spüren.
    Ihr war, als ob sie auch seinen Blick auf ihrem Gesicht fühlte, und als sie verstohlen zu ihm sah, wusste sie, dass es keine Einbildung war. Er blickte sie unverwandt an, mit einem Ausdruck, als ob etwas nicht in Ordnung wäre. Starrte sie an, als ob ihr plötzlich eine zweite Nase gewachsen wäre.
    “Was ist?”, fragte sie irritiert.
    “Mit einem Hund hätte ich Sie mir nie vorgestellt.”
    Anscheinend sah sie total perplex aus, denn er fügte erklärend hinzu: “Sie sind eher der Katzentyp.”
    Katzentyp! Übersetzt hieß das: allein lebende Frau. Warum dachten die Leute bloß immer, dass weibliche Singles Katzen bevorzugten? Besonders alte Jungfern und Feministinnen. Aber im Grunde wäre es gar nicht so sehr daneben gewesen, wenn man ihr dieses Etikett verpasst hätte. Überdies glaubte sie wie alle Katzenfans, dass Katzen intelligenter als Hunde sind, und sie gab ehrlich zu, dass Lucy manchmal unwahrscheinlich dusselig sein konnte. Aber sie hatte Lucy nicht wegen ihrer Intelligenz adoptiert, sondern weil sie vor einem Jahr ihr Foto in einem Lokalblättchen gesehen hatte und darunter den Appell des Tierheims, dass nicht nur der niedliche abgebildete Welpe, sondern viele andere Hunde ein gutes Zuhause suchten. Lucy hatte auf dem Foto so herzerweichend süß ausgesehen, dass Martha nicht widerstehen konnte. So war sie Hundebesitzerin geworden.
    Blake war ohne Frage ein Mensch, der auf Hunde stand. Mit beiden Händen rieb er Lucys Rücken, und Lucy war selig, das war nicht zu übersehen. Er wusste, was ein Hund mochte, und sein Gesichtsausdruck verriet, wie viel Spaß es ihm brachte, mit Lucy zusammen zu sein.
    “Hübsch haben Sie es hier”, bemerkte er und blickte sich um, während er fortfuhr, Lucy zu streicheln.
    “Danke”, sagte Martha und fragte sich, was er so hübsch fand, da es außer den schlichten Möbeln auf der Veranda und der gelben Glaslampe über der Tür nicht viel zu sehen gab. Es war zu dunkel, um etwas vom Garten zu erkennen, aber selbst bei Tageslicht war
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